Splunk & Co: Big Brother im Auftrag der Kunden
Immer mehr Produkte werden von Computern gesteuert, die per Internet Daten liefern. Deren Analyse verspricht wachsende Gewinne - für Hersteller, Nutzer und vor allem Softwareanbieter.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Profitoptimierung per Fahrstuhl? Bei einem japanischen Immobilienkonzern funktioniert das bereits. In dessen Bürogebäuden registrieren Minicomputer über die Zugangskarten für die Aufzüge, wie viele und welche Personen - Angestellte oder Besucher - sich zu welcher Zeit und wie lange wo im Gebäude aufhalten. Die Daten werden per Internet an die Verwaltung gesendet. Aus der Änderung der Daten binnen Tagen, Wochen und Monaten wird dann auf die Geschäftsentwicklung der Mieter geschlossen - und der Preis der Büros entsprechend angepasst.
Bevor der Immobilienkonzern seinen eigenen Konjunkturindikator für Mietpreise entwickeln konnte, mussten die Liftdaten allerdings erst aus der Maschinensprache übersetzt und analysiert werden. Geliefert hat das Programm dafür der kalifornische Softwarehersteller Splunk: "Mit dem Indikator kann die Gebäudenutzung sechs Monate im Voraus abgeschätzt werden. In Japan, wo Informationen über Veränderungen der finanziellen Situation von Firmen, also auch der Mieter, spärlich sind, ist das wertvoll", erklärt Splunk-Chef Godfrey Sullivan gegenüber €uro am Sonntag.
Schon längst ist es möglich, dass die in unterschiedlichsten Geräten eingebauten Computer auch Daten über die Nutzung, Belastung oder auch technischen Ausfälle der Produkte registrieren. Doch erst mit der schnellen Datenübertragung per Internet - ob über Kabel oder mobiles Web - können die Unternehmen Informationen quasi in Echtzeit auslesen und darauf reagieren. An der Schlüsselstelle der Kommunikation zwischen Gerät und Hersteller oder Wartungsdienst sitzen Softwarefirmen wie Splunk. Denn deren Programme übersetzen und analysieren die Informationen aus der Maschinensprache, in der die Kommunikation zwischen den via Web verbundenen Geräten abläuft. Ein schnell wachsendes Geschäft, mit dem sich nicht nur Splunk kräftige Gewinne erhofft.
Internet der Dinge beschleunigt
Ähnlich wie die Fahrstühle haben zunehmend mehr Geräte Anschluss ans Web. Die Datenmengen, die dabei übertragen werden können, sind riesig - Big Data ist deshalb die Branchenbezeichnung für das Geschäft mit dem Senden, Speichern und Auswerten der Informationen.
Experten erwarten, dass auf der kommende Woche in Hannover stattfindenden Computermesse Cebit unterschiedlichste Branchen ihre Lösungen für das sogenannte Internet der Dinge (siehe Glossar) vorstellen werden. Zwar steht die Entwicklung erst am Anfang, doch die Nutzungsmöglichkeiten der Computerinfos könnten ganze Wirtschaftszweige verändern.
Mit der Auswertung von Informationen aus der bisher unzugänglichen Maschinensprache können Firmen ihre Produkte verbessern und Abläufe beschleunigen. So baut Siemens-Konkurrent General Electric (GE) Sensoren in komplexe Produkte wie Flugzeug- und Kraftwerkturbinen oder medizintechnische Geräte ein. Über die Online-Auswertung der Gerätedaten soll die Produktqualität verbessert werden.
Über die langfristige Datenanalyse plant GE auch zusätzliche Umsätze einzufahren. Wie das funktionieren könnte, zeigt New York Air Brake, ein amerikanischer Hersteller von Zugbremsen und -fahrsystemen. Aktuell melden bereits 18.000 Lokomotiven, die in den USA im Einsatz sind, via Sensor zeitnah die Nutzungsdaten an die Rechner der Firma. Laut dem Bremsenhersteller lassen sich aus den Ergebnissen die Zugfahrten optimieren. Nur ein Prozent weniger Kraftstoffverbrauch senkt demnach die Betriebskosten der Lokflotte schon um eine Milliarde Dollar pro Jahr. Für seine Dienstleistung könnte New York Air Brake einen Teil dieser Einsparungen für sich beanspruchen.
Die Ausbreitung der Big-Data-Analyse ist also auch ohne kühne Zukunftsszenarien verständlich. Die Schätzungen darüber, wie viel Umsatz die Softwareunternehmen mit Big-Data-Analyse während der nächsten Jahre einfahren werden, gehen allerdings weit auseinander. Während einige Marktforscher laut Börsendienst Bloomberg bis 2016 ein jährliches Wachstum des Markts um 36 Prozent auf dann sechs Milliarden Dollar erwarten, prognostiziert das Analysehaus IDC sogar 25 Milliarden Dollar Gesamtvolumen.
So einfach wie googeln
Big-Data-Pionier Splunk hat bisher die Nase vorn. Weltweit hat die 2003 in San Francisco gegründete Firma 7.000 Firmen als Kunden. Die Hälfte der DAX-Konzerne und zwei Drittel der 100 größten US-Konzerne gehören laut Splunk dazu. Etwa ein Zehntel der weltweiten Umsätze mit Big-Data-Software gehen auf das Konto der Kalifornier, trotz mächtiger Konkurrenten wie IBM und EMC mit großen Kundenstämmen. Für Sullivan, der zehn Jahre als Manager bei Apple gearbeitet hat, ist beim Design der Software deshalb "Keep it simple" das oberste Gebot.
"Datenabfragen über Splunk müssen so einfach wie googeln im Web sein", sagt der gebürtige Texaner. "Wer einmal mit der Big-Data-Auswertung begonnen hat, kommt oft erst richtig auf den Geschmack", sagt Sullivan. "Etwa ein Drittel des Geschäfts machen wir mit Analysen, die neu entdeckt werden." Die Experimentierfreudigkeit der Kunden ist auch gut für das Geschäft von Splunk: Abgerechnet wird nach der Menge der analysierten Daten.
"Trotz der Erfolge von Big-Data-Aufsteigern wie Splunk oder Tableau Software geben Unternehmen bisher nur zögerlich mehr Geld für die neue Datenanalyse aus", sagt UBS-Analyst Brent Thill. Technologieriesen wie IBM, Oracle oder EMC kommen mit ihren Angeboten nur schleppend voran. Ihre Software ist aufwendig zu bedienen. Es sei deshalb erfrischend zu sehen, wie Firmen wie Splunk oder Tableau Software "mit originellen Ansätzen einen Markt aufwirbeln, der durch schlichte Weiterentwicklung alter Produkte und Ideen gesättigt war", so Thill. Tableau meldete kürzlich überraschend seinen ersten Quartalsgewinn. Diese Erfolge werden die Großen zu Übernahmen reizen.
Oracle-Gründer Larry Ellison gilt als hartnäckiger Jäger. 2008 verkaufte Sullivan die Firma Hyperion an Oracle. "Damals konsolidierte der Markt", sagt der Splunk-Chef. Beim kalifornischen Aufsteiger geht es dagegen steil nach oben. Ellison dürfte vergeblich anklopfen.
GLOSSAR:
Big Data
Big Data ist der Branchenbegriff für große Datenmengen. Sie entstehen, wenn Computer, Smartphones aber auch Fahrzeuge oder ganze Industrieanlagen via Internet kommunizieren. Das globale Datenvolumen verdoppelt sich alle zwei Jahre. Getrieben wird das auch durch maschinelle Datenübermittlung per Web. Schätzungen zufolge wird stündlich das Hundertfache der Datenmenge erzeugt, die Googles Rechenzentren in der gleichen Zeit verarbeitet.
Das Internet der Dinge
Das Internet der Dinge beschreibt, dass Computer als Geräte in den Hintergrund treten und durch ein Vielfaches an "intelligenten Gegenständen" ersetzt werden. Die immer kleineren eingebetteten Computer sollen Menschen unterstützen ohne abzulenken.
Investor-Info
Splunk
Begehrt und teuer
Der Software-Pionier im Big-Data-Markt ist der direkte Weg, um auf diesen Trend zu setzen. Mit gut 300 Millionen Dollar Umsatz fährt Splunk Schätzungen zufolge gut ein Zehntel des Branchenumsatzes ein. Bis 2016 erwarten Analysten jährliche Steigerungen von mehr als 30 Prozent. Schwarze Zahlen werden aber erst 2016 erwartet. Aktuell ist die Aktie jedoch zu teuer. Kursrückschläge abwarten.
Tableau Software
Erstmals schwarze Zahlen
Der erste Gewinn von 11,2 Millionen Dollar im vierten Quartal hat die Aktie des Spezialisten für die Analyse großer Datenmengen deutlich beflügelt. Analysten hatten nur das Erreichen der Gewinnzone erwartet. Schwarze Zahlen für das Gesamtjahr werden bei der seit 2013 börsennotierten US-Firma erst 2015 erwartet. Die Aktien des Aufsteigers mit hohem Wachstum sind teuer. Risikobereite greifen zu.
Oracle
Finanzstark und günstig
Während der vergangenen Quartale lieferte der SAP-Konkurrent in Silicon Valley nur durchschnittliche Quartalsbilanzen. Analysten erwarten deshalb, dass der Anbieter von Firmensoftware mit seinen 13 Milliarden Dollar Cashreserve sein Softwareportfolio durch Zukäufe erweitern wird. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2014 und 2015 ist die Aktie günstiger als SAP und Microsoft. Kaufen.
Qlik Technologies
Im Visier der Riesen
Nach der heftigen Korrektur auf dem Allzeithoch bei 27,50 Euro zieht der Kurs seit Mitte Dezember wieder an. Der Big-Data-Spezialist passt nach Einschätzung von Branchenkennern gut in Oracles Portfolio. Qlik schreibt schwarze Zahlen. Die Geschäftsentwicklung hängt jedoch vom Erfolg der neuen Software ab, die 2014 vorgestellt werden soll. Kaufen.
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