Zweite Chance für Europa-Aktien
Die Aktienkurse an Europas Börsen haben in den vergangenen Wochen keine klare Richtung gefunden. Auf den Notierungen lasteten geopolitische Risiken sowie eine schwache Konjunktur.
von Michael Schmidt, Gastautor von Euro am Sonntag
Das Auf und Ab an den europäischen Börsen ist in weiten Teilen den unklaren konjunkturellen Perspektiven nach dem eher schwachen zweiten Quartal sowie den zahlreichen schlechten Nachrichten von Konflikten und Krisen rund um den Globus geschuldet. Die Sanktionsspirale, in die sich Russland und die westlichen Staaten begeben haben, schwächt die Einnahmebasis mancher Unternehmen im Euroraum. Die Eskalation im Irak und in Syrien, wo die Terrorgruppe Islamischer Staat etliche Regionen beherrscht, schürt die Unsicherheit unter den global tätigen Anlegern.
Und von den europäischen Unternehmen waren weder für das erste noch für das zweite Quartal dieses Jahres überdurchschnittlich gute Zahlen zu vernehmen. Warum also, fragen sich viele Investoren, sollte sich das Blatt nun noch einmal wenden? Warum jetzt europäische Aktien kaufen?
Schwacher Euro ist gut für die
exportorientierte Industrie
Manchmal täuscht der erste Eindruck. Richtig ist, dass über den Sommer viel Unsicherheit im Markt war. Das lässt sich an den Kursverläufen ablesen. Allerdings stehen die Chancen gut, dass die Situation sich verbessert und ein Ende des stark schwankenden Seitwärtstrends erreicht ist.
Einen ersten Anstoß gab unlängst die Europäische Zentralbank (EZB): Die Notenbanker haben erneut Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. Dabei ist die Senkung des Leitzinses ebenso maßgeblich wie die Ankaufprogramme für forderungsbesicherte Wertpapiere. Für alle Marktteilnehmer aber wichtig ist das Signal, dass die Notenbank einmal mehr Handlungsfähigkeit bewiesen hat und im Zweifelsfall bereit ist, noch einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zu ziehen: den Ankauf von Staatsanleihen, auch als Quantitative Easing (QE) bekannt. Die US-Notenbank hat mittels QE mit Erfolg die Konjunktur in den USA auf Vordermann gebracht und führt das Ankaufprogramm seit Jahresbeginn wieder zurück.
Das Maßnahmenpaket der EZB dürfte noch einen zweiten Effekt mit sich bringen: Die expansive Notenbankpolitik, die zunehmend im Kontrast zu der Geldpolitik in den USA steht, schwächt tendenziell den Euro. Bis in den Sommer hinein war die Gemeinschaftswährung gegen den US-Dollar, aber auch gegen andere Währungen, noch vergleichsweise stark. Die Folge: Europäische Güter waren im Ausland teuer, was der exportorientierten Industrie Probleme bereitete. Seit einigen Wochen aber verliert der Euro deutlich an Wert und dürfte das - der EZB sei Dank - noch weiter tun. Das könnte Europas Konzerne wieder in eine vorteilhafte Ausgangsposition gegenüber Volkswirtschaften mit stärkeren Währungen bringen. Allen voran dürfte Deutschland als exportstärkste Nation im Währungsraum davon profitieren.
Ganz unabhängig von der Notenbankpolitik lassen sich aber auch in der Konjunktur der Eurozone Indizien finden, die für ein verbessertes zweites Halbjahr sprechen. So scheinen sich die seit dem zweiten Quartal eher schwachen Frühindikatoren des Wirtschaftsraums zu stabilisieren. Verbesserte wirtschaftliche Perspektiven könnten sich bis Jahresende ebenfalls in den Bilanzen der Unternehmen niederschlagen. Weil sowohl die Erwartungen als auch die Vergleichszahlen aus dem zweiten Quartal niedrig sind, besteht Spielraum für positive Überraschungen bei den Gewinnen.
Und das ist dringend nötig, wenn die Kurse weiter steigen sollen. Denn der Kursanstieg aus dem ersten Halbjahr wurde nicht von höheren Unternehmensgewinnen begleitet, sondern durch eine Ausweitung der Bewertung getrieben. Die Aktien sind also, gemessen an den stagnierenden Profiten der Unternehmen, teurer geworden. Verbesserte Rahmenbedingungen könnten es ermöglichen, die Kursanstiege durch die gestiegenen Gewinne zu unterfüttern. Der Effekt: Die Bewertungen sinken und Aktien werden für Investoren lukrativer.
Mit viel Spannung erwarten die Investoren überdies die Ergebnisse dessen, was die Bankenaufsicht der EZB als Comprehensive Assessment bezeichnet - dahinter verbirgt sich eine umfassende Bilanzprüfung des europäischen Bankensektors. Eines steht fest: Die Ergebnisse der Prüfung, die neben Kennziffern wie der Eigenkapitalquote auch eine tief gehende Analyse der Kreditportfolios vorsieht, werden ihre Bedeutung weit über den Kreditsektor hinaus entfalten - schließlich gelten die Banken als Katalysator für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents.
Denn wenn es den Geldinstituten gut geht, dann funktioniert die Kreditversorgung an Verbraucher und Unternehmen - in der Folge, so die Theorie, steigen Konsum und Investitionstätigkeit, und die Wirtschaft wächst. Derzeit deutet einiges darauf hin, dass vor allem die einstmals gebeutelten Banken der Peripheriestaaten einen geringeren Kapitalbedarf aufweisen, als von vielen befürchtet. Gibt die Aufsicht also im Herbst grünes Licht für die Bankbilanzen, würde sie damit für Investoren das Zeichen setzen, dass die Krise überwunden ist. Das Vertrauen sollte dann in den Sektor zurückkehren.
Basis für zweiten DAX-Anlauf
auf 10.000 Punkte ist gegeben
Ein hohes Maß an Vertrauen in die Stabilität der Märkte zeigten zuletzt, allen Unkenrufen zum Trotz, auch viele Unternehmenslenker. Neben einer Reihe von Fusionen und Übernahmen wagen sich in Deutschland auch wieder einige Unternehmen an die Börse. Prominentestes Beispiel: Der Internethändler Zalando. Auch wenn die Größenordnung des Zalando-IPOs nicht mit dem des chinesischen Konkurrenten Alibaba vergleichbar ist, der zum bislang größten Tech-Börsengang der Geschichte geworden ist, geht von dem Gang aufs Parkett ein Signal aus, das die Risikofreude der Investoren potenziell anhebt.
Dass wir in diesem Jahr, wie schon 2012 und 2013, wieder deutlich zweistellige prozentuale Kurssteigerungen an den europäischen Aktienmärkten verzeichnen werden, ist vermutlich zu hoch gegriffen.
Allerdings sehen wir gute Chancen, dass der DAX noch einmal Anlauf nimmt, um die Marke von 10.000 Punkten bis Jahresende zu überwinden. Die Kombination aus geldpolitischer Lockerung, schwächerem Euro, Anzeichen einer konjunkturellen Erholung und gegebenenfalls noch einem positiven Stresstest für Europas Bankenlandschaft bildet dafür die Basis.
Zur Person
Michael Schmidt,
Leiter Portfoliomanagement
Aktien bei Union Investment
Der Autor ist ausgebildeter Bankkaufmann, Diplombetriebswirt sowie Chartered Financial Analyst des CfA Institute in Virginia/USA. Er blickt auf 18 Jahre Erfahrung im Aktienfondsmanagement zurück.
Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und mit über
200 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen einer der größten deutschen Vermögensverwalter für private und institutionelle Anleger.
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Bildquellen: gualtiero boffi / Shutterstock.com, Union Investment
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