Aktien Frankfurt: Zoll-Chaos geht weiter - Dax wieder heftig unter Druck

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Eskalation des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs hat den DAX am Mittwoch wieder stark unter Druck gesetzt. China wird weitere Einfuhrzölle auf alle US-Waren in Höhe von 50 Prozent erheben. Ab dem 10. April würden damit neue Zusatzzölle in Höhe von insgesamt 84 Prozent auf alle US-Waren gelten. Die USA erheben inzwischen insgesamt 104 Prozent auf Einfuhren aus China.
Auch der Zollkonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union könnte sich weiter zuspitzen. Die weltweiten Konjunkturperspektiven trüben sich immer stärker ein, die Gefahren einer Rezession nehmen zu.
Diesem Szenario trägt der Dax Rechnung, indem er seine Verluste am Nachmittag auf 4,13 Prozent ausweitete beim Stand von 19.442 Punkten. Die jüngste Talfahrt, die der deutsche Leitindex am Vortag ohne Zoll-Störfeuer vorübergehend unterbrochen hatte, geht damit weiter.
Auch für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen ging es weiter bergab, das Minus betrug zuletzt 4,18 Prozent auf 24.503 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor rund 4 Prozent.
"Im Dax ist nach wie vor weder eine Bodenbildung zu erkennen noch ein sauberer Ansatz dazu", schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Er sieht die Gefahr, dass der Index in den kommenden Tagen neue Tiefs unterhalb von 18.800 Punkten markieren könnte. Zu Wochenbeginn war der Dax bis auf 18.489 Punkte abgesackt, bevor ein Stabilisierungsversuch eingesetzt hatte.
Am deutschen Aktienmarkt stach am Mittwoch die Online-Apotheke Redcare (Redcare Pharmacy (ex Shop Apotheke)) mit einem Kurseinbruch von fast 17 Prozent besonders negativ heraus. Damit waren die Titel abgeschlagenes MDax-Schlusslicht. Händler bezeichneten die Reaktion auf die geplante Ausgabe neuer Wandelschuldverschreibungen als übertrieben. Dies sei dem negativen Marktumfeld geschuldet. Der gesamte europäische Pharmasektor (STOXX EU600 Health Care) stand unter Druck. Trump droht, bald auch hohe Zölle auf die bisher davon ausgenommenen Pharmaprodukte zu verhängen.
Ebenfalls zu den größten Verlierern zählten Immobilienaktien. Vonovia (Vonovia SE) etwa verloren über 5 Prozent. Auf die Ankündigung der US-Zollflut am vergangenen Mittwoch hatte die Branche zunächst noch positiv reagiert, weil die erste Reaktion am Anleihemarkt günstig ausfiel. Die Anleihenkurse stiegen und im Gegenzug sanken die Zinsen, was gut ist für die kreditsensiblen Immobilienwerte. Inzwischen ist dieser Effekt jedoch verpufft. Für Verunsicherung am Anleihemarkt sorgt aktuell, dass der Status von US-Staatsanleihen als Zufluchtsort für Investoren auf der Suche nach einem "sicheren Hafen" immer mehr Risse bekommt. Denn Trumps Zollpaket kostet Vertrauen und schürt Inflationssorgen./ajx/mis
Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag