Aktien Frankfurt: Dax-Erholung gewinnt an Schwung - 20.300 Punkte im Test

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der DAX hat nach drei tiefroten Handelstagen am Dienstag wieder zugelegt und dabei die Hürde von 20.300 Punkten getestet. Von zunehmend kräftigerem Aufwind profitierte der Handel vor allem nach der Mittagszeit, als erste Investoren aus den USA an Europas Börsen zukauften. Der US-Aktienmarkt wird zudem ebenfalls mit ersten Erholungsgewinnen erwartet. Die aggressive US-Zollpolitik von Präsident Donald Trump bleibt jedoch im Fokus und die Unsicherheit hoch, auch wenn erste Schnäppchenjäger wieder unterwegs sind.
Am Nachmittag gewann der Dax 2,6 Prozent auf 20.295 Punkte. Die 20.000er-Marke hatte das deutsche Börsenbarometer schon im frühen Handel zurückerobert, - ebenso wie die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie, die den längerfristigen Trend signalisiert und aktuell knapp unter 19.970 Zählern liegt. Damit knüpfte es nach den besonders heftigen Verwerfungen am Montagmorgen, auf die im Tagesverlauf eine deutliche Verringerung der Verluste gefolgt war, an seinen Erholungsversuch vom Vortag an. Allerdings: Das beachtliche Jahresplus, das sich bis Mitte März auf knapp 18 Prozent summiert hatte, ist so gut wie weggeschmolzen. Es beläuft sich inzwischen nur noch auf 2,0 Prozent.
Der MDAX gewann am Nachmittag 3,4 Prozent auf 25.480 Punkte. Europaweit standen die Zeichen ebenfalls, so wie zuvor in Asien an diesem Tag, auf Erholung.
Infolge der US-Zollflut der vergangenen Woche hatte am Montag ein Ausverkauf an den Börsen eingesetzt. Der Dax sackte ab bis knapp unter 18.500 Punkte, was seit dem vergangenen Mittwochabend einen Verlust von mehr als 17 Prozent bedeutete. Der Aufwärtstrend seit dem Jahr 2022 konnte aber verteidigt werden.
Charttechniker Martin Utschneider von Finanzethos sprach angesichts dieses Kurssturzes von einer "teils deutlich überverkauften Markttechnik" und einer nun entsprechenden "technischen Gegenbewegung". Allerdings, so schränkt er ein: "Mittelfristtrend und Kurzfristtrend bleiben trotzdem vorerst gebrochen. Der deutsche Leitindex befindet sich weiterhin in einem von Unsicherheit, Nervosität und Verkaufspanik geprägtem Marktumfeld."
Am 2. April hatte Trump mit einer Zollflut einen Handelskrieg gegen den Rest der Welt entfesselt. Während die EU versucht, mit den USA um einen Deal zu ringen, drehe sich vor allem zwischen den USA und China "die Eskalationsspirale in atemberaubender Geschwindigkeit", hob Investmentanalyst Martin Güth von der Landesbank Baden-Württemberg hervor. Dabei verwies er auf die Zeitung der Kommunistischen Partei, dass sich China keinen Illusionen mehr hingebe, einen baldigen Deal mit den USA zu erreichen.
Vor diesem Hintergrund spielten einzelne Unternehmensmeldungen weiterhin nur eine geringe Rolle. Positiv kam an, dass sich der vor der Aufspaltung stehende Autozulieferer und Reifenhersteller Continental von seiner Kunststofftechniksparte Contitech trennen will. Derzeit wird ein Verkauf als wahrscheinlichste Option angesehen. Die Aktie legte um 4,3 Prozent zu und machte damit ihre Verluste der letzten zwei Handelstage fast wieder wett.
Infineon (Infineon) gewannen 2,5 Prozent. Der Münchner Chiphersteller übernimmt das Automotive-Ethernet-Geschäft des Speicher-, Telekom- und Halbleiterunternehmens Marvell Technology und will so die eigene Position bei softwaredefinierten Fahrzeugen stärken. Durch die Kombination von Hochgeschwindigkeitsverbindungen mit dem konzerneigenen MCU-Geschäft, dem Geschäft mit Motorsteuergeräten für Elektrofahrzeuge, könne Infineon nun eine Systemlösung anbieten, erklärte Jefferies-Analyst Janardan Menon. Diese sollte es dem Unternehmen ermöglichen, seinen Marktanteil im schnell wachsenden Markt für softwaredefinierte Fahrzeuge und zonaler Fahrzeugarchitektur zu erhöhen.
Die Papiere des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck gaben dagegen im Dax um 0,3 Prozent nach. TRATON stiegen mit plus 1,0 Prozent unterdurchschnittlich im MDax. Ersterer hatte Absatzzahlen für das erste Quartal veröffentlicht, die deutlich unter Vorjahresniveau lagen. Zum Konkurrenten Traton hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass dieser ein Schrumpfen des nordamerikanischen Lkw-Marktes um knapp 10 Prozent erwarte, wobei die Auswirkungen der US-Zölle und eine mögliche Rezession nicht berücksichtigt seien.
Die Aktien von Rüstungsunternehmen setzten unterdessen ihre tags zuvor begonnene Erholung mit Tempo fort. Anleger konzentrieren sich wieder auf die Chancen durch höhere Verteidigungsausgaben in Ländern der Europäischen Union. Rheinmetall gewannen 5,4 Prozent und im MDax stiegen HENSOLDT um 9,6 Prozent und RENK um 11,5 Prozent./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
Bildquellen: PhotoSTS / Shutterstock.com