Tesla-Vorstandsmitglieder: Elon Musks Privatisierungspläne waren ernst gemeint
Tesla-Chef Elon Musk sorgte 2018 mit einem Tweet in dem er bekannt gab, darüber nachzudenken, den Elektroautobauer von der Börse zu nehmen, für ordentlich Furore. Die Ereignisse zogen sogar eine Anlegerklage nach sich. Wie in dem Prozess befragte Vorstandsmitglieder Teslas aussagen, sei die Privatisierungsabsicht jedoch ernst gewesen.
Werte in diesem Artikel
• Prozess um Musk-Tweets 2018 um Privatisierungsvorhaben
• Aktuelle und ehemalige Tesla-Vorstandsmitglieder bezeugen Musks ernste Absichten
• Klägerseite scheitert mit Prozess
Der Prozess rund um eine Sammelklage von Tesla-Aktionären ist zugunsten von Elon Musk entschieden worden. Hintergrund der Klage waren eine Reihe Tweets des Tesla-Chefs aus dem Jahr 2018 in denen Musk gegenüber seiner Followerschaft verlautete, den Elektroautobauer von der Börse nehmen zu wollen. Die Finanzierung sei gesichert, der Preis je Aktie betrage 420 US-Dollar. Daraufhin machte die Tesla-Aktie an der NASDAQ bis zum Handelsschluss einen Satz nach oben von knapp elf Prozent.
Tesla-Aktie reagiert mit Kurssprung auf Privatisierungsaussichten
Die Kursbewegung der Tesla-Aktie in Reaktion auf Musks Tweets führte zu der Anlegerklage gegen den Tausendsassa, die hierin eine Kursmanipulation zu ihrem Nachteil sahen und beweisen wollten, dass Musk zum Zeitpunkt des Absetzens seiner Tweets gewusst habe, dass es nicht wirklich zu einer Privatisierung Teslas kommen würde, da die Finanzierung eben doch noch nicht gesichert gewesen sei. Sie forderten daher eine Entschädigung in Milliardenhöhe von dem CEO des Elektroautobauers.
Es ist nicht das erste Mal, dass über den Fall verhandelt wurde. So untersuchte die US-Börsenaufsicht den Fall bereits kurz nach den Tweets und Musk und Tesla wurden zu Strafen von jeweils 20 Millionen US-Dollar verdonnert. Musk wurde außerdem die Vorgabe gemacht, den Vorsitz im Verwaltungsrat abzugeben und zukünftige, potenziell kursrelevante Tweets vorher von jemandem absegnen lassen zu müssen.
Prozess rund um Privatisierungs-Tweets
Aus diesem Grund informierte der Richter im Anleger-Prozesses die Geschworenen bereits im Vorfeld darüber, dass die Tweets Musks nicht der Wahrheit entsprochen hätten. Es ging demnach nicht darum, den Wahrheitsgehalt festzustellen, sondern viel mehr darüber zu entscheiden, ob die Tweets als relevant für Anleger waren und ob Elon Musk bewusst falsche Aussagen getätigt hätte und ob es sich für die Anleger negativ ausgewirkt habe, dass sie den Worten des Tesla-CEOs vertrauten.
Dementsprechend lag der Fokus des Verteidigerteams von Elon Musk darauf zu beweisen, dass dieser tatsächlich an einer Privatisierung gearbeitet habe, es sich also nicht um Betrug gehandelt habe. In diesem Zusammenhang spielt der saudi-arabische staatliche Investitionsfonds eine bedeutende Rolle, da dieser bei einer Dekotierung Teslas der Hauptgeldgeber gewesen wäre.
Vorstandsmitglieder bezeugen ernste Absichten Musks
Um festzustellen, was damals wirklich passiert ist, wurden unterschiedliche ehemalige und aktuelle Vorstandsmitglieder des Elektroautobauers in den Zeugenstand berufen, um zu den Privatisierungsverhandlungen auszusagen. So auch James Murdoch, der seit Juli 2017 im Board of Directors des E-Autobauers sitzt. Dieser sagte aus, Musk hätte den Vorstand fünf Tage vor den Tweets in einer E-Mail darüber informiert, dass es ein Angebot gäbe, Tesla zu einem Preis von 420 US-Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen. Daraufhin hätte es umgehend ein außerordentliches Meeting des Gremiums gegeben, um den Deal zu besprechen. Musk sei aufgrund seiner Funktion als möglicher Käufer nicht anwesend gewesen.
Der damalige Tesla-CEO Deepak Ahuja hätte den Vorstand darüber informiert, dass Musk davon ausgehe, dass eine Transaktion primär eine Finanzierung durch den Staatsfonds Saudi-Arabiens sowie Investments von bereits existierenden Tesla-Anteilseignern, die ihre öffentlichen Aktien in private Papiere umwandeln könnten, bedeute. Murdoch habe dies als "neu … und möglicherweise schwierig" empfunden. Er habe bei einem privaten Treffen mit Musk in dessen Zuhause noch am selben Tag darüber gesprochen, gibt ihn Yahoo Finance wider.
Am nächsten Tag, dem 3. August 2018, hätte sich der Vorstand, diesmal mit Musk, erneut getroffen. Bei dieser Gelegenheit hätten Ahuja und Musk erklärt, dass es mehr als genug Finanzierung gäbe und der saudische Staatsfonds seine Absicht sehr deutlich gemacht habe.
Diese Aussage wurde von einem weiteren befragten Vorstandsmitglied, Linda Johnson Rice, bestätigt, die bei der damaligen Sitzung zugegen war: "Ich hatte es so verstanden, dass Musk diese Transaktion mit dem saudischen Staatsfonds diskutiert hatte und dass dieser ernste Absichten verfolgte, die Transaktion zu finanzieren", gibt Yahoo Finance die Zeugin wider.
Tesla-Vorstandsmitglied Ira Ehrenpreis sagte zudem aus, dass die Tweets des Tesla-Chefs mit dem einhergegangen seien, was Musk und Ahuja gegenüber dem Vorstand gesagt hätten, nämlich, dass eine Finanzierung auch nur durch den Staatsfonds möglich sei. Musk hätte laut Ehrenpreis jedoch "mehr als genug Interesse" von Investoren gehabt, für eine Privatisierung des Unternehmens, weshalb der Fonds nicht seine einzige Option gewesen sei. Allerdings gab er zu, dass er von keiner Zusage für eine spezielle Finanzierung oder einem Preis für die Finanzierung gewusst habe, was jedoch benötigt worden wäre, um Tesla zum Zeitpunkt des Tweets von der Börse zu nehmen.
Dass die Sammelklage gegen Musk gescheitert ist, wurde von den Geschworenen damit begründet, dass die Klägerseite letztlich nicht hinreichend beweisen konnte, dass der Tesla-Chef für ihren Verluste verantwortlich gewesen sei. Auch die Pläne, Tesla von der Börse zu nehmen, scheinen mit dem Scheitern im Jahr 2018 erst einmal aufgegeben worden zu sein. Dennoch gab es aufgrund des Prozesses interessante Einblicke in die sonst eher undurchsichtige Unternehmensstruktur Teslas sowie die Chronologie eines Deals, der nie zustande kam.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Joe Scarnici/WireImage/Getty Images
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