Vermögensverwalter-Kolumne

Wettlauf ins All - Asiens Raumfahrtprogramme

29.12.14 12:17 Uhr

Wettlauf ins All - Asiens Raumfahrtprogramme | finanzen.net

Die Amerikaner waren schon da, die Russen auch, die Europäer ebenso.

Von Dr. Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager, Straits Invest Pte Ltd in Singapur

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Die Mars-Atmosphäre ist weitgehend erforscht, sogar auf der Marsoberfläche rollen Forschungsroboter umher und untersuchen die Sand- und Gesteinswüsten des Roten Planten nach Spuren von Methan, Wasser und den Grundbausteinen des Lebens. Grundlegend neue Erkenntnisse waren von einer weiteren Mars-Mission deshalb nicht zu erwarten. Warum unternahmen die Inder also im November 2013 mit der Marssonde Mangalyaan (Hindi für Mars-Gefährt) einen neuen Anlauf, der im September dieses Jahres zu einem weltweit beachteten Erfolg führte?

Für Indiens Premierminister Narendra Modi ist das eine unpassende Frage, denn die Antwort liegt doch auf der Hand: Ganz einfach, weil die Nation mit ihren 1,25 Milliarden Menschen es kann!

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Indien ist damit die erste Nation Asiens, die den Roten Planeten erreichte. Versuche Chinas und Japans scheiterten. Indien schaffte es dagegen im ersten Anlauf und brach auch gleich noch alle Kosteneffizienz-Rekorde. 57 Millionen US-Dollar kostete die Reise von Mangalyaan zum Mars-Orbit, die Missionen der Amerikaner und der Europäer kosteten das Zehnfache, selbst der Hollywood-Film "Gravity" war teurer.

Der Triumpf der Inder bei der Mars-Mission wird den Weltraum-Wettbewerb in Asien noch weiter anfachen. Ganz vorne dabei ist natürlich China. Nachdem die USA gegen den Wunsch der Europäer eine Beteiligung Chinas an der Internationalen Raumstation ISS verhinderten, entwickelten die Chinesen kurzerhand eigene Pläne für eine bemannte Forschungsstation im All.

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Im September 2011 startete das erste Modul des Raumlabors Tiangong 1 an Bord der Trägerrakete "Langer Marsch 2F" in die Erdumlaufbahn. Ein knappes Jahr später, im Juni 2012, machte sich die erste Besatzung von Tiangong 1 mit der Transportrakete Shenzhou 9 auf den Weg und betrat nach erfolgreicher Kopplung von Rakete und Raumstation das Labor.

Der Aufbau einer größeren und modularen Raumstation ist für 2020 in Planung. Nach dem bisherigen Verlauf des Programms kann man fast sicher sein, dass dieser Zeitplan eingehalten wird. Für 2024 ist ein Projekt geplant, das nicht weniger ambitioniert ist. Dann soll die erste chinesische Crew in Neil Armstrongs Fußstapfen treten und auf dem Mond landen.

Die Chinesen wollen nichts weniger, als eine Großmacht in der Raumfahrt werden. Ihr Sparringspartner dabei sind natürlich die USA, die sich auf diesem Gebiet für die letzte verbleibende Supermacht halten. 2012 mussten die Amerikaner dabei eine erste empfindliche Schlappe hinnehmen. 19 erfolgreiche chinesische Raketenmissionen setzen in dem Jahr Satelliten in der Erdumlaufbahn ab, nur eine Mission scheiterte. Die NASA kam nur auf 18 erfolgreiche Starts. Auch Indien und Japan waren äußerst aktiv: Mit zusammen sechs Starts übertrafen sie sogar die gemeinsamen europäischen Anstrengungen.

Malaysia, Thailand, Vietnam und Indonesien wollen dem nicht nachstehen und planen ebenfalls Aktivitäten im All. Südkorea hat im vergangenen Jahr seine Ankündigungen bereits wahr gemacht und erstmals vom eigenen Land aus einen Satelliten auf die Erdumlaufbahn befördert.

Asiens Raumfahrtenthusiasten jubeln derzeit, doch es gibt auch Kritiker in den Ländern, die in den Club der Weltall-Elite aufgerückt sind. Einer von ihnen ist der Student Shashank aus Neu-Dehli: "Was haben wir davon, zum Mars zu fliegen, solange wir Analphabeten im Land haben und Kinder an Unterernährung sterben?" fragt er. Dem kann sein Kommilitone Pramveer nicht folgen: "Für Indien geht es auch um Ruhm und Ehre. Entwicklung muss es in allen Bereichen geben." Und schließlich, so fügt er hinzu, habe es auch zu Zeiten der Reisen von Vasco da Gama und James Cook Leute gegeben, die gefragt haben: "Was soll das?" Diese Frage stelle sich ja heute auch nicht mehr.

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