Finanzinvestoren: Große Gewinne, kleine Fische
Finanzinvestoren wie Apollo oder Blackstone machen derzeit groß Kasse. Doch bei neuen Beteiligungen muss die Branche auf kleinere Beute ausweichen.
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von A. Hohenadl und K. Schachinger, Euro am Sonntag
"Killerwale kommen an die Börse.“ Zu derlei plakativen Schlagzeilen geben Finanzinvestoren eher seltener Anlass. Doch im Frühjahr lieferte Blackstone die perfekte Vorlage. Die Beteiligungsgesellschaft brachte den US-Themenparkbetreiber SeaWorld Entertainment an die New Yorker Börse. SeaWorld ist für seine Haie, die Delfinshows und die springenden Orcas bekannt.
702 Millionen Dollar spielte der Börsengang ein, und Blackstone hält weiterhin die Mehrheit der Anteile. Laut Nachrichtenagentur Reuters soll der New Yorker Finanzinvestor mit dem SeaWorld-Deal das 2,6-Fache des investierten Kapitals eingenommen haben. Kein schlechter Schnitt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Blackstone die Freizeitparks erst im Dezember 2009 von dem Brauereikonzern Anheuser-Busch übernommen hatte, der sich damals einer Randaktivität entledigte.
Auch eine andere spektakuläre Blackstone-Beteiligung steht zum Verkauf: die Hotelgruppe Hilton. Vor sechs Jahren war die Investmentgesellschaft bei den Luxusherbergen eingestiegen. 26 Milliarden Dollar legte sie auf den Tisch — die größte Übernahme, die die Hotelbranche bis dahin gesehen hatte. Doch der Einstiegszeitpunkt war denkbar ungünstig. Denn wenig später löste der Lehman-Crash die Finanzkrise aus. Und den großen Hotels blieben die zahlungskräftigen Geschäftskunden fern.
Inzwischen hat sich die Lage deutlich gebessert. So deutlich sogar, dass Blackstone die Zeit gekommen sieht, sich von Hilton wieder zu trennen. Voraussichtlich im Frühjahr 2014 wird die Hotelgruppe an die Börse gehen — die Transaktion soll ein Volumen von bis zu 43 Milliarden US-Dollar erreichen.
Zeit zum Abschiednehmen
Blackstone ist kein Einzelfall. Für viele Private-Equity-Firmen ist jetzt offenbar der richtige Zeitpunkt, sich von Beteiligungen zu trennen. Oder wie es Leon Black, Chef des Finanzinvestors Apollo Global Management, vor einigen Monaten ausdrückte: „Es gibt eine Zeit zum Säen und eine Zeit zum Ernten. Und wir finden, es ist ein prima Umfeld zum Verkaufen. Wir verkaufen aus unserem Portfolio alles, was nicht niet- und nagelfest ist.“
Ein Vorgehen, das durch und durch rational ist. Denn die Aktienmärkte präsentieren sich robust, und die Kreditmärkte bieten Käufern derzeit noch gute Finanzierungsbedingungen. Viele Gesellschaften nutzen dieses Fenster, um sich insbesondere von Beteiligungen zu trennen, die sie in den Jahren 2006 und 2007 erworben haben. Damals kauften Finanzinvestoren weltweit Firmen für rund 700 Milliarden Dollar pro Jahr. Meist zu sportlichen Preisen und unter Einsatz eines überproportional hohen Fremdkapitalanteils. „Sogar DAX-Unternehmen sind nicht mehr sicher“, hieß es damals. Deutsche Post und TUI galten als heiße Übernahmekandidaten.
Die Finanzkrise sorgte schließlich für ein abruptes Ende dieses Hypes. 2009 sank das jährliche Dealvolumen auf rund 135 Milliarden Dollar. In den Jahren darauf setzte dann die Erholung ein. Heute beträgt das Volumen der Übernahmen durch Private-Equity-Unternehmen wieder rund 250 Milliarden Dollar im Jahr. Zugleich hat sich die Branche gewandelt. Deals werden mit einem geringeren Kredithebel gestemmt, und die Beteiligungsfirmen konzentrieren sich stärker als früher auf eine nachhaltige Wertsteigerung bei ihren Portfoliounternehmen — und nicht auf eine möglichst schnelle Renditeoptimierung.
Einen Teil der Früchte erntet die Branche jetzt. „Diejenigen, die reife Unternehmen besitzen, nutzen nun das Ausstiegsfenster“, sagt Stephan Schäli, Leiter des Private-Equity-Geschäfts bei der Schweizer Partners Group. Europaweit gab es im zweiten Quartal 103 Exits im Volumen von 16,2 Milliarden Euro. Demgegenüber stehen 126 neue Beteiligungen in der Größenordnung von 8,4 Milliarden Euro, so die Zahlen der Unternehmensberatung Ernst & Young.
Global gesehen ist das Verhältnis ähnlich: Während die Verkäufe und Börsengänge bei Private-Equity-Firmen nach Daten des Analysehauses Preqin im zweiten Quartal ein Volumen von 93 Milliarden US-Dollar erreichten, gab es neue Mehrheitsbeteiligungen im Umfang von 62 Milliarden Dollar. Im Vorquartal waren es noch 86 Milliarden Dollar bei den neuen Beteiligungen.
„Derzeit ist es interessanter, auf der Verkäuferseite zu stehen“, sagt denn auch Stefan Brägger, Anlageexperte bei UBS Wealth Management. Denn die gestiegenen Notierungen an den Aktienmärkten hätten auch zu einer höheren Bewertung der Unternehmen geführt, die die Beteiligungsgesellschaften in ihren Portfolios haben. „Viele Private-Equity-Investoren haben in der Vergangenheit das Exitfenster verpasst. Aber irgendwann müssen sie schließlich ihre Firmen verkaufen.“
Keine Schnäppchen mehr
Auf der anderen Seite sind wegen der starken Aktienmärkte auch die Preise für potenzielle Übernahmekandidaten gestiegen. „Derzeit werden Unternehmen mit guter Qualität ge- und verkauft“, erklärt Schäli von Partners Group. „Aber es muss auch ein guter Preis bezahlt werden.“ Besonders betreffe dies große Unternehmen, die sogenannten Large Caps. Firmen der zweiten und dritten Reihe, die Mid und Small Caps, seien dagegen noch nicht so teuer. „Derzeit findet man nicht unbedingt Schnäppchen am Markt“, sagt Schäli, „aber wir haben die Möglichkeit, die Firmen über einen Zeitraum von sechs bis sieben Jahren zu entwickeln und ihren Wert zu steigern.“
Nicht nur die Beteiligungsgesellschaften, auch die Investoren sehen offenbar weiterhin gute Chancen. So flossen der Private-Equity-Branche im zweiten Quartal dieses Jahres insgesamt 124 Milliarden Dollar an investierbaren Mitteln zu, wie aus Zahlen von Preqin hervorgeht. Das ist das stärkste Quartal seit Ende 2008. „Angesichts niedriger Zinsen und zum Teil hoher Aktienbewertungen finden viele Investoren in Private Equity eine Anlagealternative“, erklärt Schäli. „Und selbst wenn das Wachstum in Europa und den USA in den kommenden Jahren schwach ausfallen sollte, genügt das für Private-Equity-Investoren, um eine gute Rendite zu erwirtschaften.“
Dass sich die Beteiligungsbranche derzeit in guter Verfassung befindet, wird auch an den Aktienmärkten honoriert. So haben die Notierungen von börsengelisteten Private-Equity-Unternehmen (LPE) wie Blackstone, Fortress oder Apollo seit Jahresanfang stark zugelegt. Der Index LPX 50, der die Wertentwicklung der 50 Branchenschwergewichte weltweit abbildet, ist seit Jahresanfang um mehr als 20 Prozent gestiegen.
Bewertung noch nicht zu hoch
Trotzdem ist das Bewertungsniveau der LPE-Unternehmen noch nicht zu hoch. Für die Bewertung wird der Nettoinventarwert des Beteiligungsportfolios ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs des Private-Equity-Unternehmens gesetzt. Aktuell ergibt sich ein Discount der im LPX 50 enthaltenen Unternehmen von rund elf Prozent zum Nettoinventarwert — noch zu Jahresanfang lag er bei über 20 Prozent.
Der Abschlag hat sich also verringert, das Bewertungsniveau liegt aber „noch immer unter dem historischen Durchschnitt“, erklärt Robin Jakob von der Schweizer LPX Group, die den Index berechnet. Das Ende der Fahnenstange scheint bei den börsengelisteten Beteiligungsfirmen also noch nicht erreicht.
Wer als Privatanleger in diese Gesellschaften investiert, sollte sich aber im Klaren sein: Die Firmen leiden in schlechten Marktphasen, wenn Anleger aus dem Risiko flüchten, meist überproportional. Das hat die Zeit nach der Finanzkrise gezeigt. „Zudem haben sich Branchengrößen wie KKR oder Blackstone von reinen Private-Equity-Häusern zu diversifizierten Vermögensverwaltern und Finanzdienstleistern weiterentwickelt“, sagt UBS-Mann Brägger. Entsprechend ergibt sich bei ihnen ein anderes Risikoprofil. Bei dieser Anlageklasse ist für Anleger deshalb eine Streuung über Fonds oder ETFs sinnvoll.
So kann man noch eine Weile von der Verkaufslaune der Finanzinvestoren profitieren. Auch wenn sie wohl keine Killerwale mehr an die Börse bringen.
Investor-Info
Blackstone
In einer eigenen Liga
Im August setzte der größte Finanzinvestor der Welt mit dem Verkauf seines 50-Prozent-Anteils am Londoner Immobilienportfolio Broadgate einen Meilenstein für seine Branche. Der Staatsfonds aus Singapur zahlte umgerechnet zwei Milliarden Euro, doppelt so viel wie Blackstone im Jahr 2009. Gemessen an mehr als 30 Prozent Gewinnzuwachs für 2013 und den zweistelligen Zuwachsraten für die folgenden Jahre ist die Aktie günstig. Aussichtsreich.
Partners Group
Schweiter Qualität
Am Dienstag verkaufte der auf Private Equity spezialisierte Vermögensverwalter Partners Group den Weltmarkführer für steckfertige Industriekühlsysteme BHT Cooling für knapp 600 Millionen Euro an den Finanzinvestor Bridgepoint. Die Rendite auf das investierte Kapital liegt bei 25 Prozent. Die Schweizer sind mit einem breiten Portfolio alternativer Investments, darunter auch Immobilien und Mezzanine-Darlehen, weltweit präsent. Kaufen.
Fonds und ETFs
Breit gestreut in die Branche
Wer das Risiko bei einem Investment in börsennotierte Beteiligungsgesellschaften streuen möchte, kann zu Fonds und ETFs greifen. So managt etwa die LPX Group, die auch die maßgeblichen Branchenindizes berechnet, den LP Active Value Fund (ISIN: LU 043 421 352 5). Der Fokus liegt auf Firmen, die eine gesunde Kapitalstruktur aufweisen und mit einem deutlichen Abschlag zu ihrem inneren Wert notieren. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der Fonds einen Wertzuwachs von knapp 45 Prozent. Auf rund 50 Prozent Plus in diesem Zeitraum kommt der Listed-Private-Equity-Fonds der Schweizer Partners Group (LU 019 615 278 8). Aus einem Anlageuniversum von 150 Unternehmen fokussiert sich der Fonds auf die 100 größten und liquidesten. Kostengünstig in den Markt einsteigen können Anleger mit dem ETF db X-trackers LPX MM Private Equity, der auf die 25 weltweit größten börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften setzt. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der ETF ein Plus von knapp 54 Prozent.
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Analysen zu DHL Group (ex Deutsche Post)
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04.12.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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13.11.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Equal Weight | Barclays Capital | |
12.11.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Neutral | UBS AG | |
11.11.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Neutral | UBS AG | |
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20.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
09.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
08.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
18.10.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.09.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
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