Global statt regional
Trotz einer zunehmenden Vernetzung der weltweiten Märkte und großer Furcht vor der bestehenden Eurokrise - deutsche Anleger halten weiterhin an Aktien aus den heimischen Märkten fest.
Die Bestände deutscher Titel machten im vergangenen Jahr knapp die Hälfte des Depotvolumens deutscher Anleger aus. Zwar ist ein Trend zur globaleren Aufstellung erkennbar – vor zehn Jahren betrug der Anteil heimischer Papiere durchschnittlich sogar rund 70 % - doch die Übergewichtung ist immer noch extrem. Der Anteil deutscher Aktien an den weltweiten Finanzmärkten beträgt nur rund 3 %.
Psychologische Ursachen
Viele Anleger bevorzugen Aktien aus ihrem Heimatland, weil Informationen leichter zugänglich sind und man das - leider oft trügerische - Gefühl hat, umfassend über das Marktumfeld des Unternehmens Bescheid zu wissen. Dieses „gute Gefühl“ fehlt bei „fremden“ Aktienwerten. Allein der Name des Unternehmens oder die Tatsache, in eine Fremdwährung investieren zu müssen, schreckt dabei manche Investoren ab. Was jedoch auf den ersten Blick als zusätzliches Risiko erscheint, bietet eher zusätzliche Chancen.
Globale Diversifikation
Im weltweiten Vergleich hat der deutsche Aktienindex DAX eine relativ hohe Volatilität, ohne dabei langfristige Renditevorteile gegenüber anderen Indizes zu generieren. Im weltweiten Vergleich hinkt der deutsche Index oft hinterher: In den vergangenen zehn Jahren zählte der deutsche Aktienindex nur zwei Mal zu den fünf Länderindizes mit der besten Jahresperformance. Wer die „fremden“ Märkte meidet, ignoriert also erhebliche Renditechancen.
Deutsche Investoren mussten 2011 ein Minus von rund 15 % im deutschen Aktienindex DAX hinnehmen, während beispielsweise der amerikanische S & P 500 das Jahr 2011 nahezu unverändert abgeschlossen hat und somit als Stabilisator eines international aufgestellten Portfolios dienen konnte. Die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China stellen mittlerweile rund 20 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil eines global aufgestellten Portfolios. In den vergangenen fünf Jahren konnten Anleger hier von Kursgewinnen der jeweiligen Indizes profitieren, deren durchschnittliche Wertentwicklung die europäischen Indizes klar übertroffen hat. Auch in Zukunft werden die Schwellenländer einen signifikanten Anteil eines global aufgestellten Portfolios einnehmen. Insbesondere sind global aufgestellte Unternehmen, die von der Entwicklung der Schwellenländer direkt profitieren, empfehlenswert – gleichgültig in welchem Land die Aktie notiert.
Währungsschwankungen ignorieren
Die größte Sorge der Skeptiker - Angst vor zusätzlichem Währungsrisiko - ist dabei unbegründet: Historisch betrachtet sind Währungsschwankungen langfristig ein Nullsummenspiel. Eine globale Aufstellung bedeutet daher eher eine Risikodiversifikation als eine Risikoerhöhung.
Fazit
Das Jahr 2011 hat uns einmal mehr gezeigt, dass eine globale Aufstellung des Portfolios angeraten ist. Das Risiko bezüglich der Performance einzelner Länderindizes wird vermindert, Währungsrisiken und Länderrisiken können optimal diversifiziert werden. Eine sorgfältige Auswahl der Aktien von international aufgestellten Unternehmen, die vom weltweiten Wachstum profitieren, ist dabei unerlässlich.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen/Disclaimer unter www.gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
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