Franken-Schock

Schweizer Kurslöcher: Welche Titel noch kaufenswert sind

27.01.15 15:00 Uhr

Schweizer Kurslöcher: Welche Titel noch kaufenswert sind | finanzen.net

Die Schweizer Nationalbank schafft den Mindestkurs zum Euro ab. Die Aktienkurse brachen an der Schweizer Börse auf breiter Front ein. Doch nicht immer ist das gerechtfertigt.

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Aktien

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Indizes

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Der erste Schock ist überwunden. Der Schweizer Leitindex SMI stabilisierte sich in der ersten Woche nach der Franken-Aufwertung. In der Vorwoche hatte der SMI nach der Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Mindestkurs zum Euro abzuschaffen, noch rund 15 Prozent eingebüßt. Prompt senkten die Experten der Bank UBS ihre Wachstumsprognose für die Schweiz für das laufende Jahr von 1,8 auf 0,5  Prozent. Investmentchef Mark Haefe­le spricht von "erheblichen" Auswirkungen eines Kursanstiegs des Franken für die Wirtschaft.

Die Reaktionen waren für Anleger verwirrend: Während Investoren von Unternehmen wie Roche, Novartis, Nestlé oder Swatch in Deutschland teils kräftige Gewinne verbuchten, kamen die Notierungen an der Schweizer Heimatbörse massiv unter Druck. Zweistellige Kursverluste waren die Regel.

Zu den Pluszeichen in Frankfurt kam es nur dank der Währungsgewinne. Fiel eine Aktie in der Schweiz um zehn Prozent, machten das die Umrechnungseffekte von Franken in Euro mehr als wett. Tendenziell ist die Franken-Aufwertung schlecht für die Unternehmen. Schon kurzfristig wird sich der Höhenflug des Franken in den Bilanzen widerspiegeln. "Wir können eine ganze Welle von Gewinnwarnungen erwarten", sagt Pascal Bernachon, Analyst bei der französischen Privatbank KBL Richelieu.

Allerdings verbilligen sich etwa Rohstoffimporte, auch Übernahmen im Ausland werden günstiger. "Die Folgen der massiven Aufwertung des Franken 2010/11 für die Unternehmensergebnisse hielten sich letztlich in Grenzen", schreibt Guy Wagner, Chefökonom der Banque de Luxembourg.

€uro am Sonntag hat die sieben wichtigsten Schweizer Unternehmen unter die Lupe genommen und sagt, wo der Einstieg lohnt und wo Anleger vorsichtig sein sollten. 

SMI
Seit Mitte 2011 befindet sich der Schweizer Leitindex SMI im Aufwind. Die jüngste Entscheidung der Notenbank, den Franken-Mindestkurs aufzugeben, setzte dem Aktienindex deutlich zu. Vom Jahreshoch ist der SMI inzwischen rund 15 Prozent entfernt.

Nestlé
Alles andere als Schweizer Käse

(von Florian Westermann)
Der Nahrungsmittelriese Nestlé erzielt nur rund zwei Prozent seiner Erlöse in der Schweiz. Und es fallen weniger als fünf Prozent der Kosten in Franken an, schätzt James Targett, Aktienanalyst der Privatbank Berenberg. Die Aufwertung des Franken dürfte also keine großen Auswirkungen auf die Margen haben. Allerdings unterliegen Umsätze und Gewinne, die Nestlé im Ausland erzielt, bei der Umrechnung in Franken einem Wechselkurseffekt. Im Schnitt rechnen Analysten damit, dass die Franken-Freigabe Nestlé fünf Milliarden Franken Umsatz kostet. Im Vergleich zu 2014 sollen die Erlöse im laufenden Jahr dennoch leicht auf rund 92 Milliarden Franken steigen. Auch beim bereinigten Gewinn erwarten Analysten ein leichtes Plus. Langfrist­anleger greifen zu.

Novartis
Mehr Gewinn, höhere Bewertung

(von Florian Westermann)
Genau wie Roche erzielt der Pharmakonzern Novartis den Großteil seiner Umsätze im Ausland. Allerdings bilanziert Novartis anders als Roche in Dollar. Durch die Franken-Aufwertung zogen die Gewinnschätzungen der Analysten für 2015 deshalb sogar um drei Prozent an. Auf den Umsatz dürfte die Freigabe des Franken indes kaum Auswirkungen haben. Größere Bedeutung hat der Währungseffekt dagegen für die Bewertung der Aktie. Zur Berechnung des KGV wird der in Dollar ausgewiesene Gewinn in Franken umgerechnet. Durch die Abwertung des Dollar steigen damit die Bewertungskennzahlen. Mit einem KGV von 18 für 2015 wird Novartis etwas höher bewertet als Konkurrent Roche. Aber auch hier stimmen die Aussichten. Die Aktie bleibt ein Kauf.

Roche
Kerninvestment mit Qualität

(von Florian Westermann)
Mit einem Umsatzanteil von zwei Prozent und einem Kostenanteil von 17 Prozent in der Schweiz ist der Weltmarktführer bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten anfällig für Wechselkursschwankungen. Anders als Novartis bilanziert Roche nicht in Dollar, sondern in Franken. Daher haben "die Wechselkursschwankungen bei Roche höhere Auswirkungen auf den Gewinn je Aktie als bei Novartis", schreiben die Analysten von Jefferies. Im Schnitt senkten Analysten ihre Umsatz- und Gewinnschätzung für 2015 um rund drei Prozent. Dennoch dürfte es ein gutes Jahr für Roche werden. Im Vergleich zum Vorjahr sollen Umsatz und Ergebnis leicht zulegen. Die Kursabschläge scheinen übertrieben. "Kaufen".

UBS
Breit aufgestellt

(von Wolfgang Ehrensberger)
Das größte Schweizer Geldhaus ist als breit und international aufgestellter Finanzkonzern insgesamt weniger von den negativen Folgen der Aufwertung betroffen als regionale Institute oder reine Vermögensverwalter, denen Gewinneinbußen von zehn bis 20 Prozent drohen. Die Devisenmarkt-Turbulenzen hat die UBS jedenfalls ohne größere Blessuren überstanden. "Keine negativen Erträge in diesem Zusammenhang", meldet die Bank. Außerdem bekräftigte UBS, eine Kernkapitalquote von 13 Prozent erreichen zu wollen und dann die Hälfte des Gewinns auszuschütten. Tendenziell hilft der starke Franken der Bank sogar, die Kapitalquote zu verbessern. Dass die Bank soeben eine Sonderausschüttung von 0,25 Franken pro Aktie bestätigte, hat der Aktie am Freitag deutlichen Auftrieb gegeben. Aufgrund laufender Umstrukturierung und der Gefahr weiterer Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten derzeit keine Kaufempfehlung, aber ein "Halten".

Swatch
Qualität wird zum Problem

(von Florian Westermann)
Swatch trifft die Franken-Aufwertung mit voller Wucht. Konzernchef Nick Hayek nannte die Aktion der Schweizer Nationalbank einen Tsunami - "nicht nur für die Exportindustrie und den Tourismus, sondern für die ganze Schweiz". Der weltgrößte Uhrenhersteller erzielt nur rund zehn Prozent seiner Erlöse im Heimatland. Die Kosten fallen aber überwiegend in Franken an. Und im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen kann Swatch seine Produktion nicht in andere Länder verlagern. Das Label "Swiss Made" - produziert in der Schweiz - ist eines der stärksten Verkaufs­argumente. Unmittelbar nach der Freigabe des Franken-Kurses senkten zahlreiche Analysten ihre Prognosen. Im Schnitt rechnen sie damit, dass dem Konzern über 500 Millionen Franken Umsatz - rund fünf Prozent - verloren gehen. Beim Gewinn dürften es sogar zehn Prozent sein. "Verkaufen".

Richemont
Kostenfaktor Schweiz nagt am Gewinn

(von Florian Westermann)
Nach der Franken-Aufwertung senkten zahlreiche Analysten ihre Gewinnschätzungen für den Uhren- und Luxusgüterkonzern. Allerdings bilanziert der Hersteller von Cartier-Schmuck und Luxusuhren von Marken wie IWC in Euro und nicht in Franken. Die Gewinnrevisionen blieben mit im Schnitt vier Prozent allerdings recht gering. Wie beim Konkurrenten Swatch fällt aber ein Großteil der Kosten in Franken an. Das drückt die Marge. Die Citigroup schätzt den potenziell negativen Einfluss der Franken-Aufwertung auf den Gewinn auf einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Mit einem KGV von 18 für das kommende Geschäftsjahr ist die Aktie nicht billig. Daher: "Verkaufen".

ABB
Industriekonzern ist unbelastet

(von Stephan Bauer)
Der weltweit aufgestellte Industriekonzern ABB bilanziert in Dollar. Und die Kosten, die in Franken anfallen, dürften den Umsatz in der Schweiz bei Weitem übersteigen: ABB beschäftigt nur rund 7.000 seiner weltweit 148.000 Mitarbeiter in der Alpenrepublik. Diese dürften überdurchschnittlich verdienen. Zudem sitzt eines von insgesamt sieben Konzernforschungszentren in der Schweiz. Analysten senkten ihre Gewinnschätzungen für 2015 um lediglich zwei Prozent. Die Citigroup spricht von begrenzten Auswirkungen auf den Unternehmensgewinn. Die Aktie fiel allerdings um neun Prozent - das scheint übertrieben. Kurzfristig besteht noch Aufwärtspotenzial, langfristig ist die Aktie aber eher eine Halteposition.

Schweiz
Besteuerung

Wer in Schweizer Aktien investiert, kann bei der Dividendenauszahlung eine böse Überraschung erleben: Dividenden, die auf ein deutsches Bankkonto gutgeschrieben werden, sind mit der Schweizer Quellensteuer in Höhe von 35 Prozent belegt. Für deutsche Anleger ist das eine doppelte Belastung, da sie hierzulande die Gewinnausschüttung nochmals komplett versteuern müssen. Um sich das zu viel gezahlte Geld vom Schweizer Fiskus zurückzuholen, muss bei der Depotbank ein sogenannter Tax Voucher angefordert werden. Einige Banken nehmen dafür allerdings eine Bearbeitungsgebühr. Im Zweifelsfall sollte man vorher nach den Kosten fragen, damit die Quellensteuerrückforderung nicht zum Verlustgeschäft wird. Man braucht den Voucher nur für den Erstantrag. Anschließend drucken Anleger alle betreffenden Dividendenabrechnungen aus und laden sich auf der Website der Schweizer Steuerverwaltung (www.estv.admin.ch/verrechnungssteuer/dienstleistungen/00253/00626/index.html?lang=de) das Formular für Deutschland herunter. Das Online­formular ausfüllen, in dreifacher Ausführung ausdrucken (macht das Programm automatisch) und beim örtlichen Finanzamt abstempeln lassen. Eine Ausführung ist für die Schweizer Steuerbehörde, die zweite behält das Finanzamt ein, und die dritte ist für die eigenen Unterlagen. Das unterschriebene und vom Finanzamt gegengezeichnete Formular inklusive der Dividendenabrechnungen und Tax Vouchers schickt man per Post an die Eidgenössische Steuerverwaltung. Nach zwei bis drei Monaten hat man die zu viel gezahlte Quellensteuer in der Regel auf dem Konto.
Anmerkung: Wir weisen Sie darauf hin, dass uns als Redaktion nach dem Rechtsberatungsgesetz eine konkrete steuerliche Beratung im Einzelfall verboten ist und diese Auskunft allgemeinen Charakter hat. Eine Haftung für die inhaltliche Richtigkeit kann nicht übernommen werden.

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Bildquellen: Fedor Selivanov / Shutterstock.com, Alexander Chaikin / Shutterstock.com

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11.12.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
10.12.2024Nestlé AddBaader Bank
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17.12.2024Nestlé BuyGoldman Sachs Group Inc.
11.12.2024Nestlé OutperformRBC Capital Markets
10.12.2024Nestlé AddBaader Bank
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