Euro am Sonntag-Interview

Jan Ehrhardt: "DAX in sechs Monaten tiefer"

aktualisiert 01.09.09 17:34 Uhr

Anleger sollten bei deutschen Value-Werten mit hohen Dividendenrenditen einsteigen, rät Fondsmanager Jan Ehrhardt im Interview.

Werte in diesem Artikel
Fonds

595,36 EUR -3,15 EUR -0,01%

Aktien

11,18 EUR 0,02 EUR 0,13%

28,29 EUR -0,07 EUR -0,25%

189,56 EUR 0,26 EUR 0,14%

3,89 EUR -0,07 EUR -1,87%

Indizes

1.695,7 PKT -5,0 PKT -0,30%

19.884,8 PKT -85,1 PKT -0,43%

183,4 PKT -0,3 PKT -0,14%

42.840,3 PKT 498,0 PKT 1,18%

501,2 PKT -1,1 PKT -0,21%

4.862,3 PKT -16,7 PKT -0,34%

1.064,0 PKT -31,1 PKT -2,84%

PKT PKT

10.385,7 PKT -37,1 PKT -0,36%

25.549,8 PKT 121,4 PKT 0,48%

21.289,2 PKT 178,7 PKT 0,85%

19.572,6 PKT 199,8 PKT 1,03%

7.339,8 PKT -25,7 PKT -0,35%

7.709,6 PKT -26,1 PKT -0,34%

5.930,9 PKT 63,8 PKT 1,09%

13.528,8 PKT -62,8 PKT -0,46%

4.251,0 PKT -69,9 PKT -1,62%

3.413,8 PKT -19,0 PKT -0,55%

von Benjamin Summa

Jan Ehrhardt verantwortet bei der DJE Kapital AG einen milliardenschweren Dividendenfonds. Neben deutschen Dividenentiteln sind aus seiner Sicht Wachstumswerte in Regionen wie Hongkong sehr interessant. Konjunkturell sieht Ehrhardt zwar einen gewissen Lageraufbau voraus, aber in den kommenden Jahren müsse man sich mit schwächerem Wachstum begnügen, weil die Verschuldung der Länder dramatisch hoch sei und nicht noch weiter ausgedehnt werden könne.

Euro am Sonntag Online: Die Börse nimmt konjunkturelle Entwicklungen meistens vorweg: Der Dax hat seit März über 50 Prozent zulegen können, auch der Dow Jones und der chinesische Leitindex legten deutlich über 40 Prozent zu. Läuft alles nach Plan, oder?
Jan Ehrhardt: Es gibt sicherlich eine starke Erholung in einigen Märkten. China ist ein gutes Beispiel. Dort wurde im zweiten Quartal ein sehr gutes Wachstum mit 7,9 Prozent erreicht. Auch das dritte Quartal läuft gut. Die Binnenkonjunktur wurde dort sehr stark durch staatliche Konjunkturprogramme gestützt. In Europa und in den USA haben wir aufgrund einer höheren Staats- und Konsumentenverschuldung sowie einer geringeren Sparquote der Haushalte aber eine andere Situation. Für beide Märkte erwarte ich lediglich ein Untertrend-Wachstum, d.h. eine Seitwärtsbewegung oder ein sehr schwaches Wachstum. Ich warne also vor zuviel Kurs-Euphorie in Europa und den USA.

Euro am Sonntag Online: Was ist Ihre Sechsmonatszielmarke für den Dax?
Ehrhardt: Kurzfristig kann der Dax noch weiter steigen, aber in sechs Monaten sehe ich ihn auf jeden Fall tiefer als jetzt.

Euro am Sonntag Online: Viele Fachleute erwarten sich von Seiten der Unternehmensgewinne eine Stützung für die Aktien-Kurse? Ihre Meinung hierzu?
Ehrhardt: In den USA konnten die Unternehmen die Margen kurzfristig hoch halten, weil dort Mitarbeiter ziemlich schnell entlassen worden sind. In Deutschland schlug sich die Krise bisher noch nicht so sehr auf den Arbeitsmarkt nieder, weil über die Kurzarbeiter-Regelung viel abgefedert werden konnte. Aber hierzulande könnte im kommenden Jahr auch eine Entlassungswelle drohen.
Dann würde sich eine höhere Arbeitslosigkeit sehr schnell negativ auf die Kaufkraft der Bevölkerung und somit auch auf die Gewinnsituation bei vielen Unternehmen auswirken. Aus diesem Grund bin ich Konsumunternehmen gegenüber momentan sehr skeptisch eingestellt. Auch bei Industriegüter-Herstellern wie beispielsweise Siemens, MAN, ThyssenKrupp oder Volvo sehe ich eine längere Schwächeperiode. Erst wenn der Konsum wieder richtig anspringt, werden die Unternehmen Neuinvestitionen tätigen. Bei den so genannten Zyklikern sollte man generell noch sehr vorsichtig sein und sich nur auf ausgesuchte Länder und Sektoren konzentrieren.

Euro am Sonntag Online: Wie handeln Sie als Fondsmanager nun konkret in der Mitte einer Erholungsphase? Ist das so genannte stock picking, also die Suche nach unterbewerteten, dividendenstarken Einzeltiteln, eine gute Strategie?
Ehrhardt: Bei den Dividendenaktien gibt es meiner Ansicht nach momentan definitiv Chancen. Die Dividendenrendite ist aktuell im historischen Vergleich ziemlich hoch. Es gibt im Dax einige Unternehmen, die eine höhere Dividendenrendite haben als ihre kurz- bis mittelfristigen Anleihen. Eon und RWE sind Beispiele hierfür.

Euro am Sonntag Online: Der Wirtschaftsdienst Bloomberg hat kürzlich aber auch aufgezeigt, dass Wall-Street-Analysten nicht gesehen hätten, dass solche Unternehmen mit einer schlechten Gewinnsituation die stärkste Rally an der Börse hinlegten. Anleger, die sich an diesen Analysten orientiert hatten, verpassten den Aufschwung. Woran sollen sich Anleger also orientieren: An Fundamentaldaten oder an Stimmungen?
Ehrhardt: Nach der langen Baisse von 2000 bis Anfang 2003 sind auch erst die Unternehmen mit der höchsten Verschuldung am Aktienmarkt nachgefragt worden. Bei diesen Werten waren sich alle am unsichersten, dann hatte die Krise doch nicht so schlimme Ausmaße, wie befürchten, und die Papiere werden gekauft.
Andererseits kann man sich nicht nur solche Werte ins Portfolio holen, um möglichst stark von einer Erholung an den Aktienmärkten zu profitieren. Anleger sollten den Fokus auf qualitativ gute Werte legen, die er auch über mehrere Jahre halten kann. Aber richtig ist: Als Value-Investor hinkt man in einer Aufschwungphase dem Markt immer ein wenig hinterher. Langfristig werden aber solche Aktien funktionieren, hinter denen Unternehmen stehen, deren Geschäftsmodelle und langfristigen Aussichten überzeugen.

Euro am Sonntag Online: Mit steigenden Kursen wächst auch das Risiko eines Rückschlags. Wie würden Sie Anleger beraten, die vorsichtig einsteigen wollen?
Ehrhardt: Ich denke schon, dass ein gewisser Anteil des Vermögens in Aktien investiert werden sollte. Gerade Staatsanleihen bürgen langfristig angesichts der hohen Staatsdefizite auch Risiken. Anleger müssen ja nicht überstürzt an der Börse investieren. Einen Teil heute anlegen, einen weiterer in drei und in sechs Monaten. Das ist aus meiner Sicht die beste Strategie. Die aktuelle Wirtschaftskrise wird ja häufig mit der in den 30er Jahren verglichen. In der Weltwirtschaftskrise hatten wir die schlechtesten und gleichzeitig die besten Aktienjahre. Das macht das Timing momentan sehr schwierig. Aus diesem Grund sollte man als Anleger nicht von heute auf morgen alles investieren.

Euro am Sonntag Online: Wie schätzen Sie die momentane Risikoneigung der Anleger ein? Sehen Sie eine höhere Bereitschaft, Geld von Tagesgeldkonten in Aktien umzuschichten? Laut einer Studie von JP Morgan überwiegen unter den privaten Anlegern seit August wieder die Optimisten.
Ehrhardt: Die Risikoneigung ist zwar gestiegen. Zu Beginn des Jahres konnte man die höchsten Quoten bei Geldmarktkonten sehen, die es je gab. Mittlerweile wurde wieder ein Teil des Kapitals umgeschichtet. Aber es herrscht noch immer eine sehr große Unsicherheit, die Quoten in Geldmarktfonds und Staatsanleihen überwiegen noch bei Weitem.

Euro am Sonntag Online: Wie bewerten Sie Engagements in Rohstoffe? Durch eine deutliche Erholung der Konjunktur sollten Ölpreis und Edelmetalle zulegen. Die Nachfrage wächst, die Produktion stößt hingegen an Grenzen.
Ehrhardt: Wenn China in dem aktuellen Tempo weiter wachsen kann, dann werden sich Ölpreis und Industrierohstoffe weiter gut entwickeln. Die Modernisierungswelle in China, die die Rohstoffnachfrage antreibt, wird wohl noch eine ganze Zeit andauern. Wenn danach aber das Wachstum nicht auf diesem hohen Niveau aufrechterhalten werden kann, dann werden auch die Rohstoffpreise nachgeben. Rohstoffe bleiben weiterhin interessant. Aber die ganz großen Steigerungen erwarte ich nicht mehr.

Euro am Sonntag Online: Welche Märkte haben Sie derzeit besonders im Fokus?
Ehrhardt: Wir konzentrieren uns momentan auf zwei Regionen sehr stark: Deutschland und Hongkong. In Deutschland sind viele Value-Werte interessant, auch wenn wir hierzulande wahrscheinlich nicht mehr einen solchen Exportboom sehen werden wie in den vergangenen Jahren. Aber Dividendenrenditen von fünf oder sechs Prozent sind für die Anleger sehr attraktiv. Zudem hat sich die deutsche Wirtschaft in der Krise als stabiler erwiesen als die anderer Ländern, weil es hier nicht die Exzesse am Immobilienmarkt gab.
Des Weiteren finde ich viele Wachstums- und Value-Werte auch in Hongkong aktuell sehr interessant. Anleger müssen für die Aktien nicht so hohe Preise zahlen wie in China. Aber die in Hongkong ansässigen Unternehmen profitieren natürlich sehr vom Wachstumsmarkt China. Beispiele sind Einzelhandelswerte, die ihren Sitz in Hongkong haben, aber 50 Prozent der Filialen in China. Spannende Werte sind auch Pharma- oder Tourismusunternehmen, die einen großen Umsatzanteil im asiatischen Raum haben.

Jan Ehrhardt ist Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der DJE Kapital AG und Leiter des Bereichs Research & Portfoliokonzeption. Seit Januar 2003 verantwortet er ferner als Fondsmanager den DJE – Divi­dende & Substanz.

Ausgewählte Hebelprodukte auf E.ON

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf E.ON

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Nachrichten zu RWE AG St.

Analysen zu RWE AG St.

DatumRatingAnalyst
09.12.2024RWE Market-PerformBernstein Research
03.12.2024RWE OverweightJP Morgan Chase & Co.
02.12.2024RWE OutperformRBC Capital Markets
25.11.2024RWE OverweightJP Morgan Chase & Co.
22.11.2024RWE BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
03.12.2024RWE OverweightJP Morgan Chase & Co.
02.12.2024RWE OutperformRBC Capital Markets
25.11.2024RWE OverweightJP Morgan Chase & Co.
22.11.2024RWE BuyUBS AG
20.11.2024RWE BuyJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
09.12.2024RWE Market-PerformBernstein Research
13.11.2024RWE Market-PerformBernstein Research
08.11.2024RWE Market-PerformBernstein Research
22.10.2024RWE Market-PerformBernstein Research
20.09.2024RWE Market-PerformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
05.02.2024RWE UnderweightBarclays Capital
21.10.2021RWE UnderweightJP Morgan Chase & Co.
12.11.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux
13.08.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux
15.05.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für RWE AG St. nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"