Börse Frankfurt-News: US-Inflation macht Kurse (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Ein solider US-Arbeitsmarktbericht gibt den Börsen Rückenwind. Die Kurse steigen überwiegend. Die Erwartungen an die US-Inflation sind hoch.
9. Januar 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach einem gelungenen Jahresauftakt am deutschen Aktienmarkt rücken die Berichtssaison und die US-Inflationsdaten in den Blickpunkt der zweiten Handelswoche. Am Montag dürfte sich die Aufwärtsbewegung fortsetzen. Gegen 8 Uhr steht der DAX bei 14.690 Punkten - das ist ein Plus von 0,4 Prozent. In Asien gewann der Hang Seng 1,8 Prozent, der Shanghai Composite 0,7 Prozent. In Japan sind die Börsen wegen eines Feiertages geschlossen.
++++
Online-Session heute, 9. Januar, 12 Uhr: Mit Aktien langfristig Vermögen aufbauen - ohne viel Tamtam. Gast: Jonathan Neuscheler
Kluge Strategien mit langfristiger Ausrichtung sind das Thema dieser Session. Woran können Sie kaufenswerte Aktien erkennen, welche Kriterien bieten sich an und wie können Sie konkret vorgehen? Jonathan Neuscheler stellt uns seinen Ansatz vor. Der Aktieninvestor, Blogger und Betreiber der Analyseplattform Abilitato möchte private Anlegerinnen und Anleger befähigen, sich selbstbewusst und eigenständig um die Geldanlage zu kümmern. Dazu gibt er ein Instrumentarium an die Hand.
Jetzt kostenlos anmelden: boerse-frankfurt.de/webinare.
Der DAX hat an der ersten fünf Handelstagen des neuen Jahres ein Plus von 4,9 Prozent erzielt und damit die US-Börsen mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent des S&P 500 und 1,5 Prozent im Dow Jones hinter sich gelassen. Diese hatte allerdings erst ab Dienstag ins Geschehen eingegriffen - am Montag war die Wall Street noch geschlossen. Heute steht der DAX nach den ersten Handelsstunden leicht im Plus bei 14.640 Punkten.
Neuer Dividendenrekord in Sicht
Trotz alter Probleme im neuen Jahr werden die 40 DAX-Unternehmen voraussichtlich eine Rekordsumme an Dividenden ausschütten. "Die DAX-Konzerne haben 2022 so viel Geld wie noch nie", analysiert die DekaBank. Höhere Kosten seien über höhere Preise weitergegeben worden. So würden fast 55 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet werden können - fast vier Milliarden mehr als 2022 für das Geschäftsjahr 2021.
Positive Dynamik bei Anzeichen für Ende der Zinserhöhungen
Enge Märkte und fallende Energie- und Gaspreise hätten den Jahresstart begünstigt, berichtet Martin Roth von der Commerzbank. Nun komme es auf die Unternehmen und die Notenbanken an: "Jetzt wird es schwieriger, denn die nahende Rezession und die erklärte Absicht der Notenbanken zur weiteren Inflationsbekämpfung bedeuten Gegenwind." Immerhin schlügen sich die Unternehmen in diesem Umfeld recht gut, die Bewertungen seien zudem teils deutlich zurückgekommen. "Wir erwarten nach volatilem Start eine positive Dynamik, wenn sich das Ende des Zinserhöhungszyklus klarer abzeichnet."
US-Inflation macht Kurse
Konjunkturelles Highlight sind denn auch die Verbraucherpreise in den USA am Donnerstag. Sie waren zuletzt weniger stark gestiegen, was die Erwartungen an weitere Zinserhöhungen reduziert hatte und positiv von den Kapitalmärkten aufgenommen worden war. "Das Preisniveau könnte wegen sinkender Benzin- und Gebrauchtwagenpreise im Vergleich zum Vormonat sogar leicht gefallen sein; zum Vorjahr ergibt sich dann ein Rückgang auf 6,4 Prozent, deutlich unter dem Juni-Hoch von 9,1 Prozent", erwartet Roth. Für die Kernrate hieße das weiter (zu) hohe 5,6 Prozent zum Vorjahr, aber der Trend stimme.
"Gleichwohl wird die Fed noch nachlegen, vielleicht sogar mehr als aktuell erwartet", kommentiert Christian Apelt von der Helaba. Die Inflationszahlen könnten hierfür Signale geben. "Davon wiederum hängt ab, ob die im Dezember ins Stocken geratene Erholung an den Aktienmärkten erneut Fahrt aufnehmen kann."
Sein Kollege Patrick Franke sieht hier für die kommenden Monate zwei Möglichkeiten: Entweder die Konjunktur kühle sich ab und die Arbeitslosigkeit steige, dies sei das Basis-Szenario der Helaba, was der Fed erlauben würde, bald in eine abwartende Haltung zu wechseln. Die Bank habe entsprechend Prognose für den Hochpunkt der Federal Funds Rate noch einmal leicht angehoben. "In der Spitze dürfte der Leitzinskorridor im März 4,75 bis 5 Prozent erreichen." Oder es dauerte länger, bis die Geldpolitik erkennbare Bremsspuren hinterlasse und eine weiter inakzeptabel hohe Inflation zwinge, die Notenbank deutlich über 5 Prozent hinaus zu gehen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
In dieser Woche startet die Berichtssaison in den USA. Zum Auftakt berichten traditionell zuerst die US-Banken JP Morgan, Wells Fargo, Bank of America und Citigroup über das abgelaufene Quartal. Auch BlackRock zieht Bilanz.
Montag, 9. Januar 2023
8:00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion, November
Die DekaBank erwartet einen Zuwachs. "Angesichts der enormen derzeitigen Belastungen ist das eine sensationell gute Nachricht." Die deutsche Volkswirtschaft schlage sich bislang erstaunlich wacker. "Hierzu hat die Industrieproduktion im November positiv beigetragen, wenngleich die energieintensiven Branchen wohl weiterhin die Entwicklung belasteten."
Donnerstag, 12. Januar 2023
14:30 Uhr. USA: Verbraucherpreise, Dezember
Die Inflationsrate der US-Verbraucherpreise wird sich weiter vermindert haben. Davon geht die DekaBank aus. "Die Entwicklung der Energiepreise spielte hierbei die Hauptrolle." Deren Jahresteuerungsrate dürfte mit gut 6 Prozent erstmals seit Februar 2021 in den einstelligen Bereich gefallen sein. Hingegen könne bei Lebensmitteln ein leichter Anstieg gemeldet werden. "In der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie erwarten wir ebenfalls einen Rückgang der Inflationsrate." Zwar habe die Mietinflation ihren Zenit noch nicht erreicht. Aber die Entspannung bei der Lieferkettenproblematik dürfte für weitere Preisrückgänge in einigen Teilbereichen gesorgt haben.
Freitag, 13. Januar 2023
10:00 Uhr. Deutschland: Bruttoinlandsprodukt 2022
Nach Einschätzung der DekaBank die Wirtschaft um 1,9 Prozent zugelegt haben. "Der von uns prognostizierte Anstieg scheint zwar stark zu sein, gemessen an den Hoffnungen enttäuscht er aber." Bei der vorläufigen Schätzung von Destatis, vor allem für das vierte Quartal, sei eine gewisse Vorsicht angebracht, denn viele Indikatoren seien noch unbekannt, und die schon veröffentlichten hätten zuletzt ungewöhnlich oft überrascht.
16:00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Universität Michigan, Januar
Konsens ist eine leichte Erholung von 59,7 auf 60,5. Nach Einschätzung der Commerzbank ist das ein in der Historie immer noch extrem tiefes Niveau.
von Antje Erhard, 9. Januar 2023, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)