Goldman Sachs-Experten: Diese Folgen hat KI für die Musikindustrie - Warner Music-Aktie, Universal Music-Aktie & Co. dürften profitieren
Neben KI-gestützten Chatbots und Bild-Tools dürfte die Technologie auch der Musikbranche zugutekommen, wie Analysten der US-Großbank Goldman Sachs prognostizieren. Zuletzt geriet mit KI-Elementen geschaffene Musik aber auch vermehrt in die Kritik.
Werte in diesem Artikel
• KI-Trend dürfte auch vor Musikindustrie nicht Halt machen
• Musik mit "falschen" Stimmen generiert
• Grammys öffnen sich für KI-Musik
Nicht nur Chat-GPT: Zahlreiche Anwendungsfälle für KI-Tools
Die Erwartungen an künstliche Intelligenzen (KI) sind derzeit hoch. Spätestens seitdem die Microsoft-Beteiligung OpenAI den Chatbot Chat-GPT für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht hat, ist der Trend um KI-basierte Lösungen nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei Privatpersonen angekommen. Die Einsatzmöglichkeiten solcher Tools sind vielfältig. Mit OpenAIs DALL·E sowie Midjourney existieren bereits zwei Anwendungen, die nach Eingabe einer Beschreibung realistische Bilder und Kunstwerke erstellen können. Und auch NVIDIA will mit dem im März vorgestellten KI-Tool Picasso die Erstellung und Bereitstellung von Bild-, Video- und 3D-Anwendungen anbieten. Hierzu arbeitet man mit Getty, Shutterstock und Adobe zusammen, die allesamt auf dem Gebiet der Stockfotografie tätig sind und mithilfe ihrer riesigen Bilder- und Video-Datenbanken zahlreiche KI-generierte Varianten dieser anbieten können.
Goldman Sachs: KI bietet Chancen für Musikbranche
Aber auch in der Musikindustrie können KI-Lösungen zum Einsatz kommen, zumindest wenn es nach Experten der US-Großbank Goldman Sachs geht. "Generative KI wird die Möglichkeiten der Musikproduktion enorm verbessern und die Produktivität steigern", schrieben die Strategen Ende Juni in einer Notiz, die "CNBC" vorliegt. Demnach leide die Musikindustrie derzeit unter einigen Herausforderungen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz jedoch abgebaut werden könnten. "Wir glauben, dass die Musikindustrie an der Schwelle zu einem weiteren großen strukturellen Wandel steht, da Musikinhalte nach wie vor nicht ausreichend monetarisiert werden, die Auszahlungsstrukturen für Streaming-Lizenzen veraltet sind und generative KI eingesetzt wird."
Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Konsum
So bringe der Wandel der Branche hin zum Streaming zwar den Vorteil riesiger Kataloge an Musik, die Nutzern bei Diensten wie Spotify, Amazon Music, Apple Music, YouTube Music, TIDAL und Deezer zur Verfügung stehen, laut den Experten von Goldman Sachs stimmen die dadurch generierten Einnahmen jedoch nicht mit dem Konsum überein. "Wir schätzen zum Beispiel, dass der Umsatz pro Audiostream in den letzten 5 Jahren um 20 Prozent gesunken ist und dass der Umsatz pro gestreamter Musikstunde bei Spotify viermal niedriger als bei Netflix ist", bemängelten die Analysten in der Notiz.
KI-Musik mit Stimmen von Drake, The Weeknd, Eminem & Co.
In den letzten Wochen standen KI-Technologien im Kontext der Musikproduktion jedoch vermehrt in der Kritik. Im April veröffentlichte TikTok-Nutzer Ghostwriter977 etwa das Lied "Heart On My Sleeve" auf mehreren Streamingplattformen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz klangen die Stimmen, die im Lied zu hören waren, stark wie die des Rappers Drake und des R&B-Sängers The Weeknd, wie "Billboard" berichtete. Mittlerweile wurde der Song aber von allen gängigen Diensten gelöscht. Während sich einige Fans nämlich begeistert davon zeigten, wie schnell und einfach überzeugend klingende Lieder ihrer Lieblingskünstler generiert werden können, kritisierten Vertreter der Musikbrache genau diesen Punkt, so das Online-Magazin.
Und auch Star-DJ David Guetta machte sich die Technologie zu Nutze und spielte während eines Sets ein Lied, in dem die vermeintliche Stimme des US-Rappers Eminem zu hören war, so "Variety". "Darf ich vorstellen ... Emin-AI-em", schrieb der Künstler im Februar via Twitter zu einem kurzen Video, in dem der Ausschnitt zu hören ist.
Let me introduce you to… Emin-AI-em ?? pic.twitter.com/48prbMIBtv
- David Guetta (@davidguetta) February 3, 2023
Darüber hinaus verkündete die Sängerin Grimes eine 50-prozentige Beteiligung an allen Liedern, die "ihre" KI-Stimme verwenden möchten und unterstützte dieses Vorgehen mit der Veröffentlichung der Anwendung Elf.Tech.
Urheberschutz im Blick
Im Fall von Grimes ist die Frage, wer für KI-generierte Lieder bezahlt wird, zwar geklärt, in den meisten anderen Fällen jedoch nicht, wie Geoff Mayfield und Jem Aswad von Variety schrieben. Wem steht also eine Bezahlung zu? David Guetta, der das Lied produziert hat, oder Eminem, dessen Stimme unbekannterweise verwendet wurde? Oder gar beiden? "Wir wollen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen, […] wo wir eine neue Technologie sehen und glauben, dass der Himmel einstürzt", kommentierte Jordan Bromley von der Anwaltskanzlei Manatt, Phelps & Phillips den Einsatz von KI gegenüber dem Blatt. "Wir glauben, dass es einen proaktiven Weg gibt, dies zu tun, um nicht nur die Technologie zu unterstützen, sondern auch die Urheber vor dem schlimmsten Fall zu schützen."
Goldman Sachs hält Bedenken für "übertrieben"
Die Experten von Goldman Sachs halten eine generelle Verteufelung von KI-Technologien für "übertrieben", wie CNBC schreibt. So nutzen der Streamingdienst Deezer und das Musiklabel Believe Tools, die überprüfen, ob Lieder mit KI generiert wurden - ironischerweise ebenfalls auf Basis künstlicher Intelligenz, so CNBC. Darüber hinaus arbeiten einige Labels eng mit Streamingdiensten zusammen, um künstlich erzeugte Lieder aus dem Katalog zu löschen - wie im Fall von "Heart On My Sleeve". "Die Musikindustrie ist gut aufgestellt, um ihr geistiges Eigentum zu schützen, da sie von drei großen Unternehmen beherrscht wird, die den Großteil der Kataloge der Künstler besitzen", so die Experten im Hinblick auf die Universal Music Group, die Warner Music Group und Sony Music Entertainment.
Grammys-Chef erlaubt KI-Musik - unter diesen Bedingungen
Rückenwind erhielt die Technologie kürzlich auch durch Harvey Mason Jr., CEO der Recording Academy, die hinter den Grammy Awards steht. "Zum jetzigen Zeitpunkt werden wir es zulassen, dass KI-Musik und -Inhalte eingereicht werden, aber die Grammys werden nur an menschliche Schöpfer gehen, die einen kreativen Beitrag in den entsprechenden Kategorien geleistet haben", erklärte Mason Jr. im Juni auf der Webseite der Organisation. Kurz darauf verdeutlichte er gegenüber "The Associated Press": "KI, oder Musik, die von KI geschaffene Elemente enthält, ist absolut teilnahmeberechtigt und kann für eine Grammy-Nominierung in Betracht gezogen werden. Punkt". Der Anteil eines Liedes, der auf künstliche Intelligenzen zurückzuführen sei, werde aber weder für einen Grammy nominiert, noch diesen gewinnen.
Diese Musik-Aktien könnten von KI profitieren
Die Experten von Goldman Sachs sind sich also sicher, dass die Musikindustrie massiv von KI profitieren kann und diese der Branche "signifikante Chancen" biete. In diesem Kontext könne es sich lohnen, einige Aktien im Blick zu behalten, die sich durch den KI-Hype für einen Kursantrieb qualifizieren.
Warner Music-Aktie: Goldman Sachs lobt Wachstumswert
Ganz vorne mit dabei: die Warner Music Group. Das Label mit Sitz in New York gehört seit der Gründung im Jahr 1929 zu den großen Akteuren der Musikbranche. Und auch bei Goldman Sachs ist die Warner Music Group-Aktie nicht unbekannt, wie die Experten laut CNBC erklären. So sei der NASDAQ-Wert "einer der hochwertigsten langfristigen Wachstumswerte in unserer Coverage-Gruppe", wie es in der Notiz heißt.
Universal Music-Aktie: Tiefer und breiter Musik-Katalog
Auch der europäische Hauptkonkurrent der Warner Music Group, die Universal Music Group, könne von KI-Technologien profitieren, so die Strategen. "Wir glauben, dass UMG mehrere Wettbewerbsvorteile besitzt, darunter die Größe des Unternehmens, seine klare und beständige Erfolgsbilanz bei der Gewinnung von Künstlern, die Tiefe und Breite seines Katalogs und seine Fähigkeit, neue Trends unter der Leitung eines erfahrenen Managementteams frühzeitig zu erkennen", erklärten die Goldman Sachs-Analysten. Dementsprechend habe die UMG-Aktie auch einen Platz auf der europäischen "Conviction List" der Großbank.
Believe-Aktie: Digital-First-Ansatz
Auch das französische Musiklabel Believe habe sein Engagement im Bereich KI vorangetrieben, obwohl das Unternehmen noch relativ jung und deutlich kleiner als die großen Marktakteure ist. Dennoch sind die Experten des Kredithauses der Aktie gegenüber positiv gestimmt: "Wir gehen davon aus, dass das Unternehmen mit seinem Digital-First-Ansatz weiter Marktanteile gewinnen wird, insbesondere in den schnell wachsenden Schwellenländern in Asien".
Live Nation-Aktie: Konzerte und Social-Media-Engagement
Doch nicht nur Labels dürften vom KI-Trend profitieren, wie es in der Goldman-Notiz heißt. Auch die Aktie des Konzertveranstalters Live Nation könne von der neuen Entwicklung der Branche angetrieben werden. Den Strategen zufolge ist zu erwarten, dass Künstler häufiger auf Tournee gehen, außerdem dürften besonders jüngere Konsumenten vermehrt über die sozialen Medien angesprochen werden, was im Endeffekt auch der gesamten Musikindustrie zugutekomme.
NetEase-Aktie: Musikstreaming und KI-Komposition
Letztendlich heben die Experten außerdem den Daumen für die NetEase-Aktie. Das chinesische Internetunternehmen betreibt neben der Suchmaschine 163.com, der E-Commerce-Plattform kaola.com und dem E-Mail-Anbieter Freemail außerdem den Streamingdienst NetEase Music. Darüber hinaus bietet der Konzern KI-gestützte Tools zum Komponieren von Musik an.
Redaktion finanzen.net
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