"Nicht so einfach"

EZB: Wechsel des Geschäftsmodells für Banken kein Allheilmittel

10.04.17 15:01 Uhr

EZB: Wechsel des Geschäftsmodells für Banken kein Allheilmittel | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat davor gewarnt, in einem Wechsel des Geschäftsmodells - zum Beispiel hin zu einer stärkeren Gebührenfinanzierung - ein Allheilmittel gegen das anhaltende Niedrigzinsumfeld zu sehen.

In ihrem Jahresbericht für 2016 weist die EZB darauf hin, dass das nicht so einfach ist.

   Laut EZB hat die Finanzkrise das Geschäftsmodell der Banken insgesamt stark verändert. Während vor der Krise eine starke Hebelung, billige Wholesale-Finanzierung, Immobilienfinanzierung und Verbriefungen eine große Rolle spielten, zwang die Krise die Institute dazu, ihre Bilanzen zu verkleinern, Eigenkapital aufzubauen, riskante Aktivitäten zu reduzieren und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. "Im Euroraum hat das insgesamt zu einem Schwenk von Investmentbanking und Wholesale-Aktivitäten hin zu einem traditionelleren Retail-Reschäft geführt", konstatiert die EZB.

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EZB prüft 2017 Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen

Das Problem ist: Mit dieser Sorte Geschäft verdienen die Banken in einem Niedrigzinsumfeld nicht genug Geld, worüber sie auch heftig klagen. Von Bankaufsehern, also der EZB, wird ihnen dann gerne entgegengehalten, sie müssten halt "ihr Geschäftsmodell anpassen". Vor diesem Hintergrund prüft die EZB in diesem Jahr zudem schwerpunktmäßig die Geschäftsmodelle der Banken auf ihre Nachhaltigkeit.

   "Es wird oft vorgeschlagen, dass die Banken ihr Geschäftsmodell doch so anpassen könnten, dass sie ihren Gewinn in einem von niedrigem Wachstum und niedrigen Zinsen gekennzeichneten Umfeld durch höhere Gebühren- und Provisionseinkommen steigern", schreibt die EZB. Eine genauere Prüfung zeige aber, dass der Erfolg so einer Strategie davon abhänge, wie genau die Bank arbeite und welche Gebühren und Provisionen sie überhaupt erzielen könne.

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Steigerungspotenzial bei Provisionen auf bestimmte Banken begrenzt

Laut EZB konnten Depotbanken und Vermögensverwalter den Rückgang der Nettozinseinnahmen seit 2012 vollständig über höhere Provisionen ausgleichen. Banken mit anderen Geschäftsmodellen generierten sowohl höhere Nettozinseinnahmen als auch höhere Provisionen, was laut EZB darauf hindeutet, dass der Anstieg der Provisionseinnahmen auf einer insgesamt höheren Geschäftsaktivität beruhte.

   Laut EZB erzielen Universalbanken und Retail-Banken im Euroraum rund ein Viertel ihrer Einnahmen mit Provisionen, bei Spezialbanken spielen sie dagegen gar keine Rolle. "Solche Institute hätten wahrscheinlich die größten Probleme damit, ihre Provisionseinnahmen zu steigern", merkt die EZB an.

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   Wie aussichtsreich sind dann Versuche, "das Geschäftsmodell anzupassen"? Im Rückblick auf die Jahre 2007 bis 2014 stellt die EZB fest, dass zwar einige Banken das Geschäftsfeld gewechselt haben, die meisten aber in ihrer Gruppe geblieben sind. "Geschäftsmodelle von Banken sind relativ träge und können nicht nahtlos einem sich verändernden Umfeld oder in Erwartung einer solchen Änderung umgestellt werden", schreibt die EZB.

   FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: pawlina / Shutterstock.com