Alphabet-Aktie legt zu: Google-Mutter meldet deutliches Gewinnplus
Die Google-Mutter Alphabet hat im dritten Quartal ungeachtet der Sorgen um ihre Wettbewerbsfähigkeit gegen aufkommende KI-Konkurrenz deutlicher zugelegt als erwartet. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn übertraf der US-Konzern die durchschnittlichen Analystenschätzungen. Dabei zeigte sich, dass sich die teuren Bemühungen im eigenen KI-Bereich allmählich auszahlen. Neben dem Geschäft mit der bekannten Suchmaschine punktete Alphabet vor allem mit seinen Cloud-Diensten.
Demnach verbuchte Alphabet im dritten Quartal 2024 einen Gewinn von 2,14 US-Dollar je Aktie, während Experten ein Plus von 1,84 US-Dollar je Anteilsschein erwartet hatten. Im Vorjahresquartal belief sich das EPS noch auf 1,56 US-Dollar. Der Quartalsgewinn der Google-Mutter sprang um ein Drittel auf 26,3 Milliarden Dollar (24,3 Mrd Euro) hoch
Der Umsatz der Google-Mutter zog daneben von 76,69 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum auf nun 88,27 Milliarden US-Dollar an. Hier lagen die Prognosen der Analysten im Vorfeld bei 86,37 Milliarden US-Dollar.
Googles Werbegeschäft wächst ungeachtet der neuen KI-Konkurrenz weiterhin schnell. Die Anzeigenerlöse stiegen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um gut zehn Prozent auf 65,85 Milliarden Dollar. Die Werbeerlöse von Google sind nach wie vor die Basis des Alphabet-Geschäfts. Die Videotochter Youtube steuerte dazu 8,9 Milliarden Dollar bei - gut zwölf Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Das entsprach den Erwartungen der Analysten.
Die Entwicklung von Googles Werbegeschäft wird sehr genau beobachtet. Eine zentrale Frage ist, ob Versuche von Konkurrenten, mit Hilfe Künstlicher Intelligenz direkte Antworten statt Links anzuzeigen, eine Spur bei Googles Suchmaschine hinterlassen.
Während das Wachstumstempo im Werbegeschäft sich weiter verlangsamt, baut Alphabet-Chef Sundar Pichai auf den Erfolg der Cloud-Dienste: Die Sparte liefert etwa Rechenleistung und Software an andere Unternehmen. Im abgeschlossenen Quartal überzeugte das Unternehmen zunehmend Kunden - auch dank der Übernahme schnell wachsender KI-Startups, die teils von Ex-Google-Mitarbeitern gegründet wurden.
Bei den sogenannten "anderen Wetten" - Zukunftsprojekten wie selbstfahrende Autos oder Lieferdrohnen - stieg der Quartalsumsatz aller Firmen binnen eines Jahres von 297 auf 388 Millionen Dollar. Der operative Verlust des Bereichs lag bei rund 1,12 Milliarden nach knapp 1,2 Milliarden Dollar vor einem Jahr.
Waymo-Robotaxis machen 150.000 Fahrten pro Woche
Die Google-Schwesterfirma Waymo baut den Vorsprung bei selbstfahrenden Autos aus: Ihre Robotaxis machen inzwischen wöchentlich mehr als 150.000 Fahrten mit Passagieren ohne einen Menschen am Steuer. Dabei legten die Wagen jede Woche über eine Million Meilen autonom zurück, teilte Waymo mit. Die Firma ist bisher in San Francisco, Los Angeles, Phoenix und Austin aktiv.
Der Chef des Mutterkonzerns Alphabet, Sundar Pichai, verwies darauf, dass die Waymo-Robotaxis durch die vereinbarte Kooperation mit dem Fahrdienst-Vermittler Uber in Austin und Atlanta als fünfter Stadt schneller in den Alltag kämen. Waymo werde autonomes Fahren an mehr Orte bringen.
Musk will Tesla zum Konkurrenten machen
Mit dem neuen Meilenstein sendet Waymo ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz. Vor wenigen Wochen hatte Tesla-Chef Elon Musk einen Robotaxi-Prototypen des Elektroauto-Herstellers vorgestellt. Er kündigte an, die Wagen voraussichtlich ab 2026 zu bauen und stellte eine jährliche Produktion von rund zwei Millionen Fahrzeugen in Aussicht.
Musk verspricht schon seit Jahren selbstfahrende Teslas - sie haben bisher aber nach wie vor nur ein Fahrassistenz-System, bei dem der Mensch am Steuer in der Verantwortung bleiben und jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Bei Waymo sitzt hingegen niemand hinter dem Lenkrad.
Waymo setzt auf teure Technik
Die Wagen der Google-Schwesterfirma sind jedoch deutlich teurer, weil sie für Sicherheit beim Fahren mit zusätzlichen Sensoren wie Laser-Radaren sorgen, die die Umgebung abtasten. Das macht es schwieriger, Geld zu verdienen. Allerdings spricht Waymo davon, dass neuere Systeme günstiger werden.
Musk will sich hingegen nur auf Kameras verlassen, was die Kosten drücken würde. Viele Branchenexperten bezweifeln jedoch, dass verlässliches autonomes Fahren nur mit Videobildern machbar ist.
Jefferies hebt Ziel für Alphabet A-Aktie auf 235 Dollar - 'Buy'
Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für Alphabet A-Aktie von 220 auf 235 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Die Google-Mutter habe durch die Bank überzeugt und in allen Bereichen die Umsatzerwartungen übertroffen, schrieb Analyst Brent Thill in seinem am Mittwoch vorliegenden Kommentar zu den Zahlen.
RBC hebt Ziel für Alphabet A-Aktie auf 210 Dollar - 'Outperform'
Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Alphabet A-Aktie von 204 auf 210 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf "Outperform" belassen. Entgegen jeglicher Bedenken sei das dritte Quartal ausdrücklich solide gewesen, schrieb Analyst Brad Erickson in seinem am Mittwoch vorliegenden Kommentar. Er hob seine Schätzungen nach den Zahlen an.
UBS-Analyst Stephen Ju kommentierte in einer ersten Reaktion, die Resultate dürften die Diskussionen um die Investitionen und die Rendite darauf etwas beruhigen.
Alphabet beflügelt von Zahlenwerk - Rekord rückt wieder näher
Die Aktien der Google-Mutter Alphabet haben am Mittwoch ihre dreimonatige Richtungssuche hinter sich gelassen. Nachdem diese geprägt war von Gewinnmitnahmen im Sommer, einer Erholung im September und Stagnation im Oktober, sorgten starken Zahlen nun für einen Kurssprung. Der Kurs der A-Gattung erreichte mit bis zu 182,02 US-Dollar das höchste Niveau seit Ende Juli. Er näherte sich damit wieder dem Rekord von 191,75 US-Dollar. Die Aktien der C-Gattung legten daneben um 2,92 Prozent auf 176,14 US-Dollar zu.
Analyst Douglas Anmuth von der US-Bank JPMorgan hob drei Punkte positiv hervor: Die zunehmende Zuversicht des Konzerns in die Google-Suche mittels Künstlicher Intelligenz (KI), eine starke Beschleunigung im Cloud-Geschäft und das Ergebnispotenzial durch die Kostenstruktur unter dem neuen Finanzchef Anat Ashkenazi.
Auch Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank sprach in einem ersten Kommentar von "sehr guten Zahlen". Das Werbegeschäft laufe gut und die Cloud-Sparte mit Rekordergebnissen noch besser. Er bezeichnete diese als "Star des Quartals" dank hochvolumiger Aufträge und der Nachfrage nach KI-Lösungen. Wermann erwartet, dass sich die positive Entwicklung des Google-Mutterkonzerns fortsetzen wird.
Die guten Nachrichten sorgten für Erleichterung unter den Anlegern. Denn in den vergangenen Monaten waren diese in konjunkturell unsichereren Zeiten skeptischer geworden: Vom Juli-Rekord bei 191,75 US-Dollar war der Kurs bis Anfang September um 23 Prozent abgesackt. Die darauf folgende Erholung sorgt jetzt im Chart für Aufsehen. Denn erstmals seit Anfang August wurde wieder die mittel- bis langfristig relevante Linie des 100-Tage-Durchschnitts übertroffen.
Redakton finanzen.net / dpa-AFX /
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