Rabobank droht Libor-Strafe von 1 Milliarde Dollar
Die holländische Rabobank Groep wird im Zuge des Libor-Skandals um manipulierte Zinsen wohl knapp eine Milliarde US-Dollar zahlen, damit ein laufendes Ermittlungsverfahren eingestellt wird.
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Das berichten Personen, die sich mit der Sache auskennen. Ein Vergleich zwischen der Rabobank und Behörden in den USA und Großbritannien könnte bereits nächste Woche erfolgen, sagen die Sachkenner.
Noch haben sich beide Seiten nicht endgültig geeinigt. Auch habe die Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC), welche zusammen mit dem amerikanischen Justizministerium und der britischen Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) gegen die Bank ermittelt, dem Vergleich noch nicht offiziell zugestimmt, sagt eine gut informierte Person.
Sollte es aber zu einem Pakt kommen, wäre es der zweitwertvollste in der umfangreichen Untersuchung, bei der es um die mutmaßliche Manipulation des Londoner Interbankenzinses Libor und anderer Leitzinsen geht, auf denen Finanzverträge im Wert von Billionen basieren.
Ein Sprecher der Rabobank wollte sich am Dienstag zur möglichen Höhe einer Strafzahlung nicht äußern.
Die Wirtschaftszeitung Financial Times hatte zuvor über die mögliche Vergleichssumme berichtet.
Die niederländische Rabobank wäre die fünfte Finanzfirma, die die seit fünf Jahren laufenden Ermittlungen zum mutmaßlichen Zinspfusch mit einem Vergleich beenden würde. Die bisher größte Summe hat die Schweizer Großbank UBS gezahlt: Sie einigte sich im Dezember mit den amerikanischen und britischen Behörden auf eine Strafe von rund 1,4 Milliarden Schweizer Franken (knapp 1,2 Milliarden Euro).
Neben dem geplanten Rabobank-Deal bereiten die US-Behörden nach Auskunft gut unterrichteter Personen auch ein mögliches Strafverfahren gegen Paul Robson vor, einen ehemaligen Händler der Rabobank, der in London arbeitete. Eine Anklage soll nach Auskunft der Insider ungefähr zeitgleich mit der Bekanntgabe eines Rabobank-Vergleichs erfolgen.
Ein Sprecher des amerikanischen Justizministeriums wollte sich zur Rabobank nicht äußern, sagte aber, die Bundesstaatsanwälte leiteten "eine aktive, laufende Untersuchung zur möglichen Manipulation des Libor und anderer internationaler Leitzinsen". Vertreter der britischen FCA waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Sprecher der CFTC lehnte einen Kommentar ab.
"Es ist unsere feste Überzeugung, dass noch keine Anklageentscheidung gefallen ist", sagte Steven Francis, ein Anwalt Robsons in London, am Dienstagabend.
Ein britisches Gericht hatte Robson am Montag öffentlich als mutmaßliches Mitglied einer Verschwörung aus Banken und Brokern genannt, die laut der britischen Strafverfolgungsbehörde Serious Fraud Office Zinsen im großen Stil manipuliert haben sollen. In der Anklageschrift gegen Robson wird auch James Gilmour, ein ehemaliger Broker beim Börsenmakler R.P. Martin Holdings, beschuldigt, sich an der Manipulation beteiligt zu haben. Gilmour hat sich bisher auf kein Schuldeingeständnis eingelassen, und sein Anwalt hat sich auf die Bitte nach einem Kommentar nicht zurückgemeldet.
Seit Monaten bemühe sich die Rabobank um einen Pakt mit den Ermittlern, sagen Personen aus dem Umfeld der Gespräche. Im August erklärte die Bank, dass sie eine nicht genannte Summe für einen erhofften Libor-Vergleich beiseite gelegt habe und dass sie bis Jahresende mit einem Abschluss des Verfahrens rechne.
Andere Banken und Analysten auf beiden Seiten des Atlantiks dürften genau beobachten, wieviel Geld die Rabobank am Ende zahlen wird. Die Fahnder haben in ihrem globalen Untersuchungsverfahren immer noch rund ein Dutzend Firmen im Visier, sagen Personen aus dem Umfeld der Ermittlungen. Im nächsten Jahr dürften sich die Deutsche Bank , die Citigroup und JPMorgan auf einen Vergleich einigen, heißt es. Vertreter der genannten Banken wollten das am Dienstag nicht kommentieren.
Europäische Banken unter Libor-Manipulationsverdacht könnten am Ende bis zu 35 Milliarden Dollar in zivilrechtlichen Vergleichen zahlen, heißt es in einem im Juli veröffentlichten Bericht der Analysten bei der Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods.
Der Vergleich, den die Rabobank voraussichtlich bald mit den Ermittlern schließen wird, folgt einem bekannten Muster. Die Strafverfolger haben im Libor-Skandal bisher zivilrechtliche Verfahren gegen die verdächtigen Firmen geführt und ihnen zum Teil auch schon Strafen aufgebrummt. Gegen einzelne Börsenhändler und andere Personen, die sich an dem Zinspfusch mutmaßlich persönlich bereichern wollten, streben die Fahnder hingegen strafrechtliche Verfahren an.
Im jüngsten Libor-Vergleich zahlte die Londoner Börsenhandelsfirma ICAP im September insgesamt 87 Millionen Dollar an die Behörden. US-Strafverfolger verhängten zugleich drei Strafanzeigen gegen drei ehemalige ICAP-Mitarbeiter.
Mitarbeit: David Enrich DJG/WSJ/brb Dow Jones Newswires Von Devlin Barrett, Jenny Strasburg und Jean Eaglesham
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