US-Notenbank: Leitzins bleibt unangetastet - moderate Zuversicht für Konjunktur
Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre Krisenpolitik angesichts der weiter schwelenden Corona-Pandemie fort.
Die Leitzinsen bleiben in der Nähe der Nulllinie, während weiterhin jeden Monat dreistellige Milliardenbeträge in die amerikanische Wirtschaft gepumpt werden. Die Fed werde all ihre Instrumente nutzen, um die Wirtschaft in dieser "herausfordernden Zeit" zu stützen, heißt es in einer Erklärung zum Zinsentscheid der Notenbank vom Mittwoch.
Während der Leitzins in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent bleibt, sollen die milliardenschweren Anleihekäufe sollen solange fortsetzen werden, bis "substanzielle Fortschritte" in den Zielen der Fed erreicht sind. Auf diese Klarstellung hatten Beobachter gewartet. Zurzeit kauft die Fed Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere im Wert von monatlich 120 Milliarden US-Dollar. Die Käufe haben die Bilanz der Fed in ungekanntem Ausmaß aufgebläht.
"Die Entwicklung der Wirtschaft hängt stark vom weiteren Verlauf der Virus-Krise ab", erklärte die Fed. Die wirtschaftliche Aktivität, die Beschäftigung und die Inflation würden durch die Krise belastet. Der Wirtschaftsausblick sei durch erhebliche Risiken durch die Pandemie gekennzeichnet.
Zugleich gibt sich die Notenbank etwas zuversichtlicher für die konjunkturelle Entwicklung. Die Wirtschaftsleistung dürfte infolge der Corona-Pandemie in diesem Jahr zwar zurückgehen, allerdings weniger stark als bisher erwartet. Die Wachstumsprojektionen für die Jahre 2021 und 2022 wurden jeweils leicht angehoben.
Konkret geht die Fed in diesem Jahr von einer um 2,4 Prozent schrumpfenden Wirtschaft aus. Bisher wurde ein Rückgang um 3,7 Prozent angenommen. Für 2021 wird ein Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent prognostiziert, anstatt den bisher angenommenen 4,0 Prozent. Für 2022 beträgt die erwartete Wachstumsrate 3,2 anstatt 3,0 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit dürfte den Prognosen zufolge in den Jahren 2020 bis 2022 nicht so hoch ausfallen wie bisher befürchtet. Die Inflationsprognosen wurden für 2021 und 2022 leicht erhöht. Die Erwartungen der Fed ergeben sich aus den jeweiligen Prognosen der einzelnen Notenbankmitglieder.
Analysten hoben die Bedeutung der geänderten Wortwahl zu den Wertpapierkäufen hervor. Laut der neuen Sprachregelung könnten die Anleihekäufe länger laufen als bisher von vielen Marktteilnehmern erwartet, kommentierte Paul Ashworth, US-Chefökonom des Analysehauses Capital Economics. Bisher habe sich die Fed lediglich auf Sicht von wenigen Monate festgelegt.
Die Notenbank hatte bereits im Frühjahr mit einer beispiellosen Lockerung ihrer Geldpolitik auf die Corona-Krise reagiert. So wurden der Leitzins auf quasi Null gesenkt, massiv Anleihen gekauft und auch Kreditprogramme für die Wirtschaft aufgelegt. Nach einem heftigen Konjunktureinbruch konnte sich die größte Volkswirtschaft der Welt in den Sommermonaten stark erholen. Doch der zuletzt wieder deutliche Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen bedroht den Aufholtrend, dadurch hatte auch der Druck auf die Notenbank wieder zugenommen.
Zwar stieg zuletzt die Hoffnung, dass sich die Corona-Krise durch Impfungen in den Griff bekommen lässt. Doch bis dahin dürfte es noch dauern, und gerade die Wintermonate mit drohenden neuen Lockdowns gelten als große Herausforderung und wirtschaftliches Risiko. Handlungsbedarf sah Notenbankchef Jerome Powell bislang indes vor allem beim US-Kongress. Bislang konnten sich die großen US-Parteien aber nicht auf ein neues Konjunkturprogramm verständigen. Zuletzt stieg die Hoffnung zwar wieder, eine Einigung ist aber ungewiss.
(dpa-AFX)
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