EZB-Zinsentscheid

EZB hält an Leitzinsniveau fest - DAX fällt zurück: Kommt weitere Senkung im September?

18.07.24 17:38 Uhr

EZB tastet Leitzins im Euroraum nicht an - Neue Hinweise zur weiteren Geldpolitik | finanzen.net

Die Europäische Zentralbank hat turnusmäßig über ihren weiteren geldpolitischen Kurs im Euroraum entschieden.

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Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Zinsen im Euroraum nach der jüngsten Senkung im Juni unverändert. Der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum Geld bei der EZB besorgen können, liegt derzeit bei 4,25 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt ebenfalls unverändert 3,75 Prozent. Diese Entscheidung war im Vorfeld am Markt erwartet worden.

Im Fokus des Treffens stehen mögliche Signale zum künftigen Zinspfad der Notenbank. Volkswirte rechnen mit klareren Hinweisen, dass angesichts einer deutlich rückläufigen Inflation auf der geldpolitischen Sitzung im September die Zinsen weiter gesenkt werden könnten.

DAX reagiert kaum auf EZB-Entscheid

Der DAX zeigte nur wenig Reaktion auf den Zinsentscheid. Er notierte im Verlauf etwas tiefer und verzeichnete letztlich ein moderates Minus von 0,45 Prozent auf 18.354,76 Punkte. So scheint die Entscheidung der Währungshüter bereits eingepreist.

Entwicklung der EZB-Geldpolitik

Im Juli 2022 hatte die EZB ihre jahrelangen Null- und Negativzinsen beendet, um die zeitweise auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge erhöhte die Notenbank die Zinsen, ehe sie eine Pause einlegte. Im Juni dieses Jahres senkte die EZB dann erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte.
Hinsichtlich weiterer Zinssenkungen hatte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde jüngst zurückhaltend gezeigt. "Der starke Arbeitsmarkt bedeutet, dass wir uns Zeit nehmen können, um neue Informationen zu sammeln", sagte Lagarde beim EZB-Forum im portugiesischen Sintra mit Blick auf die Arbeitslosigkeit im Euroraum. Diese lag im Mai auf einem Rekordtief von 6,4 Prozent. Aber man müsse sich auch der Tatsache bewusst sein, dass die Wachstumsaussichten unsicher blieben. Im ersten Quartal hatte die Wirtschaft in der Eurozone nur leicht um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt.

Auch die Bundesbank hatte sich für einen vorsichtigen Kurs ausgesprochen. "Zinssenkungen machen wir nicht per Autopilot", hatte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel kürzlich dem "Tagesspiegel" gesagt.

Lagarde: Wachstumsrisiken abwärts gerichtet

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht nach den Worten von Präsidentin Christine Lagarde überwiegend das Risiko, dass sich die Wirtschaft schwächer als von EZB-Ökonomen erwartet entwickeln wird. Lagarde sagte in ihren Einleitenden Bemerkungen zu Beginn der Pressekonferenz: "Die Risiken für das Wirtschaftswachstum sind abwärts gerichtet." Der Rat verabschiedete sich damit wieder von seiner erst im Juni gegebenen abgestuften Risikoeinschätzung, der zufolge die Wachstumsrisiken kurzfristig ausgeglichen, aber mittelfristig abwärts gerichtet seien.

Lagarde sagte, die Wirtschaft des Euroraums dürfte im zweiten Quartal gewachsen sein, wenn auch mit einem geringeren Tempo als im ersten Quartal. Die Inflation dürfte sich für den Rest des Jahres um das aktuelle Niveau herum bewegen.

Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, seine Leitzinsen und die Pläne für den Abbau der Anleihebestände unverändert zu lassen. Hinweise auf den weiteren Zinskurs wurden nicht gegeben. Stattdessen bekräftigte das Gremium, dass es seine Zinsentscheidungen in Abhängigkeit von den hereinkommenden Daten und von Sitzung zu Sitzung treffen werde.

EZB-Präsidentin Lagarde: Zinsentscheidungen bleiben datenabhängig

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt der nächsten Zinssenkung gegeben, allerdings auf eine schwächere konjunkturelle Entwicklung hingewiesen. Die künftigen Zinsentscheidungen seien weiter abhängig von der Entwicklung der Konjunkturdaten, bekräftigte Lagarde am Donnerstag im Anschluss der EZB-Zinsentscheidung frühere Aussagen. Die Notenbank sei auf keinen bestimmten Zinspfad festgelegt.

Damit hat sich die EZB für die nächste Zinsentscheidung Mitte September alle Türen offen gelassen.

Lagarde: Erwarten geringere Lohnzuwächse 2025 und vor allem 2026

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde weiterhin damit, dass der Lohndruck im Euroraum abnehmen wird. "Viele Umfragen, vor allem die Safe-Umfrage, zeigen, dass der Trend erhöhter Lohnzuwächse 2025 und vor allem 2026 abnehmen wird", sagte sie in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung. Lagarde zufolge deuten die in jüngster Zeit veröffentlichten Indikatoren zwar noch in Richtung eines erhöhten Lohnwachstums, doch sei dies keine Überraschung, sondern schon in den jüngsten Projektionen berücksichtigt gewesen.

Weniger zufrieden äußerte sich die EZB-Präsidentin mit dem Produktivitätswachstum: Dieses sei zuletzt minimal gewesen. Das sei sicherlich nicht das, was die EZB erwarte, sagte sie. Ein stärkeres Produktivitätswachstum würde den anhaltend hohen Anstieg der Arbeitskosten absorbieren und damit den Inflationsdruck begrenzen. Lagarde sagte, dass es hierzu in den nächsten Wochen und Monaten mehr Daten geben werde. Die Stückgewinne der Unternehmen seien im ersten Quartal gesunken, was eine Umkehrung der im vierten Quartal beobachteten Verhältnisse darstelle.

Inflation im Euroraum weiter über 2-Prozent-Ziel

Hohe Zinsen machen Kredite teuer. Das kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Zugleich aber sind teurere Finanzierungen eine Last für Unternehmen und private Investoren wie Hausbauer. Angesichts der schwächelnden Konjunktur und sinkender Inflationsraten gibt es Forderungen, die Zinsen weiter zu senken.

Allerdings hält sich die Inflation im Euroraum hartnäckig. Im Juni lag die Rate bei 2,5 Prozent und damit weiter über dem Ziel der EZB, die Preisstabilität rund um den Wert von zwei Prozent Inflation gewahrt sieht. Zudem stagnierte im Juni die viel beachtete Kerninflation - die Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: einstein / Shutterstock.com, DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images

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