Ausgehebelt: Darum ist der Kauf von Hebelpapieren nicht immer möglich
Orderausführung: Warum Anleger bestimmte Knock-out-Papiere in hoher Stückzahl nicht immer kaufen oder verkaufen können.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Die Preisbildung bei verbrieften Derivaten funktioniert anders als bei Aktien. Der Emittent verpflichtet sich, als sogenannter Marketmaker An- und Verkaufskurse zu stellen. Anleger sind somit nicht auf andere Marktteilnehmer angewiesen, um die Papiere zu handeln.
Dennoch kann es vorkommen, dass bestimmte Orders nicht ausgeführt werden können. Etwa Knock-out-Produkte, die ein Anleger in hohen Stückzahlen handeln will, beispielsweise 10.000 Stück. Vor allem dann, wenn es sich bei dem gehandelten Basiswert um einen vergleichsweise weniger liquiden Wert handelt.
Hintergrund: Die Zertifikatehäuser sind nicht die Gegenparteien des Zertifikatekäufers, sondern Dienstleister, die ihm den Zugang zu dem jeweiligen Markt über das entsprechende Derivat ermöglichen. Daher sichern sie Derivategeschäfte an den Märkten ab, um den Anlegern die entsprechende Performance liefern zu können. So kauft die Bank bei einem Indexzertifikat den entsprechenden Future oder bildet den Index direkt mit dem Kauf der Aktien ab.
Das Absichern der Derivategeschäfte, das sogenannte Hedging, ist in der Regel bei liquiden Basiswerten wie dem DAX oder DAX-Aktien kein Problem.
Liquidität ist entscheidend
"Bei Knock-out-Produkten auf kleinere Werte, die beispielsweise im MDAX, SDAX oder TecDAX gelistet sind, kann es passieren, dass Emittenten Produkte in hoher Stückzahl nicht hedgen können, da in der jeweiligen Aktie einfach nicht genügend Liquidität vorhanden ist, sprich nicht genügend Stücke an der Börse gehandelt werden", sagt Marcus Landau, Derivateexperte bei der DZ Bank.
Die Absicherung kann zudem bei Werten schwieriger sein, deren Leitbörse gerade geschlossen ist. Für deutsche Aktien zum Beispiel vor 9.00 Uhr und nach 17.30 Uhr. Für Emittenten existiert zusätzlich über Nacht das sogenannte Gap-Risiko, wenn es beim entsprechenden Basiswert eine größere Kurslücke zwischen dem Schlusskurs des Vortags und dem Eröffnungskurs am nächsten Tag gibt.
"Deshalb können Emittenten in der Regel lediglich so viele Hebelprodukte auf einen spezifischen Basiswert anbieten, die den aktuellen Börsenhandelsumsätzen in dem Basiswert entsprechen", so Landau.
Wie erkennen Anleger, wie viele Papiere sie kaufen oder verkaufen können? "Die Kursfeststellung für das Knock-out-Produkt auf der Internetseite des Handelsplatzes gibt Auskunft darüber, welche Stückzahl dort zu welchem Preis aktuell gehandelt werden kann", erläutert Holger Schleicher, Leiter des Handels mit verbrieften Derivaten an der Börse Stuttgart. Unterhalb des Geld- und Briefkurses ist die Zahl der handelbaren Papiere zu sehen.
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