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Depotabsicherung für wacklige Zeiten: Eingefroren hält besser

01.10.18 09:57 Uhr

Depotabsicherung für wacklige Zeiten: Eingefroren hält besser | finanzen.net

Wie sich Anleger mit Derivaten gegen frostige Zeiten an den Märkten aktiv absichern können. So geht die Vorbereitung.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Die Bullen müssen sich warm anziehen. Denn der DAX wird wohl in diesem Jahr keine ­Erfolgsgeschichte schreiben. Seit Jahresbeginn kennt er tendenziell nur noch eine Richtung: nach unten. Doch anstatt sich zu grämen und Investments ihrem Schicksal zu überlassen, können Anleger aktiv werden und für schlechte Zeiten vorsorgen.

Put-Optionsscheine schützen

Die klassische Absicherung eines Depots ist mit Put-Optionsscheinen möglich. Deren Wert steigt überproportional, wenn der Kurs des Basiswerts, etwa eine Aktie oder ein Index, sinkt. Das Prinzip: Der Inhaber eines Put-Scheins erhält am Laufzeitende die Differenz zwischen dem höheren Basispreis und dem niedrigeren Kurs des Basiswerts.

Kauft sich der Anleger zum Beispiel einen Put-Optionsschein auf den DAX, der einen Basispreis von 12.000 Punkten hat, und der Index notiert am Laufzeitende bei 10.000 Zählern, lautet die Rechnung: 12.000 - 10.000 = 2.000. Bei einem Bezugsverhältnis von 1 : 100 (0,01) - mit 100 Scheinen würde man den ganzen DAX handeln - spränge ein Ertrag von 20 Euro pro Papier heraus.



Sollte der Index am Schluss jedoch auf oder über dem Basispreis notieren, verfällt der Put wertlos. Anleger können mit Put-Scheinen ihr Depot auf den Fälligkeitszeitpunkt absichern. Angenommen, jemand möchte sein DAX-Depot bis zum Jahresende vor Verlusten bewahren, dann kauft er Puts mit einer Laufzeit bis Ende Dezember 2018 und einem Basispreis in Höhe des aktuellen DAX-Stands.

Der Clou: Notiert der Index am Laufzeitende unter dem Basispreis, gewinnt die Put-Position den Betrag, den das DAX-Depot verloren hat. Steigt der Index jedoch, gewinnt das Depot an Wert, und die Put-Scheine verfallen wertlos. Diese Taktik gleicht einer Versicherung, für die Anleger eine Prämie in Form der Put-Scheine zahlen.


Aber wie viele Scheine muss man dafür kaufen? Das Szenario: Das DAX-Depot ist 100.000 Euro wert und der DAX notiert bei 12.000 Punkten. Die Rechnung: Depotwert geteilt durch DAX-Kurs mal Bezugsverhältnis des Put-Scheins. Bei einem Bezugsverhältnis von 0,01 also: 100.000 : (12.000 x 0,01) = 833 Put-Scheine. Angenommen, ein Schein kostet drei Euro, so würde die Depotabsicherung insgesamt rund 2.500 Euro kosten.

Die Absicherung ist jedoch in volatilen Börsenphasen besonders teuer. Der Grund: Größere Kursausschläge erhöhen die Gewinnchancen von Optionsscheinen. Deshalb empfiehlt es sich, diese Taktik eher in schwankungs­armen Zeiten einzusetzen. Dann ist die Absicherung wesentlich günstiger.

Knock-outs zum Einfrieren

Anstatt mit Put-Optionsscheinen können sich Anleger in Zeiten hoher Volatilität mit Put-Knock-out-Zertifikaten vor Verlusten schützen. Deren Wert steigt, wenn der Basiswert sinkt - und vice versa. Für die Preisbildung spielt die Volatilität anders als bei Put-Optionsscheinen kaum eine Rolle. Die Kursentwicklung orientiert sich eins zu eins an der Performance des Basiswerts. Bei Put- Optionsscheinen dagegen verdienen Anleger auch an anziehender Volatilität während der Laufzeit.

Mit Put-K.-o.-Zertifikaten ist es möglich, sein Depot zu neutralisieren. Experten nennen dies auch "einfrieren". Die Short-Papiere gleichen den Depotverlust aus, weil sie die Entwicklung des Basiswerts spiegelverkehrt abbilden.

Verliert zum Beispiel das DAX-Depot 10.000 Euro, gewinnen die entsprechenden Put-Knock-outs 10.000 Euro hinzu. Sollte der DAX steigen, gleicht der Indexgewinn den Verlust der Put-K.-o.-Zertifikate aus. Die Anzahl der Papiere errechnet sich genauso wie bei den Put-Optionsscheinen. Wichtig ist in jedem Fall zu beachten, dass die Put-Zertifikate über eine K.-o.-Schwelle verfügen, die weit über dem aktuellen DAX-Kurs liegt. Reißt diese Barriere, sind die Put-Knock-out-Zertifikate mit einem Schlag wertlos. Da man sein Depot einfriert, sollte klar sein, dass man nichts gewinnen kann, egal wohin sich die Märkte bewegen. Diese Taktik richtet sich an Anleger, die sich vor Kurseinbrüchen schützen wollen - ohne dabei ihr Depot zu verkaufen.

Reverse-Bonus-Zertifikate

Für Anleger, die in seitwärts und abwärts laufenden Märkten Geld verdienen wollen, könnten sich Reverse-Bonus-Zertifikate eignen. Sie stellen das Prinzip der klassischen Bonuspapiere auf den Kopf: Die Barriere liegt bei ihnen nicht unterhalb, sondern über dem aktuellen Basiswertkurs.

Berührt der Basiswert während der Laufzeit nie die Barriere, erhalten Anleger eine Bonuszahlung. Sollte der Basiswert sehr stark fallen, profitieren Investoren davon uneingeschränkt und bekommen am Laufzeitende mehr als den Bonusbetrag ausgezahlt.

Reißt die Barriere, da der Basiswert deutlich anzieht, nehmen Anleger spiegelverkehrt an der prozentualen Kurs­entwicklung des Basiswerts teil, bezogen auf den Startkurs. Dabei sind hohe Verluste möglich. In welchem Szenario das Zertifikat in die Gewinn- oder Verlustzone kommt, können Anleger dem jeweiligen vom Emittenten publizierten Basisinformationsblatt entnehmen.

Fazit: Wenn an den Märkten weit und breit keine Bullen zu sehen sind, bietet sich eine Absicherung an. Auswahl gibt es genügend.

Balance halten: So funktioniert die Absicherung (PDF-Grafik)

Investor-Info

DAX-Put-Optionsschein
Gegen Verluste absichern

Mit einem Put-Optionsschein der Deutschen Bank können Anleger ihr DAX-Depot absichern. Der Basispreis liegt bei 12.200 Punkten, das Bezugsverhältnis bei 0,01. Steht der Index am Laufzeitende beispielsweise bei 11.000 Zählern, so ist der Put-Schein zwölf Euro wert. Die Rechnung: (12.200 - 11.000) x 0,01 = 12. Verliert der DAX, steigt der Put-Schein entsprechend überproportional.
Notiert der Index am Ende auf oder über der 12.200-Marke, verfällt das Papier wertlos.

DAX-Put-Knock-out-Zertifikat
Depot auf Eis legen

Wer seine DAX-Position neutralisieren will, kann dies mit einem Put-Knock-out-Zertifikat der Citi tun, das bis Ende 2018 läuft. Die K.-o.-Schwelle liegt bei 13.200 Punkten. An­leger sollten davon ausgehen, dass der DAX bis zum Jahresende diese Kursmarke nicht ­erreicht. Denn dann würde der Put-Schein wertlos verfallen. Das Prinzip: Immer wenn der DAX an Wert einbüßt, legt der Wert der K.-o.-Zertifikate entsprechend zu. Wenn der Index gewinnt, verlieren die Papiere.

DAX-Reverse-Bonus-Zertifikat
Index darf nicht stark steigen

Mit einem Reverse-Bonus-Zertifikat der BNP Paribas setzen Anleger darauf, dass der DAX bis September 2019 zu keinem Zeitpunkt die Marke von 13.400 Punkten erreichen wird. Erfüllt sich die Markterwartung, ergibt sich eine Bonusrendite von 11,3 Prozent des Kapitaleinsatzes. Wird die Barriere berührt, müssen Anleger angefallene Kursgewinne des DAX als Verluste hinnehmen. Die Rückzahlung des Zertifikats orientiert sich dann an der Kurs­entwicklung des DAX bezogen auf seinen Startwert von 12.000 Punkten.


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