Komplexität - der Freund der Sicherheit
Wer weiß wie im Detail die ABS- oder ESP-Komponenten seines Fahrzeugs funktionieren? Wenige.
Aber die meisten vertrauen dennoch auf komplexe Technik - und sind sicherer unterwegs.
Im Fall von strukturierten Finanzprodukten verhält es sich in puncto Komplexität ähnlich wie bei einem Fahrzeug. Die Absicherungen mancher Zertifikate sind komplex, aber sie minimieren das Marktrisiko für den einzelnen Privatanleger.
Strukturierte Anleihen oder Kapitalschutz-Zertifikate setzen sich zumeist aus mehreren Komponenten zusammen. Das gilt aber auch – und das wissen die wenigsten - für Bausparverträge mit ihrer Vielzahl impliziter Zinsoptionen. Der Anleger setzt bei den Produkten mit Kapitalschutz aber auf Sicherheit, denn auch beim schlimmsten Marktverlauf erhält er mindestens den Nennwert des Zertifikats zurück.
Unglücklich ist es deshalb, bei Finanzprodukten dem Denkansatz zu folgen: „Je komplexer, desto risikoreicher“. Um im Bild des Autos zu bleiben: Das wäre so, als würde sich ein Kunde nicht für ein modernes, sicheres Fahrzeug auf hohem technischen Niveau interessieren, sondern sich nach einem schlichten Trabi sehnen.
Zu Recht wird in Deutschland mit den Produktinformationsblättern, den sogenannten Beipackzetteln, auf Transparenz statt Entmündigung gesetzt. Jeder Anleger kann sich bereits heute intensiv mit den Chancen und Risiken seines Finanzprodukts auseinandersetzen. Genau das ist der Anlegerschutz, für den sich der Deutsche Derivate Verband stark macht.
Denn richtig ist: Privatanleger müssen vor Risiken geschützt werden, die sie nicht erkennen können und dementsprechend beim Kauf eines Finanzprodukts nicht freiwillig übernehmen. Bei Zertifikaten gibt es allerdings umfangreiche Möglichkeiten für jeden Privatanleger, sich über die entsprechenden Bonitäts- und Marktrisiken umfassend zu informieren.
Wie Anleihen sind Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen und unterliegen einem Bonitätsrisiko. Der DDV veröffentlicht auf seiner Webseite die Credit Ratings und Credit Spreads der wichtigsten Emittenten und hilft so dem Anleger, ihre Kreditwürdigkeit zu beurteilen.
Hilfreich zur Beurteilung des Marktrisikos ist zudem der DDV-Risikomonitor, der unter www.ddv-risikomonitor.de abrufbar ist. Dabei werden mehr als 1 Million Anlagezertifikate und Hebelprodukte in eine von fünf Risikoklassen eingestuft, die von sicherheitsorientiert bis spekulativ reichen. Mit diesem App wird der Zertifikateanleger über sein Smartphone informiert, wenn sich aufgrund von Marktgegebenheiten die Risikokennzahl eines seiner Zertifikate ändert und er kann entscheiden, ob er sein Zertifikat trotzdem behält oder es verkauft.
Probleme gibt es dann, wenn einem Anleger ein Produkt empfohlen wird, das für ihn nicht geeignet ist. Jede Produktempfehlung muss der Risikoneigung, den Renditewünschen und der Markterwartung des Anlegers entsprechen. Und das ist in Deutschland auch in den jeweiligen Beratungsprotokollen zu dokumentieren. Fehler, die hier passieren, haben nichts mit der Komplexität und dem generellen Nutzen von strukturierten Produkten zu tun.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.