Auf Grün geschaltet
Bei Negativem horchen Menschen grundsätzlich auf. Jüngst erst der Abgasskandal.
Mehrere Automobilunternehmen sind darin verwickelt und haben ihre Kunden bewusst getäuscht. Zwar bestraft der Kapitalmarkt diese "schwarzen Schafe" mit deutlichen Kursabschlägen, aber in unserer sich stetig wandelnden Gesellschaft sind solche Fehltritte schnell vergessen. Investoren, denen neben der Renditekomponente die ökologische Stoßrichtung ihrer Anlage wichtig erscheint, greifen daher zu so genannten "nachhaltigen Investments". Grün im Aufwind, könnte die Devise lauten. Doch die Realität sieht ein wenig anders aus. Nachhaltigkeit ist nach wie vor eine Nische. Mitunter wächst dieses Segment, doch noch lange ist der Schritt von der Kindheit zum gereiften Erwachsensein nicht vollzogen. Dennoch gibt es in Europa markante Unterschiede in der Bereitschaft, "grün" beziehungsweise "nachhaltig" zu investieren. Das legt eine aktuelle Umfrage zu "SRI-Fonds" (Socially Responsible Investments Fonds) an den Tag.
Demnach bieten zwar viele Vertriebsgesellschaften in Europa ihren Kunden solche Investments an, und die Mehrheit der Kunden ist davon überzeugt, dass der Markt in den nächsten zehn Jahren weiterwachsen wird. Dennoch ist Deutschland in dieser Hinsicht ein "Entwicklungsland". Großbritannien und die Niederlande führen das Ranking an. Die Franzosen und die Schweizer Investoren liegen mit etwas über 50 Prozent im Mittelfeld. Spielen deutsche Sparer sonst in der Champions League, so rangieren wir diesbezüglich am Ende des Klassements. Laut Umfrage empfehlen nur 30 Prozent der Berater ihren Kunden SRI-Fonds. Das bedeutet, es gibt reichlich Aufwärtspotenzial. Woran mag es liegen, dass wir quasi Tabellenletzter sind statt weiter vorne zu rangieren?
Ein Grund mag sein, dass es oftmals an europaweit einheitlichen und transparenten Investmentprozessen mangelt und es detaillierte Informationen zur Assetallokation und Ratingkriterien bedarf. Zudem spielt der Renditeaspekt eine große Rolle. Passen Nachhaltigkeit und eine attraktive Rendite wirklich zusammen?
Der Deutsche Derivate Verband hat in seiner monatlichen Trend-Umfrage vom April vergangenen Jahres abgefragt, welche Rolle ethische oder ökologische Aspekte bei der Geldanlage von Privatanlegern spielen. Die Ergebnisse waren eindeutig. Während 60 Prozent der zumeist Selbstentscheider ethisch-ökologische Kriterien bei ihren Investments nicht oder nur untergeordnet berücksichtigten, zogen immerhin 30 Prozent sogenannte grüne Geldanlagen zumindest in Erwägung. Lediglich für jeden zehnten Anleger spielte die Nachhaltigkeit der Anlage sogar eine vorrangige Rolle.
Auch dieses Votum unterstreicht den Nischencharakter von "grünen Investments". Zu oft und undifferenziert werden die Begriffe "Nachhaltigkeit", "ökologische Investments" und "soziale Investments" verwendet. Zurück bleiben oft nur Worthülsen. Hier sind vereinheitlichte Standards gefragt.
Indizes gibt es zuhauf. So umfasst beispielsweise der seit 1997 bestehende Natur-Aktien-Index (NAI) 30 internationale Unternehmen, die nach besonders konsequenten Kriterien als erfolgreiche "Öko-Vorreiter" ausgewählt werden. Eine Abwandlung stellt der Solactive NAI Top Select Index dar, leider ohne deutsche Beteiligung. Hier dominieren US-amerikanische und japanische Unternehmen.
Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten derivativer Wertpapiere. Er fördert den Derivatemarkt und somit die Akzeptanz von Zertifikaten, Aktienanleihen und Optionsscheinen. Zu den Zielen zählen Anlegerschutz, Verbesserung der Verständlichkeit und Transparenz. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.