Christian Scheid

Übertreibungen mittels Discountern ausnutzen

24.02.22 11:43 Uhr

Übertreibungen mittels Discountern ausnutzen | finanzen.net

Die Einführung der 2G-Regel und Lieferengpässe bremsten den stationären Handel im wichtigen Weihnachtsgeschäft.

Die Umsätze sanken von November auf Dezember real um 5,5 Prozent. Der boomende Online-Handel sorgte aber noch für ein Plus: Nominal gab es für die Branche im Gesamtjahr 2021 einen Zuwachs von 2,9 Prozent im Vergleich zum starken Jahr 2020.

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Mit einem Plus von mehr als 20 Prozent war der Online- und Versandhandel auch 2021 der entscheidende Treiber. Jeder siebte Euro für Lebensmittel, Elektronik, Möbel und Bekleidung ausgaben wurde laut dem E-Com¬merce-Verband BEVH online ausgegeben. Ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Während der Handelsverband HDE dem E-Commerce ein Wachstum von 13,5 Prozent im laufenden Jahr zugetraut, werden beim klassischen Einzelhandel plus 1,2 Prozent erwartet.

Obwohl also die E-Commerce-Aktien zu den großen Profiteuren zählen müssten, gehörten die Titel gerade in den ersten Wochen des laufenden Jahres im Zuge der aufkommenden Zinsängste zu den großen Verlierern. Zum Beispiel Zalando: Die Papiere von Deutschlands Vorzeigeunternehmen im Bereich Onlinehandel verbilligten sich seit Silvester um mehr als 25 Prozent. Vom Hoch aus gesehen fehlen sogar schon 50 Prozent. Dabei hat sich trotz des Endes der Covid-19-Sonder¬kon¬junktur nichts an den guten Per¬spektiven für den Online-Modeversender geändert. Die übergeordnete Transformation - weg von den stationären Läden hin zu den Onlineboutiquen - ist nicht aufzuhalten.

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Entsprechend ehrgeizig sind die Ziele von Zalando: Bis 2025 soll das auf den Portalen der Berliner abgesetzte Bruttowarenvolumen auf 30 Mrd. Euro steigen - mehr als doppelt so viel wie für 2021 angepeilt. Zwar ist charttechnisch gesehen kein Boden in Sicht. Jedoch könnte es, auch wegen der hohen Volatilität, Sinn machen, sich Zalando via Discounter ins Depot zu holen. Bei einem Rabatt-Papier von Société Générale darf die Aktie am Laufzeitende im Dezember 2022 um bis zu 6,5 Prozent tiefer stehen - und dennoch gibt es eine Maximalrendite von 13,7 Prozent zu holen (ISIN DE000SH1KJ16).

Sogar mit rund ein Drittel liegt die Aktie von Bike24 seit dem Jahreswechsel unter Wasser. Anleger glauben, dass die Geschäfte des Online-Fahrradhändlers unter den Lockerungen der Corona-Ma߬nah-men leiden könnten. Doch Bike24-CFO Timm Armbrust gibt im Interview mit Börse Online Entwarnung: "Die Pandemie hat den Trend zum Radfahren befeuert, aber im Gegensatz zu anderen Handelssegmenten sehen wir keinen vorübergehenden Schwenk der Kunden vom stationären zum Onlinehandel, der sich nun wieder umkehrt. Wir sehen stattdessen eine anhaltend starke Nachfrage." Zudem betreffen die aktuellen Lieferprobleme bei kompletten Fahrrädern nur rund zehn Prozent des Umsatzes. Ähnlich wie bei Zalando könnte es Sinn machen, mit Rabatt einzusteigen. Ein Discountzertifikat der DZ Bank mit Cap knapp unter dem aktuellen Kurs bietet im Dezember die Chance auf 13 Prozent Ertrag (ISIN DE000DFQ22L5).

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Obwohl der Online-Mode¬händ¬ler About You bisher im Einklang mit den Aussagen zum Börsengang im vergangenen Jahr abgeliefert hat, wurde auch dieser Titel abgestraft. Der Konzern erwartet den Erlös im Geschäftsjahr 2021/22, (per Ende Februar) sogar in der oberen Hälfte der bislang prognostizierten Spanne von 1,725 Mrd. bis 1,775 Mrd. Euro. Grundlage ist ein starkes drittes Geschäftsquartal, in dem der Umsatz um 48 Prozent auf 512,5 Mio. Euro vorangekommen ist. Der Ausblick für das bereinigte Ebitda liegt unverändert bei minus 70,0 Mio. Euro, da das Wachstum weiterhin mit nachhaltigen Investitionen vorangetrieben werden soll. Mit einem Discountzertifikat der DZ Bank können Anleger mit einem Risikopuffer und der Chance auf 16,3 Prozent Ertrag einsteigen (ISIN DE000DFQ17D2).

Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete.


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