Benjamin Feingold-Kolumne

Gutes Geld für schlechte Leistung

04.09.20 12:00 Uhr

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Gutes Geld für schlechte Leistung | finanzen.net

Die Corona-Krise war ein Geschenk für aktive Fondsmanager. Seit Jahren werben sie damit, dass sie genau in Krisen ihre Stärke entfalten. Stimmt das?

Die Lesart aktiver Fondsmanager und damit auch vertreten durch den BVI, den Fondsverband, geht seit Jahren wie folgt: In boomenden Börsenzeiten hinken aktiv gemanagte Fonds ihrem Vergleichsindex oft nach und kosten dazu hohe Gebühren. Doch wenn eine Krise kommt, dann schlagen die Fondsmanager zu und spielen ihre Stärken aus. Steuern das Schiff durch unruhige See und rechtfertigen die immensen Mehrkosten gegenüber ETFs und gegenüber Indexzertifikaten. So die Erzählung.

Die Wahrheit findet sich im halbjährlichen Aktiv-Passiv-Barometer von Morningstar, auf das wir stets schauen und das uns in unserem Börsendienst immer wieder darin bestätigt, aktiv gemanagte Fonds strikt zu meiden. Das Barometer misst die Performance von in Europa domizilierten aktiven Fonds im Vergleich zu passiven Peers in den jeweiligen Morningstar-Kategorien. Dabei betrachtet es den 10-Jahres-Zeitraum bis Juni 2020. Das jüngste Barometer umfasst nahezu 22.600 aktive und passive Fonds. Diese verwalten Vermögenswerte von rund 3,7 Billionen EUR, was rund einem Drittel des gesamten europäischen Fondsmarktes entspricht.

Schwache Fondsperformance

Heraus gekommen sind Ergebnisse, die ernüchtern und die subjektive Einschätzung vieler Anleger stützen, die aktive Fonds passiven Zertifikaten gegenüberstellen und seit Jahren den Eindruck haben, dass Indexzertifikate das bessere Instrument sind. Zumal dann, wenn man sie via Sparplan einsetzt. Denn die langfristigen Erfolgsquoten der europäischen aktiven Fonds sind niedrig. In den zehn Jahren bis Juni 2020 lag die Erfolgsquote aktiver Manager in fast zwei Dritteln der befragten Kategorien unter 25%. Nur in zwei der 64 Kategorien überlebte und übertraf die Mehrheit der aktiven Fonds ihren durchschnittlichen passiven Peer.

Die wahren Werte liegen aber noch weit unterhalb der 25%-Erfolgsschwelle, andere Erhebungen ergeben sogar, dass weniger als 10 Prozent aller aktiven Fondsmanager den Markt schlagen. Nach Gebühren sollen es mitunter sogar nur 2-3 Prozent sein. Denn ob ein Fonds überhaupt überlebt, hängt stark von seiner relativen Wertentwicklung ab. Viele aktive Fonds fallen aus den Auswertungen heraus, weil sie nicht lange genug überleben. Dieses Scheitern ist oft auf mangelnde Leistung zurückzuführen. Vergleicht man aktive und passive Fonds, zeigt sich: Letztere hatten langfristig bessere Überlebenschancen.

Zahlreiche Sparplan-Alternativen

Interessant ist am europäischen Aktiv/Passiv-Barometer auch, dass es aktive Fonds nicht im Vergleich zu einem kostenfreien Index bewertet. Es vergleicht sie stattdessen mit einem ganzen Korb von passiven Fonds, beispielsweise passiven ETFs von Lyxor oder der UBS. Für private Investoren kann der Rat daher nur lauten, sich fortzubilden im Bereich der langfristig orientierten und vor allem schrittweisen Geldanlage. Dies ist unter anderem Thema in unseren Basic-Trainingstagen, die Sie unter feingold-academy.com einsehen können. Denn ein Sparplan auf ETFs oder Zertifikate wie ihn beispielsweise Smartbroker anbietet, lässt sich so gestalten, dass man in der Tat gerade dann mehr einkauft, wenn die Märkte sich schütteln und günstiger werden. So kann man das eigentliche Versprechen der Fondsindustrie selbst doch umsetzen und in die eigene Hand nehmen.

Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.

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