Benjamin Feingold-Kolumne

Angst vor der Aktie

27.12.22 09:53 Uhr

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Angst vor der Aktie | finanzen.net

Knapp die Hälfte der deutschen Privatanleger misstrauen der Aktie. Sie lassen ihr Geld lieber auf Sparkonten liegen oder wählen andere Formen der Geldanlage. Dabei ist das Risiko keine Aktien zu haben größer als das Aktieninvestment an sich.

2022 ist ein wunderbares Jahr für Aktienskeptiker. Der DAX startete bei rund 16.000 Zählern ins Jahr, kurz vor Weihnachten waren gut 14.000 Zähler übrig und zwischenzeitlich ging es sogar bis 11.900 Punkte nach unten. Aktien sind riskant. Allerdings. Das sind sie. Aktien sind Risikokapital und sie können schwanken. Über einen langen Zeitraum liefern sie aber seit vielen Jahrzehnten eine jährliche Rendite, sprich Verzinsung, von rund sieben bis acht Prozent pro Jahr im Schnitt. "Bei einer Inflationsrate von gegenwärtig fast zehn Prozent ist auch ein Sparkonto Risikokapital", findet Franz-Georg Wenner vom Börsendienst Index-Radar. Mit einem feinen Unterschied: Auf dem Sparkonto liegt das Risiko darin, dass so wie 2022 aus 100.000 Euro zu Jahresbeginn rund 90.000 zum Jahresende werden, wenn man zehn Prozent Inflation unterstellt. Aktien können ihre Verluste wieder aufholen, das Sparkonto aber nicht. Im Gegenteil: Auch in den vergangenen Jahren und in den nächsten Jahren war und wird es ein Geldvernichter sein, wenn man vom realen Werterhalt spricht.

Insofern ist spannend, dass "weiterhin 40 Prozent aller Deutschen die Aktie als langfristige Geldanlage meiden" und "laut Umfrage der HDI Lebensversicherung Angst vor Kursverlusten und Komplexität haben" wie Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets feststellt. "Dabei ist eine Aktie erst einmal nichts anderes als ein kleiner Anteil an einem Unternehmen. Nicht mehr und nicht weniger", findet Stefan Riße von der Fondsgesellschaft Acatis. Im Grunde müsste die Aktie sogar der Traum aller sozial eingestellten Menschen sein, denn der Erfolg von Firmen wird über Ausschüttungen und im besten Fall erfolgreiche Aktienkursentwicklung einer breiten Masse zuteil. Sofern man sich beteiligt.

Wie überwinde ich meine Angst?

Rückschläge wie 2022 sind in einer Anlageform, die langfristig im Trend nach oben strebt, ein Geschenk. Denn ich erhalte qualitativ interessante Unternehmen in Summe günstiger als im Normalfall. Wer Zeit und Luft hat sollte schwache Aktienjahre eher feiern als bedauern. Oder kommt jemand im Supermarkt auf die Idee, Rabatte bei starken Markenartiklern zu bemängeln und den Kauf lieber zu verschieben bis es wieder teuer ist? Wohl kaum.

Bei Aktien ist vielen Menschen noch immer der sogenannte Buy-and-Hold-Ansatz geläufig. Dies bedeutet, dass man seine Aktien, Fonds oder ETFs kauft und ewig lange liegen lässt in der Hoffnung, dass am Ende eine ordentliche Rendite über die Jahre rauskommt. Daran ist zunächst einmal nichts schlechtes zu finden, der Ansatz ist allemal besser als sein Geld auf Girokonten oder Spareinlagen vergammeln und von der Inflation auffressen zu lassen. Es geht aber auch besser.

Den Blick weiten

Das Jahr 2022 hat gezeigt, dass die von manchen Anlegern verschmähte Produktgattung der Derivate hohen Nutzen und vor allem Sicherheit für das eigene Depot bringen kann. Mancher Anleger bringt Zertifikate und Optionsscheine noch immer mit Zockerei oder hohen Risiken in Verbindung. Das Gegenteil kann aber der Fall sein. Illustrieren kann man dies sehr schön an Bonuszertifikaten. Im Dezember 2022 konnte man Nasdaq-Bonuszertifikate mit einem Risikoprofil in Höhe eines klassischen Nasdaq-ETF erwerben. Wer eine Zielrendite von 15 Prozent jährlich anpeilte, konnte mit der Wertpapierkennnummer KG91D8 einen Barrierenabstand von 29 Prozent ermöglichen. Für all jene, die noch nie auf Bonuspapiere geschaut haben: Dies bedeutet, dass die Nasdaq bis Ende 2023 (Laufzeitende des Papiers) um bis zu 29 Prozent noch einmal fallen darf und der Anleger erhält dennoch eine Rendite von 15 Prozent. Fällt die Nasdaq zwischenzeitlich 30 Prozent oder mehr, verhält sich das Bonuspapier in der Auszahlung fast genau wie ein ETF - es folgt dem Index. Solche Chance-Risiko-Verhältnisse sind selten zu finden und einmal mehr ein Argument für Derivate als wesentlichem Baustein in einem clever gestalteten Depot. Man muss also keine Angst haben - weder vor guten Derivatestrukturen noch vor Aktien per se.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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