Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Hoffnung auf ein Comeback

03.12.10 08:27 Uhr

Hoffnung auf ein Comeback | finanzen.net

Der Anstieg des japanischen Aktienmarktes über die 10.000 Punkte macht Hoffnung auf eine Wende nach oben.

Anleger schichten ihr Kapital ob der Hiobsbotschaften aus Europa und den USA nach Tokio um.

Die Anleger haben sich wieder dem Aktienmarkt in Tokio zugewendet. Seit Anfang November legte der Nikkei 225 rund 9,1 Prozent zu. Der Nikkei-Leitindex überschritt bereits wieder die symbolische Hürde von 10.000 Zählern. Die Neubewertung des japanischen Aktienmarktes scheint ein Zeichen des Misstrauens der Anleger zu sein gegenüber den schlechten Nachrichten aus den USA und aus Euroland sowie der Angst vor einer Abwertung des Dollar und einer Auflösung des Euro als Währung.

Im November legten Ausländer 464 Mrd. Yen, umgerechnet 4,2Mrd. Euro, in japanischen Wertpapieren an. Japan gilt bei vielen Investoren als niedrig bewertet. So liegt das Kurs-Buch-Verhältnis fast bei der Hälfte des Wertes des S&P 500. Die Nachrichtenlage in Japan ist im Vergleich zu Europa oder den USA ruhig. Meldungen über eine Überschuldung der japanischen Banken oder eine Serie von Pleiten im Immobilienbereich sind nicht zu hören. Tatsächlich war Japans Finanzwirtschaft nur wenig vom Subprimedesaster betroffen und musste lediglich 25 Mrd. Dollar abschreiben. Die Themenlandschaft wird vielmehr von Meldungen über Deflation, Yen-Aufwertung, Exporteinbruch und überschuldetem Staatshaushalt beherrscht. Tatsächlich besitzt der private Sektor eine überdurchschnittliche Finanzkraft, die Industrie ist intakt und leistungsfähig geblieben. Erstaunlich ist, dass sich wohlhabende Chinesen aus Hongkong und Taiwan seit rund zwei Jahren im Tokioter Immobilienmarkt engagieren, wo der Immobilienmarkt seit der Krise vor zwanzig Jahren daniederliegt.

Tokios Immobilienmarkt verzeichnete dadurch in den ersten sechs Monaten 2010 Umsätze in Höhe von mehr als 10 Mrd. Dollar. Damit steht die japanische Metropole sogar noch vor London auf dem ersten Platz. Die japanische Notenbank hat jüngst angekündigt, zur Marktstützung neben Regierungsanleihen auch Exchange Traded Funds und REITs kaufen zu wollen, was den Immobilienmarkt indirekt stützt.

Viele ausländische Anleger und Fonds schichten derzeit ihre Anlagen zum Teil aus China und aus anderen Entwicklungs- und Rohstoffländern nach Japan um. Sie werden unter anderem angezogen von der überdurchschnittlich positiven Gewinnentwicklung von Banken und Industrie. Diese konnten dank der jahrelangen Restrukturierung mit Kostensenkungen und Globalisierung der Produktion in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres bis Ende September ihren Bruttogewinn um 140 Prozent im Zwölfmonatsvergleich steigern. Der Umsatz wuchs um 10 Prozent und liegt damit wenig unter dem Vergleichswert des Quartals vor der Lehman-Pleite. Obwohl die Industrie unter der Yen-Stärke ächzt, konnten beispielsweise die Autokonzerne ihren Umsatz um 19 Prozent auf umgerechnet 230 Mrd. Euro und den Gewinn um 95 Prozent auf umgerechnet 8,8 Mrd. Euro verbessern. Japans Großbanken verzeichneten ein Wachstum des Reinertrages von zusammen 170 Prozent, was das beste Halbjahresresultat in den vergangenen vier Geschäftsjahren war.

Um das Risiko einer Einzeltitel-Auswahl zu umgehen, haben Anleger die Möglichkeit, über Index-Zertifikate von den positiven Aussichten des japanischen Aktienmarktes zu profitieren. Bei einem Zertifikat auf den Topix Dividend Included Index (DE0007264327) der Commerzbank kommt der Anleger im Unterschied zum Nikkei 225 in den Genuss der Dividendenzahlungen, die in der Performanceberechnung berücksichtigt werden. Das Produkt legte in den vergangenen vier Wochen rund 7,7 Prozent zu. Auf Jahresbasis lag der Gewinn bei 5,6 Prozent. Für Anleger, die sich auch gegenüber Währungsschwankungen schützen wollen, eignet sich ein Index-Zertifikat auf den Nikkei 225 (DE0007093387) der Deutschen Bank. Dank der Yen-Aufwertung legte das Zertifikat seit November 2009 rund 28 Prozent zu. In den vergangenen vier Wochen summierten sich die Gewinne auf 11,5 Prozent. Eine Alternative ist sicherlich ein Quanto-Bonus-Zertifikat von der Royal Bank of Scotland (DE000AA161E1). Die Schwelle liegt bei 8.300 Punkten und damit 18 Prozent unter dem aktuellen Nikkei-Kurs. Das Bonus-Level liegt bei 12.000 Zählern. Wird die Barriere bis zum Laufzeitende, dem 15. Juni 2011, nicht verletzt, wirft das Produkt eine jährliche Verzinsung von 13,4 Prozent ab.

Für Anleger, die von einem weiteren Aufschwung des Immobiliensektors ausgehen, bietet der gleiche Emittent ein Tokyo Stock Exchange REIT Index-Zertifikat (DE000DB1CGS6) an. Es legte in den vergangenen drei Monaten 10,6 Prozent zu, über den Zeitraum von zwölf Monaten konnte der Anleger rund 47 Prozent verdienen. Bei den REIT (Real Estate Investment Trust) handelt es sich um Immobilien-Aktiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen. Das Topix Banks wird von der Royal Bank of Scotland (NL0000040905) nur mit einer Währungsabsicherung angeboten, sodass der Anleger nicht an der Aufwertung des Yen gegenüber dem Euro partizipieren kann. Über vier Wochen konnte das Zertifikat zwar einen Gewinn von 7,3 Prozent verbuchen. Allerdings bleibt auf Sicht von einem Jahr ein Verlust von 11,5 Prozent. Recht erfolgreich war das Sector Rotation Strategie Zertifikat von Vontobel (CH0018564309), das in den zurückliegenden zwölf Monaten auf einen Anstieg von 28 Prozent kam. Über drei Monate lag die Performance bei 12,3 Prozent. Das Zertifikat beruht auf einem Sektorallokationsprozess. Für jeden Marktfaktor wird das ökonomische Umfeld analysiert und eine optimale Rendite-Risiko-Sektorauswahl vorgenommen. Anschließend erfolgt mithilfe eines Bottom-up-Ansatzes eines Einzeltitelauswahl.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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