Mythos Prognosen - kann man das Marktgeschehen vorhersagen?
Was erwarten Sie vom Kapitalmarkt? Wo stehen die Märkte Ende Jahr? Wer als Volkswirt, Kundenberater oder Portfoliomanager darauf keine Antwort hat, steht doof da.
Die Antwort "Ich weiss es nicht" wäre ehrlich - aber so verkauft man schlussendlich nichts. Wer dagegen mit jeder Menge Analysen, Daten, Fakten und Szenarien auftrumpfen kann, zeigt Kompetenz - und warum nicht? Schliesslich "muss" man eine Meinung haben und das Upside ist deutlich höher als das Downside.
Liegt man richtig, ist man gefeierter Börsenstar - liegt man falsch interessiert es sowieso keinen. Wie praktisch wäre es, wenn Prognosen von Marktexperten eine verlässliche Basis für Anlageentscheide darstellen. Endlich hat jemand die Kristallkugel gefunden... Leider könnten Sie genauso gut eine Münze werfen, als sich die Mühe zu machen Vorhersagen zu lesen oder Meinungen von Marktgurus zu verfolgen. Für alle Interessierten haben die Autoren Philip Tetlock und Dan Gardner das Thema in ihrem Buch "Superforecasting - the art and science of predictions" wunderbar aufgearbeitet.
Nun - kann man denn gar nichts tun? Meiner Meinung nach gibt es unterschiedliche Strategien, wie Sie als Investor erfolgreich sein können, ohne zu wissen, was die Märkte machen:
1. Welt AG: Sie kaufen den Gesamtmarkt und halten diesen so lange wie Sie können - am besten für immer. Ein ETF der den Weltaktienmarkt abdeckt scheint mir am geeignetsten. Das Schöne an dieser Strategie ist, dass Sie nicht wissen müssen was der Markt in der nächsten Zeit macht, oder welche Branche oder welches Unternehmen in den nächsten drei Monaten besser läuft. Ihre einzige Überzeugung muss sein, dass das Morgen besser sein wird als das Heute und die Welt wächst. Sie können diese Strategie durch das Durchschnittskostenprinzip verfeinern: Anstelle alles zu einem Zeitpunkt zu investieren, agieren Sie schrittweise. Somit diversifizieren Sie Ihre Anlagen auch über Zeit.
2. Buffett Style: Wenn Sie sich auf die Ebene einzelner Unternehmen begeben wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, die Industrie und das Geschäftsmodell gut zu verstehen. Für die Beurteilung der Attraktivität eines Unternehmens empfehlen sich zwei Stossrichtungen: Erstens das Bewertungsniveau (bspw. das Kurs-Gewinn-Verhältnis). Ein gutes Unternehmen ist nur dann auch ein gutes Investment, wenn Sie es zu einem guten Preis kaufen können. Beachten Sie entsprechend immer das Bewertungsniveau einer Aktie. Je mehr Sie für eine Aktie bezahlen, desto niedriger ist ihre Sicherheitsmarge. Zweiten die Verlässlichkeit der Geschäftstätigkeit. Da Sie mit einem Kauf von Unternehmensanteilen schlussendlich einen Anteil an den zukünftig zu erwartenden Gewinnen kaufen, gilt es abzuschätzen, wie verlässlich diese Gewinne zu erwarten sind. Je vorhersagbarer das Geschäft und je stabiler die Kundenbasis, desto eher können Sie mit den zukünftigen Gewinnen rechnen.
Mit diesen Strategien sind Sie auf einem guten Weg. Geben Sie in diesen Mix noch eine Prise Geduld und Sitzfleisch und Sie halten das Rezept für Ihren Anlageerfolg in Händen.
von Dr. Patrick Cettier, Geschäftsführender Partner der Prio Partners GmbH in Zürich/ Schweiz
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