Die Rolle der impliziten Volatilität bei Rohstoffanlagen

Die implizite Volatilität ist die für einen Basiswert zukünftig erwartete Schwankungsbreite.
Sie wird anhand der Optionsprämien, die für diesen Basiswert gezahlt werden, hergeleitet. An Aktienmärkten ist zumeist zu beobachten, dass mit steigenden Kursen die implizite Volatilität abnimmt, während sie bei fallenden Kursen zunimmt. Bei vielen Rohstoffen ist dieses Verhältnis zwischen Kurs- und Volatilitätsbewegung nicht zu beobachten. So stieg beispielsweise im Mai 2010 sowohl der Goldpreis, als auch dessen implizite Volatilität. Dies ist unter anderem damit zu begründen, dass viele Investoren dem starken Anstieg des Goldes nicht trauten und sich mit Put-Optionen gegen einen Einbruch des Goldpreises absicherten. Dies führte zu einem Anstieg der Optionsprämien und somit zu einem Anstieg der impliziten Volatilität. Im Vergleich zu anderen Rohstoffen gehört Gold allerdings zu den Rohstoffen mit der geringsten Volatilität. Anders sieht es bei Rohöl aus. Durch die aktuelle Fördermenge ist das Angebot an Rohöl begrenzt. Es kann jederzeit zu Störungen des Angebots, aber auch der Nachfrage kommen, so dass die Unsicherheit der Marktteilnehmer größer ist. Ein weiterer Einfluss, der bei Aktien nicht in diesem Ausmaß vorkommt, sind saisonale Effekte, die insbesondere durch das Wetter bestimmt werden. Agrarrohstoffe sind während des gesamten Produktionsprozesses Wettereinflüssen ausgesetzt. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ernte geringer oder höher ausfällt als erwartet, größer. Die Abhängigkeit vom Wetter führt zu einer höheren Volatilität bei Agrarrohstoffen als von anderen Rohstoffen, die dem Wetter weniger ausgesetzt sind.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die höchste Volatilität unter den Rohstoffen ist allerdings bei Industriemetallen zu beobachten. Hier gibt es gleich mehrere Risikofaktoren, die Kursschwankungen verursachen können. Wie bei Rohöl ist auch der Vorrat an Industriemetallen begrenzt. Hinzu kommt aber, dass Naturkatastrophen wie Erdbeben oder geopolitische Faktoren einen erheblichen Einfluss auf das Angebot haben können.
Doch auch die Nachfrage ist bei Industriemetallen alles andere als beständig, wie während der Weltwirtschaftskrise deutlich wurde. Das einfachste und bekannteste Anlageprodukt, um sich Volatilität zu Nutze zu machen, ist das Discount-Zertifikat. Hierbei wird vom Emittenten der Basiswert gekauft und gleichzeitig eine Call-Option verkauft, wodurch eine Optionsprämie vereinnahmt wird, die einen „Discount“ auf den eigentlichen Kurs des Rohstoffs ermöglicht. Je höher die implizite Volatilität des Rohstoffs ist, desto höher ist der Wert dieser Option und desto größer auch der Discount. Darüber hinaus gibt es Hebelprodukte, die im besonderen Maße von der Volatilität beeinflusst werden. Mit Inline-Optionsscheinen bekommen Anleger dann einen Höchstbetrag von 10 Euro ausbezahlt, wenn weder ein oberes noch ein unteres KO-Level während der Laufzeit verletzt wird. Bei hoher Volatilität ist das Produkt besonders günstig zu erwerben und die Renditen entsprechend hoch. Im Falle eines Volatilitäts-Rückgangs profitiert das Produkt unmittelbar, weil dadurch auch die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass eines der KO-Levels verletzt wird. Bei Rohstoffzertifikaten, die über einen Währungsschutz verfügen („Quanto“-Mechanismus), hat die implizite Volatilität des Rohstoffs eine zusätzliche Bedeutung. Die Höhe der Quanto-Gebühr wird durch die Volatilität des Rohstoffs beeinflusst. Je stärker der Rohstoffkurs schwankt, desto teurer ist die Währungsabsicherung. Es wird damit deutlich, dass die implizite Volatilität bei der Anlageentscheidung eine wichtige Rolle spielt und vom Anleger berücksichtigt werden sollte.
Andreas Kotula ist Zertifikate-Experte bei Société Générale. Er ist
zuständig für das Marketing von Zertifikaten und Optionsscheinen sowie von
Lyxor Exchange Traded Funds (ETFs).
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