Commerzbank warnt vor nächstem OPEC-Treffen: "Das schlimmste seit 2011"
Am 22. Juni steht die nächste OPEC-Sitzung an. Das Treffen wird mit Spannung erwartet: Im Fokus wird stehen, ob sich die Mitglieder auf eine Anhebung der Produktionsziele einigen können. Experten rechnen mit schwierigen Verhandlungen.
Werte in diesem Artikel
Autofahrer haben den starken Anstieg der Rohölpreise bereits an den Tankstellen zu spüren bekommen: Die Benzin- und Dieselpreise haben im April und Mai kräftig angezogen. Die aktuellen Entwicklungen verstärken den Druck auf die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), Maßnahmen zu ergreifen. Doch Eugen Weinberg, Rohstoff-Experte bei der Commerzbank, rechnet angesichts stark konkurrierender Interessen der Teilnehmer mit einer schwierigen Verhandlungssituation.
Partizipieren Sie an Kursschwankungen bei Öl, Gold und anderen Rohstoffen mit Hebel und kleinen Spreads! Mit nur 100 Euro können Sie durch einen Hebel mit der Wirkung von 2.000 Euro Kapital handeln.
Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.
Venezuela und Iran treiben die Preise
Die Ölpreise haben in den vergangenen Monaten einen deutlichen Aufwärtstrend gezeigt. Innerhalb eines Jahres ist der Rohölpreis für Brent um mehr als 61 Prozent gestiegen. Schuld an der deutlichen Verteuerung ist unter anderem die Situation in Venezuela, dem Land, das dem Vernehmen nach über die größten Ölreserven weltweit verfügt. Doch das Land befindet sich in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise, die Staatsfinanzen liegen am Boden. Erst am Donnerstag berichteten Medien über starke Verzögerungen bei der Belieferung von Ölkunden. Demnach warten derzeit zahlreiche Tanker in den Häfen des Landes auf die Beladung. "Die Ölexporte Venezuelas befinden sich im freien Fall", hieß es in einer Analyse von Rohstoffexperten der Commerzbank. Sie halten es für wahrscheinlich, dass der staatliche Ölkonzern PDVSA in Kürze die vertraglichen Lieferverpflichtungen aufkündigen wird. Wegen der Ausfälle in Venezuela werde derzeit deutlich weniger Öl gefördert als vom Markt benötigt, erklärt Commerzbank-Rohstoffexperte Eugen Weinberg. "Die Lage am Ölmarkt könnte sich noch verschärfen, wenn US-Sanktionen zu einem Rückgang der iranischen Ölexporte führen", warnt er in einer aktuellen Studie. Der Iran soll immerhin für rund zwölf Prozent der Gesamtförderung innerhalb der OPEC verantwortlich sein, die US-Sanktionen dürften das Ölangebot auf dem Weltmarkt weiter verknappen.
Selten war die OPEC so zerrissen
Vor diesem Hintergrund dürfte die Produktionspolitik der Organisation die Agenda dominieren, wenn die OPEC am 22. Juni in Wien zusammenkommt. Denn lange war die Organisation der weltgrößten Ölproduzenten nicht von derart konkurrierenden Interessen geprägt.
Während Russland und Saudi-Arabien wohl eine Anhebung der Förderungsmenge befürworten, dürften der Iran und der Irak die Gegenposition einnehmen. Die Diskussion werde "wohl nicht schön" sein, fürchtet Weinberg gegenüber CNBC. "Es könnte eines der schlimmsten OPEC-Treffen seit 2011 werden", warnt der Leiter der Rohstoffforschung der Commerzbank weiter. 2011 hatten Streitigkeiten zwischen den OPEC-Mitgliedern, bei denen es vorrangig ebenfalls um eine mögliche Produktionssteigerung ging, das Treffen der Organisation geprägt. Damals hatten sich die Befürworter einer Erhöhung des Ölangebots durch Ausweitung der Produktion nicht gegen Länder wie Venezuela und Iran durchsetzen können, die ihrerseits das Angebot aufrecht erhalten wollten. Zwar rechnet Weinberg damit, dass die OPEC-Mitglieder 2018 durchaus eine Lösung anstreben wollen, "es könnte aber nicht so einfach sein", ob eine Einigung in dieser Situation überhaupt möglich ist, sei fraglich, so der Experte weiter.
Redaktion finanzen.net
Weitere Ölpreis (Brent) News
Bildquellen: ALEXANDER KLEIN/AFP/Getty Images, Supertrooper / Shutterstock.com