Dienstfahrräder: So gibt es einen schönen Zuschuss vom Chef

Firmenwagen für Frischluftfans: Ein Traumbike muss nicht teuer sein, wenn der Chef mithilft - und der Staat ebenso. Für wen sich ein Firmenfahrrad rechnet und auf was Nutzer achten sollten.
von Uwe Schmidt-Kasparek, Euro am Sonntag
Fahrradfahren hat schon längst nicht mehr das Image früherer Jahre, nur etwas für Leute zu sein, die sich kein Auto leisten können. Ganz im Gegenteil: In urbanen Zentren gilt es mittlerweile häufig als chic - und als Teil der Lösung für diverse Verkehrsprobleme. Im Trend liegt besonders das E-Bike. 2019 wurden knapp 1,4 Millionen solcher Fahrräder verkauft, ein Plus von 39 Prozent. Sie sorgen bis Tempo 25 für elektrischen Rückenwind. Hochwertige E-Bikes haben allerdings ihren Preis.
Günstiger wird es, wenn Arbeitnehmer ihr Wunschrad über die Firma bekommen. Besorgt der Arbeitgeber ein Dienstrad, das auch privat gefahren wird, gibt es üppige Vergünstigungen. Seit diesem Jahr müssen Arbeitnehmer, die ihr betriebliches Fahrrad privat nutzen, nur noch 0,25 Prozent vom Listenpreis als geldwerten Vorteil versteuern. Wer also wie in unserer Musterrechnung (an späterer Stelle im Text) ein Dienstrad im Wert von 4.000 Euro erhält, muss lediglich zehn Euro im Monat zusätzlich versteuern.
Solche Zahlen wirken. Arbeitgeber stellen ihren Mitarbeitern über Dienstleister wie Jobrad, Eurorad oder Bikeleasing immer öfter ein hochwertiges Rad zur Verfügung. Für diese rechnen die Anbieter damit, dass sich ihr Absatz verdoppelt. "Mittlerweile werden schon Räder für das Jahr 2021 vorgezogen", sagt Ronald Bankowsky von mein-dienstrad.de. "Covid-19 hat der Radleasingbranche zusätzlichen Schwung verliehen", resümiert Dominik Pietsch von Businessbike. Derzeit würden hochwertige Räder, vor allem solche mit der Möglichkeit der Hilfe durch einen Elektromotor, für Job und Freizeit zur Alternative für den Urlaub im Ausland.
"Moderne Unternehmen setzen stärker auf Gleichheit und bieten allen Mitarbeitern ein Firmenrad an", konstatiert Markus Maus von Company Bike. Der Firmenwagen, bisher Motivationsinstrument nur für einen privilegierten Teil der Belegschaft - und hier oft peinlich genau entsprechend der Hierarchiestufe motorisiert -, verliere an Bedeutung.
Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern Diensträder bieten, gewinnen gleich in mehrfacher Hinsicht. Sie setzen auf die Megatrends Gesundheit und Umwelt und können zusätzlich einen Imagegewinn verbuchen. Arbeitnehmer haben die Qual der Wahl. Ist der Arbeitgeber einverstanden, können sie über die Dienstleister fast alles ordern. Die Räder können dann sogar über 10.000 Euro kosten. "Im Schnitt zahlen die Firmen ihren Mitarbeitern zehn Euro pro Monat zum Dienstrad dazu", sagt Franz Tepe von der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), die den Dienstleister Eurorad betreibt. Es steige nicht nur die Zahl der Arbeitgeber, die einen Zuschuss gewähren, sondern es gebe auch immer mehr Unternehmen, die das Rad für ihre Mitarbeiter voll finanzieren.
Kosten von 39 bis 46 Euro im Monat
€uro am Sonntag hat in einer Leasing-Musterrechnung für ein 4.000 Euro teures E-Bike mit einem monatlichen Arbeitgeberzuschuss von 50 Euro zur Leasingrate gerechnet. Dabei wurde angenommen, dass der Arbeitnehmer als Teil seines Gehalts das Dienstrad erhält. Durch die Entgeltumwandlung beläuft sich die monatliche Nettobelastung des Arbeitnehmers für sein Dienstrad je nach Anbieter auf einen Wert zwischen 39 und 46 Euro. Diese Rate muss der Arbeitnehmer für die Laufzeit des Leasingvertrags 36 Monate lang leisten.
Die Übersicht (siehe PDF-Tabelle unten) zeigt, dass es bei Leasingkosten ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen der Anbieter gibt. Ähnliches gilt für die Kosten der Versicherung, auch wenn es Detailunterschiede gibt. Standardmäßig wird für Diensträder nicht nur Diebstahlschutz, sondern auch Kostenersatz für Reparaturschäden nach selbst verschuldeten Unfällen oder Stürzen geboten. Schadenersatz gibt es zudem, wenn Vandalen das Gefährt böswillig beschädigen. Zudem sind die hochwertige Elektronik und die Akkus abgesichert. Auch ein Mobilitätsservice ist mittlerweile üblich. Dann wird im Ernstfall das Dienstrad zur nächsten Werkstatt gebracht und es gibt ein Ersatzrad.
Positiv heben sich Bikeleasing und Eurorad in den Leistungen ab. Sie bieten etwa grundsätzlich Schutz bei allen Verschleißschäden. Gleichzeitig sollten sich die Mitarbeiter aber tunlichst an die Verkehrsregeln halten. Wer einen Unfall grob fahrlässig verursacht, muss bei einigen Anbietern damit rechnen, weniger erstattet zu bekommen, und wird dann vom Arbeitgeber möglicherweise persönlich zur Kasse gebeten.
Für viele Arbeitnehmer dürfte zudem interessant sein, zu welchem Preis sie nach dem Auslaufen des Leasingvertrags ihr Wunschrad in den privaten Besitz übernehmen können. Hier hat Company Bike derzeit die Nase vorn. Aktuell veranschlagt das Unternehmen den Kaufpreis eines Gebrauchtrads auf lediglich zehn Prozent des Listenpreises - für das Musterrad sind das also nur 400 Euro. Demgegenüber verlangen beispielsweise Jobrad und Bikeleasing 18 Prozent des Listenpreises. Im Musterbeispiel müsste der radelnde Mitarbeiter somit noch 720 Euro für den Kauf aufbringen.
Das ist jedoch immer noch günstig. Denn tatsächlich dürfte der Wert des Fahrrads bei rund 40 Prozent liegen. Damit kalkulieren jedenfalls die Finanzbehörden. Doch alle Dienstleister übernehmen pauschal die Differenz gegenüber dem Finanzamt. Vor Nachforderungen sind die Mitarbeiter auf diese Weise abgesichert.
Der Dienstleister Company Bike spielt grundsätzlich in einer anderen Liga. Das Unternehmen hat sich nämlich auf große Firmen ab 500 Mitarbeitern spezialisiert. "Wir richten unseren Kunden ein individualisiertes Onlineportal ein, in dem die Mitarbeiter ihr Fahrrad oder E-Bike aus mehr als 2.500 Modellen verschiedener Marken auswählen können", erläutert Geschäftsführer Maus.
Guten Service gibt es aber auch bei bodenständigeren Anbietern. "Ist der Arbeitgeber einverstanden, kann sich der Mitarbeiter direkt bei einem unserer 5.000 Fachhändler beraten lassen", erklärt Dominik Pietsch von Businessbike. "Passt das Angebot, kann der Arbeitgeber dieses freigeben und der Mitarbeiter das Rad direkt mitnehmen." Einen ähnlichen Onlineservice gibt es bei den Anbietern Eurorad, Bikeleasing und mein-dienstrad.de.
Wenn das Fahrrad gestohlen wird
Sollte das Dienstrad gestohlen werden, läuft bei einigen Anbietern wie Company Bike, mein-dienstrad.de oder Businessbike der Vertrag einfach weiter. Das Ersatzrad wird in den bestehenden Leasingvertrag eingesetzt. Wird das Gefährt etwa nach 24 Monaten gestohlen, kann der Mitarbeiter das Rad trotzdem nach weiteren zwölf Monaten übernehmen. "Für den üblichen Restwert von 17 Prozent", verspricht Vertriebschef Pietsch von Businessbike.
Das geht der Konkurrenz dann aber zu weit. "Das forciert den Versicherungsbetrug", warnt Eurorad-Marketingleiter Franz Tepe. Betroffene - mit dem richtigen Dienstleister - wird das wenig stören. Für sie wird der Ärger mit dem Diebstahl am Ende zum echten Glücksfall.

WISSENSWERTES FÜR DIENSTRADLER
Je nach Anbieter sind die Verträge, in denen Angestellte ein Rad überlassen bekommen, unterschiedlich. Worauf Sie genau achten sollten:
Arbeitnehmer sollten vor dem Start mit ihrem neuen Dienstrad den Überlassungsvertrag des Arbeitgebers gründlich studieren. Hier sind ihre Rechte und Pflichten im Detail festgehalten. Der Arbeitnehmer ist für die Sicherheit des Dienstrads verantwortlich. Er muss eine regelmäßige Prüfung nach Unfallverhütungsvorschrift (UVV) nachweisen können. Eurorad hat im Premiumschutz die UVV-Prüfung in den ersten beiden Versicherungsjahren automatisch eingebaut. Bei Businessbike sind sogar drei Kurzchecks inklusive. "Wir empfehlen dringend einen Helm zum Schutz vor Kopfverletzungen", sagt Ralf Hüttig von der Berufsgenossenschaft Verkehr. Der Arbeitgeber könnte sogar - so die Meinung von Arbeitsrechtlern - aus seiner Fürsorgepflicht einen Helm vorschreiben.
Zudem gilt: keine Fahrt ohne Haftpflichtschutz. Schäden, die der Nutzer gegenüber Dritten verursacht, übernimmt die private Haftpflichtversicherung. Das gilt laut
dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedoch nur, wenn der Dienstradfahrer bei
privater Nutzung oder auf dem Weg von und zur Arbeit
einen Crash verursacht. Kommt es auf einer klassischen
Dienstfahrt mit dem Rad zu einem Drittschaden, also
etwa auf dem Weg zum Kunden, ist die Betriebshaftpflichtversicherung der Firma zuständig.
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