Vermögensverwalter-Kolumne

Altersvorsorge: Der fast aussichtslose Kampf um eine sichere Rente

16.01.14 14:37 Uhr

Altersvorsorge: Der fast aussichtslose Kampf um eine sichere Rente | finanzen.net

‚Denn eins ist sicher: Die Rente‘ - so der Wortlaut tausender Plakate, die der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm im Jahr 1986 an Litfaßsäulen kleben ließ.

von Thomas Böckelmann, geschäftsführender Gesellschafter der VEITSBERG Gesellschaft für Vermögensbetreuung mbH in Ravensburg

Mehr als 25 Jahre später hat die deutsche Politik noch keine Antworten auf diese drängende Herausforderung gefunden. In Sachen Rente wird immer noch viel versprochen und die Finanzierung zukünftigen Generationen aufgebürdet. Aber eines Tages werden die einfachsten Mathematikgesetze brutal zuschlagen. Einer immer größeren Anzahl länger lebender Rentenempfänger steht eine immer kleiner werdende Anzahl Erwerbstätiger gegenüber, die in Form von Rentenbeiträgen und Steuern die Rentner finanzieren soll. Dies ist auf Dauer nicht machbar.

Leider ist immer noch wenigen Arbeitnehmern bewusst, dass die eigenen ‚Einzahlungen‘ in die Rentenversicherung nicht angespart werden, sondern jeden Monat eins zu eins an die aktuellen Rentenempfänger ausgeschüttet werden. Jede dieser Rentenbeiträge sichert dabei nur eine Punktegutschrift auf dem eigenen fiktiven Konto, dass die nächste Generation mit Zahlungen ausgleichen soll (Umlageverfahren oder ‚Generationenvertrag‘). Die nominalen Angaben auf heutigen Rentenbescheiden zu zukünftigen Rentenzahlungen sind nicht verbindlich. Ferner bleibt die große Unsicherheit, ob derartige Zusagen in 25 Jahren nicht durch Inflation aufgezehrt worden sind.

Nüchtern pragmatisch betrachtet, wird die gesetzliche Rente in den kommenden Generationen nicht mehr auszahlen können als eine "Grundsicherung", die dem Sozialhilfeniveau entsprechen dürfte. Wer sich angesichts dieser harten Realität auf seine gesetzliche Rente zur Sicherung des Lebensstandards verlässt, dürfte mit Sicherheit zu den zukünftigen Verlierern zählen. An einer wie auch immer gearteten zusätzlichen Altersvorsorge - ob betrieblich oder privat - kommt niemand vorbei.

Das aktuell vorherrschende niedrige Zinsniveau und die Debatten um weitere Absenkungen der Garantieverzinsungen bei Lebens- und Rentenversicherungen lassen klassische auf Zinsen basierende Geldanlagen als immer weniger geeignet erscheinen. Mit viel Glück bleibt hier das Geld nach Kosten und Steuern erhalten, aber auch nur dann, wenn in den nächsten Jahrzehnten die Inflation nicht ansteigt. Da aber ein Inflationsanstieg erklärtes Ziel von Notenbanken und Politik nicht zuletzt zwecks Abbaus der realen Schulden ist, sollte man sich im Sinne einer langfristig erfolgreichen Altersvorsorge auch nach anderen Anlageklassen umschauen.

Dabei gilt es zunächst, das Anlageziel ‚Sicherheit‘ neu zu definieren. In den meisten Fällen dürfte ein Anleger damit einverstanden sein, den Begriff durch ‚Vermögenserhalt‘ zu ersetzen. Im Anschluss wird schnell deutlich, dass ein Vermögenserhalt mit ‚sicheren‘ Anlageformen nicht zu erzielen ist. Es wächst die Erkenntnis, dass eine Chance auf einen Vermögenserhalt oder gar einen Vermögensaufbau nur unter Akzeptanz höherer Anlagerisiken besteht.

Die Risikowahrnehmung aber auch die Risikotragfähigkeit ist von Anleger zu Anleger sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im Rahmen eines professionellen Risikoprofilings werden die Parameter für die individuellen Anlageziele bestimmt. Abschließend gilt es, die individuellen Ziele jeweils angepasst an die vorherrschenden Kapitalmarktunsicherheiten umzusetzen. Dazu bedarf es entsprechenden Knowhows und Erfahrung, entsprechende Chancen aber vor allem Risiken der unterschiedlichen Anlageklassen abzuschätzen und entsprechend zu agieren.

Der Kampf um eine nachhaltig erfolgreiche Altersvorsorge ist alles andere als aussichtslos. Wer sein Vermögen nicht nur auf Zinsen und Politikversprechen aufbaut, sondern sich mit kontrolliertem Risiko an der Produktivität einer Gesellschaft beteiligt (z.B. mit der Anlageklasse Aktien) legt den Grundstein für einen besseren Lebensstandard im Alter. Die aktuellen Statistiken der Deutschen Bundesbank zeigen, dass der deutsche Durchschnittsanleger noch sehr weit von einer optimierten Vermögensstruktur entfernt ist. Es liegt an der Politik und der Finanzbranche, entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten. Dazu bedarf es aber zunächst einer ehrlichen Analyse der Schwächen des vorherrschenden Rentensystems. Ein Blick nach Berlin lässt erahnen, dass zumindest in den kommenden vier Jahren in dieser Richtung in der Tendenz wenig zu erwarten ist.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

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