Kleine Beträge kosten extra

Neue Gebühr eingeführt: 15 Euro fürs Geldabheben am Automaten

19.12.18 20:33 Uhr

Neue Gebühr eingeführt: 15 Euro fürs Geldabheben am Automaten | finanzen.net

Nachdem im letzten Jahr schon verschiedene Sparkasse damit Schlagzeilen machten, die kostenlose Bargeldversorgung abzuschaffen, schlagen Verbraucherschützer nun erneut Alarm. Denn seit Kurzem verlangen auch die ersten Direktbanken für das Geldabheben am Automaten Gebühren.

Mal eben für das Feierabendbier schnell an den Geldautomaten - das könnte in Zukunft für viele Bankkunden teuer werden. Denn wer bei der comdirect, der DKB oder bei der ING DiBa kleine Beträge abheben möchte, muss schon bald dafür zahlen. Bis zu 15 Euro monatlich kostet dort das Geldabheben am Automaten künftig. Dabei geht es um Beträge, die kleiner als 50 Euro sind. Wer doch kleinere Beträge abheben möchte, muss die anfallende Mini-Bargeld-Gebühr in Kauf nehmen, oder kann auf ein anderes, meist teureres Kontomodell wechseln. Die Gebühren sind nicht bei jeder Bank gleich. So verlangt die ING DiBa beispielsweise 10 Euro im Monat, bei der DKB sind es 15 Euro. Über einem Mindestbetrag von 50 Euro bleibt das Abheben am Automaten kostenlos.

Verbraucherschützer warnen, dass zukünftig noch mehr Kreditinstitute nachziehen könnten. Dann würden neben höheren Kontoführungskosten auch Bargeld-Gebühren die Geldbeutel der Kunden belasten. Die Banken hingegen begründen den Schritt mit den hohen Wartungskosten der Automaten und großen Transportkosten des Bargelds. Hinzu kommen allerdings auch die anhaltenden Niedrigzinsen, die dazu führen, dass den Banken die Einnahmequellen ausgehen. Aus diesen Gründen werden nun die Verbraucher stärker zur Kasse gebeten. Des Weiteren soll erreicht werden, dass die Kunden mehr mit Karte oder App bezahlen, da hier geringere Kosten für die Banken anfallen.

Bargeldlos zahlen wird beliebter

Und tatsächlich zahlen deutsche und europäische Verbraucher immer häufiger bargeldlos. Dies belegen Zahlen der EZB und der Deutschen Bundesbank für das Jahr 2017. So wurden 2017 in der EU 134 Milliarden Zahlungen bargeldlos abgewickelt. Dabei handelt es sich um einen Anstieg zum Vorjahr von 7,9 Prozent. Von den Zahlungen ohne Einsatz von Scheinen oder Münzen waren mehr als die Hälfte Kartenzahlungen. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank gab es gerade in Deutschland hier einen hohen Anstieg von fast 11 Prozent. Der durchschnittlich gezahlte Betrag betrug dabei 62 Euro. Es scheint demnach plausibel, dass Banken sich in Zukunft mehr auf bargeldloses Zahlen ausrichten und die Bargeldversorgung zurückfahren wollen - insbesondere bei kleinen Beträgen.

Bargeld trotzdem sehr beliebt

Allerdings bleibt das Bargeld trotz modernster technischer Neuerungen durchweg sehr beliebt. Laut Umfragen der Bundesbank werden drei von vier Zahlungen an der Ladenkasse bar bezahlt. Im Durchschnitt haben Menschen in Deutschland dabei 107 Euro in bar in ihrem Geldbeutel. Das Bargeld ist jedoch nicht nur beliebt, um Waren zu zahlen. Bei den derzeitigen Niedrigzinsen werden die Scheine und Münzen auch öfter gehortet. So sank der Anteil von Bargeldzahlungen seit 2014 um 6 Prozent, trotzdem stieg die Nachfrage nach den Münzen und Scheinen. Viele nennen Anonymität als größten Vorteil des Bargelds. Aus diesem Grund wird "eine Abschaffung oder Einschränkung des Bargelds abgelehnt", so Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in einem Bericht der "Welt". Es bleibt abzuwarten wie viele Banken in Zukunft dem Trend zur Abschaffung der Bargeldversorgung bei kleinen Beträgen folgen werden.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Joachim Wendler / Shutterstock.com, andrea crisante / Shutterstock.com