Großer Vergleich

Tagesgeld und Festgeld im Test: Das richtige Sparschwein finden

aktualisiert 14.01.13 11:31 Uhr

Die Zinsen sind so niedrig wie selten. Daher lohnt es sich, sein Geld bei Banken zu parken, die dauerhaft die besten Konditionen bieten. €uro am Sonntag zeigt, wer langfristig überzeugt.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Zum Teufel mit den Kohlen.“ In diesem US-Streifen aus den Achtzigern geht es um einen abgehalfterten Profibaseballer, der von seinem Erbonkel mit 300 Millionen Dollar bedacht werden soll. Die Erbschaft ist allerdings an eine Bedingung gekoppelt: Er bekommt das Geld nur, wenn er es schafft, innerhalb eines Monats 30 Millionen Dollar auszugeben — verschenken darf er das Geld nicht. Nach einigen Irrungen und Wirrungen schafft es der Erbe und kassiert die 300 Millionen.

Auf den ersten Blick ist der Erbe in dem Film mit seinem Luxusproblem weit entfernt vom Alltag deutscher Sparer, beim zweiten Hinschauen gibt es aber Parallelen. Denn beide stellen sich dieselbe Frage: Wohin bloß mit dem Geld?

Rund 550 Milliarden Euro — das ist etwas mehr als das Bruttoinlandsprodukt Schwedens — haben die Deutschen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten sowie vor allem auf Sparbüchern gebunkert. Während beim klassischen Sparbuch die Zinsen schon immer mau waren, sind seit einiger Zeit auch Tagesgeld- und Festgeldzinsen so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

„Ersparnisse schlecht verzinst liegen zu lassen wäre töricht“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Denn die Inflationsrate liegt derzeit bei zwei Prozent. Das ist zwar im Vergleich zu früheren Jahren kein dramatisch hoher Wert, aber angesichts der niedrigen Zinsen sind Vermögen bedroht. Ein Beispiel: Wer momentan 10.000 Euro mit 1,5 Prozent anlegt, hat zwar nach einem Jahr (vorausgesetzt der Ertrag liegt innerhalb seines Sparerfreibetrags) 10150 Euro auf seinem Konto, aber eingedenk der Teuerungsrate von zwei Prozent hat sein Geld nur noch die Kaufkraft von 9950 Euro.

Doch Anbieter, deren Zins die Inflationsrate erreicht oder übersteigt, gibt es wenige — zumindest beim Tagesgeld. Festgelder bieten ab einer gewissen Laufzeit mit Zinsen von jenseits der zwei Prozent einen gewissen Inflationsschutz, doch dann ist das Geld gebunden. Und was nutzt der höchste Zins, wenn plötzlich eine neue Küche her soll und man einen Kredit aufnehmen muss? Zudem haben Festgeldsparer spätestens dann ein Problem, wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen und sie in relativ niedrigen Konditionen feststecken.

Lukrative Exoten
€uro am Sonntag hat aus den wöchentlichen Zinstabellen die Anbieter herausgefiltert, die nicht nur einmalig durch gute Offerten glänzen, sondern auch langfristig unter den Top-Anbietern bleiben. Dank niedrigem Zinsniveau und hartem Wettbewerb entscheiden teilweise 0,05 Prozentpunkte über eine Platzierung.

Bei den Tagesgeldanbietern landen Cortal Consors und Moneyou ganz oben. Erstere bietet ihren Neukunden derzeit glatt zwei Prozent, und das für zwölf Monate garantiert. Im Mai dieses Jahres waren es noch 2,6 Prozent. Auch damals gewährte der Nürnberger Onlinebroker seinen Kunden diesen Zins für ein Jahr. Kleines Manko: Der Zins gilt nur für Neukunden. Dafür gibt es eine zusätzliche Einlagensicherung über den Bankenverband. Diesen Schutz bietet MoneYou nicht. Trotzdem war die niederländische Direktbank während 27 von 50 untersuchten Wochen der Tagesgeldanbieter mit den höchsten Zinsen. Momentan bietet MoneYou 2,1 Prozent.

Beim Festgeld auf ein Jahr konnte MoneYou ebenfalls den ersten Platz ergattern, doch hier war die Bank nur 17 Wochen lang der Anbieter mit den höchsten Zinsen vor der ebenfalls niederländischen NIBC Direct, die elf Wochen lang den ersten Platz innehatte. Unter den Banken mit einer erweiterten Einlagensicherung lag beim Festgeld bis zu einem Jahr Laufzeit die IKB direkt vorn. Die ­Onlinetochter Mittelstandsbank IKB schaffte es mit wenigen Ausnahmen jahresdurchgängig unter die besten Drei. Dabei sei erwähnt, dass sich die Konzernmutter nach ihrer Beinahe­insolvenz vor knapp vier Jahren inzwischen wieder erholt hat und keine weitere Insolvenz droht.

In der dritten Kategorie wurden langfristige Sparangebote ausgewertet. Hier belegten die Santander Consumer Bank und die Bigbank die ersten Plätze. Erstere gehört zwar zur spanischen Banco Santander, ist juristisch betrachtet aber eine deutsche Bank, da sie aus der deutschen CC Bank hervorgegangen ist. Sie bietet auch den erweiterten Schutz der Einlagensicherung des Bankenverbandes. Die Bigbank aus Estland wurde zwar erst vor 20 Jahren gegründet, gilt aber bereits jetzt als eine der erfolgreichsten Banken des Baltikums.

„Da ist noch Luft nach unten“
Auf die Frage, wie sich die Sparzinsen in den kommenden zwölf Monaten entwickeln werden, haben Zinsexperten keine erfreulichen Antworten. „Der nächste Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB) im ersten Quartal 2013 sollte eher noch nach unten gerichtet sein. Daher dürften die Zinsen auf Tages- und Festgeld eher sinken als steigen“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privatkunden bei der Deutschen Bank. Er glaubt auch, dass in den kommenden beiden Jahren die Zinsen kaum steigen werden.

Max Herbst sieht das ähnlich. Denn die Zinsen für Tagesgeld und einjähriges Festgeld orientieren sich traditionell am EZB-Leitzins. Dieser Zins liegt derzeit bei 0,75 Prozent. „Das heißt, es sind noch knapp 0,25 Prozentpunkte Luft nach unten“, so Herbst. Und: Wegen der andauernd schwachen Konjunktur im Euro­raum gilt es als absehbar, dass EZB-Präsident Mario Draghi bereits im Frühjahr 2013 den Leitzins auf dann 0,5 Prozent senken wird.

Dennoch wird es weiterhin Banken geben, die über dem Durchschnitt bleiben möchten. Für Liesbeth Rigter von MoneYou ist die Zeit der überdurchschnittlichen Zinsen noch nicht vorbei. Ihr Haus ist noch verhältnismäßig neu am Markt und hat bereits 100.000 deutsche Kunden gewonnen.

Deutsches Spargeld will auch die IW Bank aus Italien einsammeln. Sie bietet aktuell sagenhafte drei Prozent aufs Tagesgeld, wird aber bei €uro am Sonntag und FMH nicht gelistet. Der Grund: Das Institut gibt offenbar Kundendaten an angeschlossene Firmen weiter. Die Bank ist die Direktbank der italienischen Volksbankengruppe Ubi-Banca.

Banken, die solche Praktiken meiden, tun sich im Tagesgeldgeschäft schwer. „Tagesgeldzinsen sind für Banken momentan nur finanzierbar, wenn sie sich entweder einen Namen machen wollen, und das, was sie draufzahlen, als Marketingausgaben sehen, oder wenn sie die hohen Zinsen woanders gegenfinanzieren können“, sagt Ulrich Hoyer, der bei der Bankberatung ZEB Banken im Privatkundengeschäft berät. Doch beim Refinanzieren tun sich die Institute schwer. Denn wer planbare und sichere Renditen erzielen will, muss Anleihen bester Bonität kaufen und deren Zinsen sind momentan wenig lukrativ. Das gilt auch für Sparer, die Alternativen suchen. Deutsche-Bank-Anlagestratege Stephan rät zu mehr Risiko: „Höher verzinsliche Anleihen oder dividendenstarke Aktien großer Unternehmen sind als Beimischung auch für konservative Anleger interessant.“

Doch ob die Mehrheit der Sparer diesem Rat folgt, ist fraglich. Nach ­einer Umfrage der DZ Bank würden zwei von drei Deutschen, die einen Betrag von 10.000 Euro anlegen müssten, das Geld in ein Sparbuch oder ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto stecken.

Wie entwickelt sich die Inflation?
Auch wenn die Notenbanken weiterhin Geld drucken, sollte die Teuerungsrate auf dem aktuellen Niveau bleiben, erklärt Ulrich Stephan. Solange das Geld nur verwendet wird, um Staatsanleihen kriselnder Euroländer zu kaufen, wird es nicht im Kreislauf der Wirtschaft ankommen und die Inflation antreiben.

Trotz allem sollten Sparer vorbauen und sich Zinsen sichern, solange sie noch hoch genug sind, um die Inflation auszugleichen. Wer sich momentan bis zu drei Jahre bindet, macht nichts falsch, sagt Max Herbst. Wer flüssig und flexibel bleiben muss, ist unter Umständen mit einem Mischprodukt aus Tages- und Festgeld gut bedient. Wer eh darüber nachdenkt die Bank zu wechseln, kann von Wechselprämien, wie sie die DAB Bank bietet, profitieren. Die Münchner bieten 3,5 Prozent Zinsen auf ein halbes Jahr, wenn man sein Depot mitbringt.

Bei Cortal Consors bekommen Anleger, die umsteigen, drei Prozent Zinsen für ein Jahr. Und wer Cortal Consors zu seiner einzigen Depotbank macht, bekommt derzeit vier Prozent Zinsen.
Aktuelle Konditionen für Ihr Geld (pdf)

Produktcheck Alternativen für Sparer

Postbank
Goldsparen
Wer sich für dieses Angebot entscheidet, profitiert vom Goldpreis — solange er steigt. Denn beim Goldsparen gibt es einen — recht mäßigen — Basiszins. Er steigt von 0,7 Prozent ab dem ersten Euro über 0,8 Prozent ab 5000 Euro bis 1,25 Prozent für alle, die mindestens 50.000 Euro mitbringen. Zusätzlich zum Basiszins gibt es monatlich einen Bonus von maximal vier Prozent, der sich am Goldpreis orientiert. Hat der Preis des Edelmetalls zugelegt, gibt es die Hälfte des Preisanstiegs als Bonus. Steigt der Goldpreis um sechs Prozent, gibt es drei Prozent Bonus. Fällt der Preis, geht der Kunde leer aus. Am Ende eines Jahres werden die Boni zusammengerechnet und ein Mittelwert gebildet. In den vergangenen zwölf Monaten wäre so ein Bonus von knapp 0,8 Prozentpunkten drin gewesen. Denn 2012 ist der Goldpreis in sieben von zwölf Monaten gesunken.
Fazit: Auch wenn viele Analysten für die kommenden zwölf Monate steigende Goldpreise erwarten, ist das Goldsparen eine nette Wette, die bestenfalls für Anleger mit mehr als 50.000 Euro Cash und großem Vertrauen in den Goldpreis interessant ist. 

VTB Direktbank
Zinsduo
In Zeiten, in denen die Zinsen eher sinken als steigen, ist es sinnvoll, sich lange zu binden und sich einen guten Zins zu sichern. Doch das sollte man nur mit Geld machen, das man auch über die gesamte Laufzeit des Festgelds entbehren kann. Für Sparer, die sich einerseits binden und andererseits ein bisschen liquide bleiben wollen, bietet die VTB Direktbank das VTB Duo. Die Mindestanlagesumme für dieses Mischkonto aus Festgeld und Tagesgeld beträgt ­ 500 Euro. 80 Prozent des Geldes werden fest angelegt, 20 Prozent des Zinses sind ständig verfügbar. Wer sich auf drei Jahre bindet, ­bekommt jährlich drei Prozent ­Zinsen. Das ist in der derzeitigen Situation überdurchschnittlich. Und auch wer nur ein oder zwei Jahre durchhält, bekommt immerhin überdurchschnittliche 2,20 respektive 2,45 Prozent Zinsen. Die VTB Direkt ist Tochter einer der größten russischen Banken mit gleichem Namen, trotzdem gilt für Kunden die österreichische Einlagensicherung mit maximal 100.000 Euro pro Kunde. Die Direktbank hat eine österreichische Banklizenz.
Fazit: Eine gelungene Mischung mit hohem Zins.  

NIBC Direct
Kombigeld
Einen ganz ähnlichen Weg wie die VTB Direktbank geht die niederländische NIBC ­Direct. Hier gibt es ebenfalls eine Kombination aus Tages- und Festgeld. Doch landet jeweils eine Hälfte auf einem Tagesgeld- und die andere auf einem Festgeldkonto. Auch hier gibt es maximal drei Prozent Zinsen pro Jahr, doch dafür muss sich der Sparer zehn Jahre binden. Die Zinsstaffel beginnt bei 2,25 Prozent auf zwei Jahre und steigt pro Jahr, das sich Kunden länger binden — um 0,1 und teilweise um 0,15 Prozentpunkte. Das sind in Anbetracht der langen Laufzeiten gute, aber keine überdurchschnittlichen Zinsen. Weiterer Wermutstropfen: Das Konto steht nur Sparern offen, die mindestens 5000 Euro mitbringen. Die zuständige Einlagensicherung in den Niederlanden liegt — wie inzwischen überall in der EU — bei maximal 100.000 Euro pro Kunde. Unterm Strich ist das Kombigeld ein passables Angebot für alle, die flexibel bleiben wollen. Die Zinsen sind in Anbetracht der langen Laufzeit vergleichsweise niedrig.
Fazit: Eine ebenfalls gelungene Mischung, allerdings mit einem im Verhältnis schwächeren Zins.  

Cosmos Direkt
Flexible Vorsorge
Der Direktversicherer in Saarbrücken bietet Kunden, die mehr als 1000 Euro anlegen wollen, bis zu 3,8 Prozent Zinsen. Das ist mehr als jeder Festgeldspezialist derzeit zahlt. Konkret funktioniert dieses flexible Vorsorgekonto über einen Staffelzins. Im ersten Jahr gibt es 1,75 Prozent Zinsen, im zweiten 2,25 Prozent, im dritten 3,8. Ab dem vierten Jahr ist der Zins variabel und richtet sich nach den dann aktuellen Kapitalmarktzinsen; weniger als den garantierten Basiszins von 1,25 Prozent soll es nicht geben. Der Clou: Wer sein Vorsorgekonto zur Altersvorsorge nutzt, muss nur die Hälfte der Erträge versteuern. Dazu muss länger als zwölf Jahre angespart oder bei ­einem Einmalbeitrag abgewartet werden. Zusätzlich muss der Inhaber am Ende mindestens 62 Jahre alt sein. Dann kann er sich sein Erspartes als lebenslange Rente oder auf einen Schlag auszahlen lassen. Wer vorzeitig an sein Geld will, kann jederzeit kündigen und bekommt die zum aktuellen Stand angelaufenen Zinsen ausgezahlt, ohne Gebühren oder Vertragsstrafen zu zahlen.
Fazit: Insgesamt eine gute Alternative zu Tages- und Festgeld.