Festgeld: Hohe Zinsen im Ausland sichern
"Saving Global" verhilft deutschen Sparern zu lukrativen Zinsen im Ausland. Wie das funktioniert und wo Probleme lauern.
von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Können Sie sich noch daran erinnern, als es acht Prozent Zinsen auf Festgeld gab? In den 80ern war das so, also vor rund 30 Jahren. Seitdem sind die Erträge von Spareinlagen fast ohne Unterlass geschrumpft. Infolge der Finanzkrise sanken die Leitzinsen in vielen Industrieländern auf historische Tiefststände zwischen null und einem Prozent. Für Sparer, die auf Fest- oder Tagesgeld setzen, bleibt da nicht mehr viel übrig. Wer noch 1,5 Prozent pro Jahr erhält, darf sich wie Krösus fühlen.
Ein Berliner Start-up-Unternehmen will Sparern nun einen Weg aus dem Jammertal aufzeigen. Saving Global heißt die Firma oder auf Deutsch "Welt-Sparen". Sie will deutschen Privatanlegern helfen, ihr Geld im Ausland anzulegen - auf Festgeldkonten, die mehr Zinsen bringen als die hierzulande verfügbaren Angebote.
Noch steckt das Geschäft in den Kinderschuhen: Ein einziges Angebot hält Saving Global bisher bereit, das zweite soll im Lauf des Monats folgen. Die Premierenofferte kann sich allerdings sehen lassen: 2,9 Prozent bietet die bulgarische First Investment Bank oder kurz Fibank deutschen Anlegern, die ihnen für zwölf Monate Geld anvertrauen. Das Angebot ist pro Kunde auf 100.000 Euro beschränkt und richtet sich demnach ausschließlich an Privatanleger.
Eine Bank in Bulgarien? Das klingt abenteuerlich. Doch Tamaz Georgadze, Chef von Saving Global, beruhigt. "Bulgarien garantiert wie jeder EU-Staat eine Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Bank und Kunde." Der Investor könne sich sicher fühlen wie beim Sparen in Deutschland. Auf dem Papier stimmt das. In der Europäischen Union sind Guthaben bis 100.000 Euro pro Kunde und Bank durch die jeweilige nationale Einlagensicherung geschützt. Sollte eine Bank pleitegehen, erhalten Kunden ihr Geld bis zu diesem Betrag zurück. Dies muss laut EU binnen 20 Tagen geschehen.
Dennoch gibt es einige Punkte, die das Investment riskanter erscheinen lassen als das Festgeld bei der Hausbank um die Ecke. Allein der Schriftverkehr mit der bulgarischen Bank oder - im Pleitefall - der Nachfolgeinstitution dürfte nicht jedermanns Sache sein, auch wenn Saving Global dem Anleger in einem solchen Krisenfall umfangreiche Unterstützung zusichert. Hinzu kommt, dass das Guthaben im Fall einer Insolvenz in bulgarischen Lew ausgezahlt würde. Die Landeswährung ist zwar seit Jahren an den Euro gekoppelt, trotzdem bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Und natürlich besitzt die Fibank keine Spitzenbonität. Die Ratingagentur Fitch bewertet das Geldhaus mit "BB-". Stabilisierend wirkt hingegen, dass die Fibank das drittgrößte Institut Bulgariens ist und als systemrelevant gilt. Dennoch hat sich die €uro-am-Sonntag-Redaktion entschlossen, das Angebot zunächst nicht in die wöchentliche Zinsübersicht (siehe unten) aufzunehmen.
Wie funktioniert das Ganze? Über die Website www.weltsparen.de eröffnet der Anleger ein Transaktionskonto bei der Frankfurter MHB-Bank, der Partnerbank von Saving Global. Nachdem er den anzulegenden Betrag dort eingezahlt hat, legt die MHB-Bank diesen als Festgeld für den Kunden im Ausland an. Bei Fälligkeit geht das Geld inklusive Zinsen auf das Konto des Anlegers bei der MHB-Bank zurück und kann von dort auf das übliche Geschäftskonto überwiesen werden.
Bei alledem tritt Saving Global als Vermittler auf. Das Geld des Anlegers befindet sich entweder auf dem Konto der MHB-Bank oder auf dem Festgeldkonto im Ausland. "Ende 2014 wollen wir fünf bis acht Anbieter im Programm haben", sagt Saving-Global-Chef Georgadze. Mehr sollen es nicht werden, damit die Produktpalette übersichtlich bleibt. Das zweite Angebot, das demnächst startet, kommt von einer portugiesischen Bank. Diese bietet zwei Prozent für ein Jahr.
Quellensteuer nicht vergessen
So leicht die Geldanlage über Saving Global prinzipiell ist - eine kleine Hürde müssen deutsche Anleger nehmen. Auf die Zinsen im Ausland fällt Quellensteuer in Höhe von zehn Prozent an. Die müssen Anleger in einem ersten Schritt mit einer sogenannten Steueransässigkeitsbescheinigung auf fünf Prozent reduzieren. In einem zweiten Schritt müssen sie die in Bulgarien gezahlte Quellensteuer in ihrer Steuererklärung geltend machen, damit diese verrechnet werden kann. Beachten sie beides, fallen keine erhöhten Steuern auf das Festgeld an.