Euro am Sonntag

Zinsvermittler: Warum nicht in die Ferne schweifen?

19.12.15 03:00 Uhr

Zinsvermittler: Warum nicht in die Ferne schweifen? | finanzen.net

Im Ausland sind die Zinsen oft noch höher als hierzulande. Mithilfe von speziellen Internetportalen können deutsche Sparer mehr für ihr Geld bekommen. Wie das funktioniert und wie die Einlagen geschützt sind.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Wer immer die höchsten Zinsen will, muss häufig die Bank wechseln. Zwar machen es einige Banken inzwischen möglich, Konten per Videokonferenz zu eröffnen, aber die meisten Institute verlangen noch das zeitaufwendige Postidentverfahren.



Dies ist für Kunden von Zinsvermittlern Geschichte. "Wie beim Wertpapierkauf über einen Onlinebroker loggt man sich ein und kann Zinsangebote abschließen", sagt Andreas Wiet­hölter vom Portal Zinspilot.

Bei Zinsvermittlern registrieren sich Sparer einmal bei der deutschen Partnerbank des Vermittlers. Dann können sie bei verschiedenen in- und auslän­dischen Banken Geld anlegen. Das Konto bei der Partnerbank ist der Dreh- und Angelpunkt ­aller Transaktionen: Der Kunde überweist Geld von seiner Hausbank auf dieses Konto. Von dort wird das Geld zur Anlagebank im In- oder Ausland überwiesen. Die Zinsen werden, sofern sie nicht automatisch wieder angelegt werden, auf das Konto bei der Partnerbank überwiesen.


Die größte Auswahl hat derzeit Weltsparen mit 59 unterschiedlichen Festgeldangeboten mit Laufzeiten zwischen einem und zehn Jahren, 13 davon lauten auf Fremdwährungen, da­runter US-Dollar und Norwegische Kronen. Savedo hat 19 Offerten mit Laufzeiten zwischen sechs Monaten und zehn Jahren im Programm. Alle Festgelder lauten in Euro. Zinspilot, der bislang kleinste Anbieter, kommt auf zwölf Angebote, sieben davon stammen von deutschen Banken. Als einziges Portal hat Zinspilot auch zwei Tagesgelder im Programm: Eines von der Hanseatic Bank, eines von der maltesischen FIM Bank. Während die erste Offerte nur 0,3 Prozent bietet, bekommen Sparer bei der FIM Bank bis auf Weiteres 1,4 Prozent Zinsen. Der aktuell höchste deutsche Tagesgeldzins liegt bei 1,25 Prozent.

In Sachen Sicherheit bieten die Portale den europäischen Mindeststandard. Im Pleitefall werden 100.000 Euro pro Bank und Kunde erstattet. Bei Angeboten aus Kroatien und Bulgarien kann es sein, dass die Kunden trotz EU-Einlagensicherung in der Landeswährung entschädigt werden. Hier können Kosten fürs Umtauschen anfallen. Bei einigen osteuropäischen Banken gibt es Flexgelder. Das sind Festgeldangebote, bei denen Kunden, die vorher aussteigen, immerhin einen kleinen Zins bekommen.


Ein Restrisiko, das die höheren Zinsen rechtfertigt, bleibt dennoch. "Trotz Prüfung können wir keine Garantie für die Geschäftsfähigkeit der ausländischen Partnerbanken übernehmen", heißt es auf der Internetseite von Savedo.

In einigen Staaten, in denen Bundesbürger über die Vermittler anlegen können, verlangt der dortige Fiskus Quellensteuern. Ganz gleich, ob mit oder ohne Quellensteuer, jeder der drei Anbieter schickt seinen Kunden eine jährliche Steuerbescheinigung, mit der sie sich zu viel gezahlte Quellensteuern über die Einkommensteuererklärung erstatten lassen können.

Festgeldangebote der Zinsportale (pdf)

Bildquellen: Gunnar Pippel / Shutterstock.com, StockThings / Shutterstock.com