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ING-DiBa: Jetzt auch digitale Vermögensverwaltung im Angebot

24.09.17 15:00 Uhr

ING-DiBa: Jetzt auch digitale Vermögensverwaltung im Angebot | finanzen.net

Die ING-DiBa, Deutschlands drittgrößte Bank, bietet jetzt auch digitale Vermögensverwaltung an - eine Kooperation mit dem Fintech Scalable Capital.

von Peter Schweizer, Euro am Sonntag

Die Zeiten, als sogenannte Fintechs zum Generalangriff gegen die Finanzbranche geblasen haben, sind vorbei. Und etablierte Anbieter mauern nicht mehr, wenn es um Kooperationen geht. Das bislang größte Beispiel für die Annäherung von Start-up-Szene und marktführenden Banken wird seit 15. September in Frankfurt umgesetzt: Die ING-DiBa, nach Kundenzahl (acht Millionen) drittgrößtes deutsches Kreditinstitut, erweitert ihr Angebot im Privatkundengeschäft um die Online-Vermögensverwaltung von Scalable Capital.



"Wir halten digitale Vermögensverwaltung für eine sinnvolle Ergänzung zu unserem bestehenden Angebot für Selbstentscheider", so Martin Krebs, Head of Global Investment Product Solutions, ING Group.

"Gleichzeitig wollen wir unserem beratungsfreien Geschäftsmodell auch in Zukunft treu bleiben. Deshalb entwickeln wir keine eigene Lösung, sondern bieten digitale Vermögensverwaltung im Rahmen der Kooperation mit Scalable Capital."


Über zwölf Monate hat die Vorbereitung der Kooperation in Anspruch genommen. Mehrere Teams, so berichtet die ING-DiBa, hätten daran gearbeitet, das Angebot von Scalable Capital in die technische Infrastruktur zu integrieren. Auf das Ergebnis sind die Frankfurter stolz: Für Kunden der ING-DiBa dauere der Anmeldeprozess weniger als 15 Minuten und könne komplett online abgeschlossen und genutzt werden.

Das Modell könnte Schule machen. Scalable Capital, an dem sich im Juli der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, beteiligte, hat zwar innerhalb von knapp zwei Jahren 8000 Kunden gewonnen und verwaltet ein Vermögen von mehr als 300 Millionen Euro. Gleichwohl zeigen die Erfahrungen des US-Markts, dass ein schnelles Wachstum ohne eigene Kundenbasis mühsam ist.


Insofern profitieren von dieser Kooperation beide Seiten: Die ING-DiBa hat in Deutschland acht Millionen Kunden, die verstärkt digitale Angebote einfordern - und Scalable Capital hat die entsprechende Technologie. Am Ende schaffen Kooperationen zwischen Fintechs und etablierten Anbietern eine Win-win-­Situation.

Wichtig wird sein, dass auch die Kunden profitieren, damit sich eine Win-win-win-Situation ergibt. Da die Niedrigzinsphase noch viele Jahre fortdauern dürfte, passt das neue Angebot genau in die Zeit.

Scalable Capital: So funktioniert
der digitale Vermögensverwalter

Wie jeder Finanzdienstleister ist Scalable Capital dazu verpflichtet, die Eignung eines Kunden ­individuell zu ermitteln. Deshalb werden ING-DiBa-­Kunden, die den digitalen Vermögensverwalter in Anspruch nehmen wollen, zunächst auf die Website von Scalable Capital geleitet. Sonst übliche Anmeldeschritte wie zum Beispiel die Eingabe persönlicher Daten und die Legitimation, entfallen dann allerdings, da das Scalable-Depot bei der ING-DiBa geführt wird.

Zunächst ermittelt Scalable Capital dann die individuelle Risikoneigung und -tragfähigkeit seiner Kunden und empfiehlt ihnen eine von 23 Risikokategorien. Ausgehend von diesem Risikoprofil stellt Scalable Capital ein Portfolio aus bis zu 14 ETFs zusammen. Das Portfolio ist global diversifiziert und enthält die Anlageklassen Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen, besicherte Anleihen, Immobilienaktien und Rohstoffe.

Bei der Auswahl der ETFs geht Scalable Capital unabhängig vor; wird ein besserer ETF gefunden, wird entsprechend angepasst. In der Folge beobachtet Scalable Capital die Kundengelder und schichtet das Portfolio um, wenn es vom angegebenen Risikoprofil des Kunden abzuweichen droht. Scalable Capital hält also nicht die Gewichte, sondern das Risiko im Portfolio konstant.

Die Mindestanlagesumme liegt bei 10.000 Euro. Die Gesamtgebühr beträgt 0,75 Prozent des durchschnittlich verwalteten Vermögens pro Jahr. Diese schließt die Konto- und Depotführung sowie alle Handelsgebühren für Umschichtungen ein. Hinzu kommen lediglich die Verwaltungskosten der jeweiligen ETF-Anbieter, durchschnittlich 0,25 Prozent pro Jahr.

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