Schüleraustausch: Mama, ich bin dann mal weg!
30.07.16 03:00 Uhr

Viele Jugendliche träumen davon, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. €uro am Sonntag zeigt, was das wo kostet - und was sonst noch zu beachten ist.
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von Michaela Reim, Euro am Sonntag
"Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt" - dieses alte Volkslied trifft offensichtlich heute noch zu. Das zeigen Antworten ehemaliger Austauschschüler, die von Forschern der Universität Münster befragt wurden. 72 Prozent sagten, der Auslandsaufenthalt sei "überaus wichtig" für ihr derzeitiges Leben.
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Dabei ist die Bezeichnung "Austauschschüler" irreführend. Denn nur selten handelt es sich um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit in dem Sinne, dass ein Deutscher geht und ein Ausländer kommt. Vielmehr handelt es sich um einen Aufenthalt gegen Bezahlung. Grundsätzlich gilt: Der Kandidat muss zumeist zwischen 14 und 18 Jahren alt sein, und er darf von seinen Schulnoten her nicht versetzungsgefährdet sein.
Wer nicht auf eigene Faust planen will, kann sich einer Austauschorganisation bedienen. Die Kosten hängen vom gewünschten Land, der Organisation und den gewählten Optionen ab. Wer will, kann die Region innerhalb eines Landes, die Schulart (öffentlich oder privat) oder sogar die Schule selbst bestimmen. Doch je mehr Festlegungen, desto teurer.
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Zu den großen Veranstaltern zählen AFS (www.afs.de), Youth For Understanding (www.yfu.de/home) und AIFS Educational Travel (www.aifs.de). Dabei zählt AFS zu den am breitesten aufgestellten Anbietern, weshalb dessen Preisliste die Grundlage unserer Tabelle (siehe PDF unten) darstellt. €uro am Sonntag hat dort für 53 Länder zusammengestellt, was ein Standardpaket kostet: öffentliche Schule plus zufällige Auswahl der Gastregion und der Gastfamilie.
Für viele Länder ist zudem aufgeführt, in welcher Spanne sich die Angebote anderer Organisationen bewegen. Die Offerten beinhalten zumeist Flug, eventuelles Schulgeld für Ausländer, Krankenversicherung und die Organisationskosten. Manchmal sind auch Vor- und Nachbereitungsseminare dabei. Falls Gastfamilien Geld für Kost und Logis erhalten, ist das ebenfalls inbegriffen (im beliebtesten Austauschland, den USA, erhalten die Gastfamilien traditionell nichts). Die angegebenen Preise gelten für ein Jahr; wer lediglich für ein halbes Jahr weggehen will, zahlt zumeist nur etwa 500 bis 1.500 Euro weniger.
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Teilweise müssen Visum oder inländischer Personalausweis zusätzlich bezahlt werden (Spalte "zusätzliche Gebühren"). Außerdem braucht das Kind Taschengeld. Man sollte mit einem monatlichen Betrag rechnen, der ungefähr 200 Euro Kaufkraft in Deutschland entspricht (Spalte "Kaufkraft des Euro").
Wer Probleme hat, die oft fünfstelligen Gesamtbeträge aufzubringen, hat einige Finanzierungsmöglichkeiten. So hat jeder Jugendliche, dessen Familie unterhalb bestimmter Einkommensgrenzen liegt, Aussicht auf Schülerauslands-BAföG (Informationen unter www.bafög.de, Stichwort "Auslandsförderung"). Hier gibt es pro Monat höchstens 556 Euro und für ein ganzes Jahr maximal 6.116 Euro. Eine Übersicht zu Stipendien gibt es auf den Websites der Austauschorganisationen und unter www.schueleraustausch-portal.de. Von der Steuer absetzen lassen sich die Kosten des Aufenthalts nur in Ausnahmefällen, etwa wenn das Kind vor Ort eine Privatschule besucht.
Was ein Auslandsjahr für Schüler kostet (pdf)
Alternativen
Au-pair (deutsch: "auf Gegenleistung"): Die Teilnehmer wohnen in Gastfamilien, wobei ihre Hauptaufgabe darin besteht, für die Kinder zu sorgen. Darüber hinaus sind sie für kleine Aufgaben im Haushalt zuständig - allerdings nur, wenn sie mit den Kindern im Zusammenhang stehen. Neben drei Mahlzeiten am Tag bekommt das Au-pair auch Taschengeld. Die Tarife fürs Taschengeld hängen von der Austauschorganisation, dem Land und der Anzahl der Arbeitsstunden ab. Manche Länder haben Obergrenzen für die wöchentliche Arbeitszeit, die jedoch recht großzügig sein können. So liegen sie in den Vereinigten Staaten bei 45 Stunden. Das Mindestalter für ein Au-pair beträgt in den meisten Ländern 17 oder 18 Jahre (komplette Liste unter www.aupairworld.com/de/au_pair/age_restrictions).
Work and Travel (deutsch: "Arbeiten und reisen"): Diese Form des Auslandsjahres ist etwas für echte Abenteurer. Der Reisende zieht von einer Arbeitsstelle, zumeist in der Landwirtschaft, zur nächsten. Die Bezahlung ist häufig Verhandlungssache vor Ort. Organisationen bieten oftmals Pakete an - inklusive Flug, Vermittlung des ersten Jobs sowie Kost und Logis für die Anfangszeit. Das übliche Alter der Teilnehmer liegt zwischen 18 und 30 Jahren. Viele Länder offerieren ein spezielles Arbeitsvisum, das höchstens zwölf Monate gilt. Vorsicht: In Australien, einem der beliebtesten Länder für Work and Travel, ist der Lohn seit diesem Juli komplett steuerpflichtig. Es werden ab dem ersten australischen Dollar 32,5 Prozent fällig. Bislang begann die Steuerpflicht erst bei einem Jahreseinkommen von 20.000 Australischen Dollar.
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Bildquellen: istockphoto / Rawpixel, Experiment e.V.