Euro am Sonntag-Interview

Pimco-Manager: "Niedrigere Renditen sind leider unvermeidbar"

12.01.15 03:00 Uhr

Pimco-Manager: "Niedrigere Renditen sind leider unvermeidbar" | finanzen.net

Der Kapitalmarktexperte des weltgrößten ­Anleiheinvestors Pimco, Andrew Bosomworth, über konservative Geldanlage in Niedrigzinszeiten und den Abschied von Bill Gross.

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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

Andrew Bosomworth ist ein gefragter Mann. Zum Interview in der Frankfurter Innenstadt kommt er von einem Termin bei der Europäischen Zentralbank gehetzt, danach hechtet er weiter zu seinem Flug - Investoren im Ausland warten schon auf den Kapitalmarktexperten von Pimco. Denn gerade konservative Anleger treibt eine Frage um: Was tun in einer Welt, in der Anleihen immer weniger Erträge bringen? Wie ernst die Lage ist, zeigt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Zuletzt fiel sie beinahe täglich und rutschte unter die Marke von 0,5 Prozent - vor nicht allzu langer Zeit war das beinahe unvorstellbar. Und bei fünfjährigen Papieren ist die Rendite nun sogar negativ. Für Bosomworth ist es daher Zeit, neue Wege zu gehen.

€uro am Sonntag: Herr Bosomworth, über Jahrzehnte waren deutsche Bundesanleihen das Basisinvestment schlechthin für konservative Anleger. Müssen sie sich nun von diesen Papieren verabschieden?
Andrew Bosomworth:
Zumindest verlieren Investoren mit kurzlaufenden Bundesanleihen Geld. Und nach Abzug der Inflation ist selbst die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen nahezu null. So gesehen sind sie kein konservatives Investment mit sicheren positiven Erträgen mehr. Weniger als 0,5 Prozent Rendite für zehnjährige Bunds sind zudem nicht viel angesichts der möglichen Kursschwankungen.

Wie sollten Bondanleger reagieren?
Sie sollten nicht zu viele Risiken ein­gehen und bedenken, dass Leitzinserhöhungen in den USA zu einem Kursrutsch auch bei Euroanleihen führen können.

... weil bestehende Anleihen verglichen mit neuen, höher verzinsten dann ­weniger attraktiv sind ...
Genau.

Wie sollten sich Anleger vor Zins­erhöhungen schützen?
Sie sollten Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bevorzugen und kein zu hohes ­Bonitätsrisiko eingehen, also nicht zu viel Geld in Hochzinsanleihen halten.

Aber dann landet man ja fast zwangsläufig an der Nulllinie.
Natürlich sollte man keine Anleihen mit negativen Renditen kaufen. Aber etwa Bonds mit "BBB"-Rating, also solche, die man gerade noch zum Investment Grade und nicht zum Ramschniveau zählt. Die findet man bei Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie, bei Unternehmens- und Schwellenländerpapieren. Auch ein Teil in Hochzinsanleihen ist in Ordnung, wenn man als Investor die nötige Expertise hat. Niedrigere Renditen als früher sind aber leider unvermeidbar.

Und was ist, wenn ich mehr als nur ­Magerzinsen will? Selbst zehnjährige italienische Staatsanleihen werfen keine zwei Prozent Rendite mehr ab.
Dann bleiben nur Aktien. Sie müssen ­allerdings lernen, mit Schwankungen umzugehen - und die können sehr hoch sein. Bei Bluechip-Aktien ist das Ausfallrisiko immerhin nur sehr gering.

Ist es nicht heikel, dass die Bewertungen von US-Aktien schon hoch sind?
Die Normalisierung der Geldpolitik in den USA wird eine große Prüfung für Aktien. Es würde mich sehr überraschen, wenn die US-Börsen eine Zinserhöhung überstünden, ohne nachzugeben. Aber ich rechne nur mit einer Korrektur, nicht mit einem Crash. Langfristig werden Aktien neue Rekorde knacken.

Die Kurse sind noch nicht ausgereizt?
Meine Hypothese ist, dass Aktien bei dauerhaft niedrigen Leitzinsen strukturell höher bewertet sein können als bisher. Die Kurse werden weiter steigen, weil Aktien verglichen mit anderen Anlagen wie Anleihen immer noch billig sind und es kaum noch Rendite gibt.

Wozu brauchen Privatanleger überhaupt Anleihen, wenn sie teuer sind, kaum Rendite liefern, aber Ausfall- und Zinsänderungsrisiken bergen?
Anleihen sind ein fester Baustein in ­jedem ausgewogenen Portfolio. Auch wenn die Renditen auf historischen Tiefs angekommen sind, punkten sie in Bezug auf Schwankungen und Planbarkeit der Erträge gegenüber Aktien. Ausfall- und Schwankungsrisiken sind vielleicht höher als in der Vergangenheit, aber grundsätzlich geringer als bei Aktien.

Welche Anleihequote sollten Privat­anleger in ihrem Depot haben?
Das kommt ganz stark auf das persönliche Profil an. Grundsätzlich sollten Anleger umso mehr Anleihen halten, je kürzer ihr Anlagehorizont ist, je wichtiger regelmäßige, kalkulierbare Erträge sind und je weniger risikobereit sie sind.

Mit den Neuwahlen in Griechenland sind die Risikoaufschläge für griechische Bonds enorm gestiegen. Kehrt die Eurokrise mit Wucht zurück, wenn die linken Kräfte am 25. Januar gewinnen?
Sollte eine Koalition von Linksparteien gewinnen, dürften die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern Griechenlands schwieriger werden. Das ist schon im Markt eingepreist. Es ist wichtig zu erkennen, dass alle griechischen Parteien in der Eurozone bleiben wollen und zwar auch die Linkspartei Syriza. Ich bin daher zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann.

Wäre ein Austritt Griechenlands verkraftbar für die Eurozone? Oder sind Ansteckungseffekte zu befürchten?
Es ist zunächst interessant zu beobachten, dass vor allem in Deutschland über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone diskutiert wird und nicht in Griechenland selbst. Natürlich würden im Fall eines Ausscheidens die Kursschwankungen im Markt zunehmen. Aber der Gesamtkontext hat sich in den vergangenen Jahren verändert, etwa mit der Entstehung des Euro-Rettungsschirms ESM und den Stresstests für Banken. Natürlich könnten auch die Risikoaufschläge anderer Peripheriestaaten unter Druck kommen, aber ein unmittelbares Wiederausbrechen der Eurokrise erwarte ich nicht.

In Schwierigkeiten steckt auch Pimco. Aus dem Total Return Fonds zogen ­Anleger 150 Milliarden Dollar ab, auch wegen des Abgangs von Starinvestor Bill Gross. Macht Ihnen das Sorgen?
Das ist sicher schmerzhaft. Aber diese Abflüsse summierten sich über mehrere Jahre. Inzwischen haben sich die Mittelflüsse wieder weitgehend normalisiert. Und die Wertentwicklung stimmt. Das ist ein wichtiger Frühindikator für das langfristige Mittelaufkommen.

Der Fonds hat manche Investoren enttäuscht. Wie ist die Anlagestrategie? Man darf sich von den Meldungen zu Mittelabflüssen unmittelbar nach dem Abgang von Bill Gross nicht von der Tatsache ablenken lassen, dass der Fonds in den drei Monaten unter dem neuen Managementteam eine sehr solide Performance aufweist. Grundsätzlich ändert sich nichts an unserem Anlageprozess und der Strategie.

Werden mit den sinkenden Renditen am Bondmarkt auch die Erträge des Total Return Fonds sinken?
Es ist richtig, dass die Renditen bei Anleihen langfristig geringer ausfallen dürften. Doch unsere Total-Return-Strategie nutzt eine Vielzahl an Renditestrategien, sodass das Portfolio nicht von einer einzelnen Ertragsquelle abhängt. Das Ziel des Managements ist es, den Barclays US Aggregate Bond Index zu schlagen. Ich habe großes Vertrauen, dass wir das schaffen.

Pimco hat der Konzernmutter Allianz gerade wegen der Querelen um Gross viel Ärger beschert. Was hat sich seit seinem Abgang geändert?
Allianz-Chef Michael Diekmann hat betont, dass Pimco seit 2000 einen stetigen Beitrag zum Erfolg der Allianz geleistet und er vollstes Vertrauen in das Investmentteam und die Unternehmensführung hat, auch wegen der Investmentstruktur und der gründlichen Nachfolgeplanung. Wir haben das Führungsteam breiter aufgestellt und die Position der sechs Investmentchefs für bestimmte Märkte neben Chefanlagestratege Dan Ivascyn gestärkt. An unserem Investmentstil hat sich nichts geändert.

Nach dem Abgang von Gross sind ­manche hochrangige Anlageexperten zu Pimco zurückgekehrt. Geht es Pimco ohne Gross besser?
Die Rückkehr alter Kräfte zeigt die große Unterstützung für das derzeitige Team und unseren Kurs.

Ist der Zusammenhalt wirklich so stark? Laut Allianz sollen Halte­prämien in Höhe von 225 Millionen Euro gezahlt werden, um keine ­Spitzenkräfte zu verlieren.
Bitte verstehen Sie, dass ich mich in meiner Position dazu nicht äußern kann.

Pimco will das Know-how bei Aktienfonds ausbauen, um weniger abhängig vom Anleihegeschäft zu sein. Wie geht es dabei voran?
Wir wollen unser Aktien-Know-how durch organisches Wachstum aufbauen. Käufe von Investmentboutiquen sind nicht geplant. Wir stellen weiter Aktienexperten ein und bauen nach und nach Produkte auf. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Um auf ein verwaltetes Vermögen von einer Billion ­Dollar in Anleihen zu kommen, hat Pimco 30 Jahre gebraucht. Wir können keine Wunder im Aktiengeschäft erwarten. Wir bieten unseren Kunden derzeit vier Aktienstrategien. Dabei wird es nicht bleiben.

Leiser Neuseeländer
Andrew Bosomworth könnte ­eigentlich lautere Töne anschlagen. Der Volkswirt hat 21 Jahre Erfahrung im Anlagegeschäft, arbeitete für die EZB, die US-Bank Merrill Lynch, die neuseeländische Finanzagentur und leitet nun bei Pimco das Port­foliomanagement in Deutschland. Doch der 49-Jährige tritt bedächtig auf - was seinen Analysen nicht schadet. Für sie blickt er auch über die Finanzwirtschaft hinaus, er liest den ­liberalen "Economist" ebenso wie die linke "taz" und forschte über ­internationale Politik in Kiel.

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Bildquellen: Markus Dlouhy/Pimco

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