Euro am Sonntag-Check

Hinter Schloss und Riegel: Boom bei Schließfächern!

08.05.16 22:06 Uhr

Hinter Schloss und Riegel: Boom bei Schließfächern! | finanzen.net

Rekordzahlen bei Wohnungseinbrüchen und die Angst vor Strafzinsen bringen Tausende dazu, Wertsachen und Bargeld in Schließfächern zu lagern. Was das kostet. Welche Versicherungen nötig sind.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Mehr als 450 Hausbesitzer oder Mieter wurden 2015 Opfer eines Einbruchs - pro Tag. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr laut Einbruchstatistik der Polizei bundesweit 167.136 Einbrüche. Das ist die höchste Zahl seit 1993 und zehn Prozent mehr als 2014.



Für viele Banken waren die Zahlen keine große Überraschung. "Die Nachfrage nach Schließfächern ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen", sagt Franziska Wendt, Sprecherin der Stadtsparkasse Düsseldorf. Bei vielen Instituten sieht es ähnlich aus. Die Kunden suchen Sicherheit und verstauen Wertgegenstände in Schließfächern. Im Schnitt sind die Panzerschränke der von €uro am Sonntag befragten Banken zu drei Viertel ausgelastet. Bei Regionalbanken ist die Nachfrage sogar noch höher. Die Sparda-Bank Südwest etwa will daher ihre Kapazitäten erweitern.

Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rechnet damit, dass sich der Run auf Schließfächer weiter verschärft. "Sobald die ersten Banken Negativzinsen erheben, werden Sparer rechnen, ob ein Schließfach nicht günstiger ist." Bis dahin rät er Sparern, zu einer Bank zu wechseln, die höhere Zinsen zahlt.


Ein Schließfach ist nicht gerade günstig. Ab 30 Euro Miete pro Jahr kosten die kleinsten Versionen (siehe Tabelle) Es gilt: je größer, desto teurer. Normgrößen für Schließfächer gibt es nicht. Je nach Bank und Filiale ist das Angebot unterschiedlich. Größere Schließfächer, deren Format über die Größe eines flachen Schuhkartons hinausgeht, sind rar oder nur in den großen Filialen zu finden. Bei einigen Banken sind die Kosten für eine Police, bei der der Inhalt gegen Feuer, Wasser und Diebstahl versichert ist, bereits in der Miete enthalten. Doch oft sind nur niedrige Summen geschützt. So etwa 10.000 Euro bei der Münchner Bank. Im Schließfach deponiertes Bargeld ist bei vielen Banken ausdrücklich nicht mitversichert. Wer große Summen aufbewahrt und sie irgendwann wieder auf ein Konto einzahlt, kann ins Visier der Wirtschaftsfahnder geraten. Denn die Bank weiß nicht, was in einem Schließfach liegt. Wenn ein Kunde etwa mit einem sechsstelligen Betrag auftaucht, wird er nach der Herkunft des Geldes gefragt. Für diesen Fall kann es sich lohnen, die Seriennummern vermerkt und bei der Bank hinterlegt zu haben.

Einige Geldhäuser empfehlen Kunden zusätzlich eine Schließfachinhaltspolice. Bei der Deutschen Bank etwa versichert die Zurich den Inhalt bis zur Obergrenze von 500.000 Euro. Schutz bietet aber auch eine leistungsstarke Hausratversicherung. Toptarife ersetzen den Schaden, wenn Banken oder Sparkassen nicht zahlen oder kein anderer Versicherungsschutz besteht.


Damit die Versicherung den Schaden schnell regulieren kann, sollten Kunden ein Schließfachverzeichnis anlegen und die Wertgegenstände dokumentieren, bei Schmuck etwa durch Fotos, Rechnungen und Expertisen. Bei Bargeld lohnt es sich, Fotos von den Seriennummern der Scheine zu machen oder die Nummern zu notieren.

Da alle befragten Banken ihre Schließfächer grundsätzlich nur an ihre Kunden vermieten und Direktbanken oder Institute wie die Targobank gar keine Fächer anbieten, gibt es inzwischen auch bankenunabhängige Anbieter. So betreibt das Stuttgarter Auktionshaus Eppli seit diesem Jahr in der Stuttgarter Innenstadt eine "Safelounge". Hier kann jedermann Schließfächer ab 27 Euro Jahresgebühr anmieten.
Was Schließfächer kosten (pdf)

Tresore

Eine Alternative zum Schließfach bei der Bank ist der heimische Tresor. Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Safes.
Welche Größe? Generell gilt bei Tresoren: lieber etwas größer als zu klein. So sollten mindestens ein bis zwei Aktenordner in den Safe passen.
Wohin? Moderne Tresore werden nur noch selten eingemauert. Praktischer Grund: Die Schränke sind meist tiefer, als die meisten Mauern von Neubauten dick sind. Safes, die weniger als 1.000 Kilogramm wiegen, dürfen nicht frei stehen. Sie werden in der Regel mit Spezialdübeln am Boden oder an der Wand verankert.
Welcher Typ? Die EU-Normen für Tresore beginnen bei Klasse N/0, das sind salopp gesagt bessere Geldkassetten, und enden bei Klasse VI, sprich massiven elek­tronisch gesicherten Panzerschränken. Für Privatleute eignen sich Modelle der Klasse I. Firmen nutzen Modelle ab Klasse II.
Schlüssel oder Geheimzahl? ­Versicherer empfehlen Geräte mit elek­tronischen Zahlenschlössern. Denn bei einem Safe mit Schlüssel werden Einbrecher unter Umständen die Wohnung auf der Suche nach dem Schlüssel verwüsten.
Und die Kosten? Einen Tresor mit den Außenmaßen 40 mal 40 mal 50 cm der Klasse I gibt es ab etwa 500 Euro. Je größer der Safe und je hochwertiger das Schloss, desto höher der Preis. Kosten für den Einbau kommen obendrauf.
Gibt es Versicherungen? Der Inhalt ist je nach Klasse versicherbar. Bei einem Tresor der Klasse I liegt die Deckungssumme bei 65.000 Euro. Gibt es eine Alarmanlage im Haus, verdoppelt sich die Summe. Übrigens: Herkömmliche Hausratver­sicherungen ersetzen Bargeldbestände in der Regel nur bis 1.500 oder 3.000 Euro.

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