Reisekasse: Alles auf eine Karte
Im Ausland stoßen einige Geldkarten an ihre Grenzen. Mit welchen Karten und Konten Urlauber am günstigsten unterwegs sind.
von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Franz Walter (Name geändert) wollte einfach nur Fußball schauen. Der 53-Jährige und sein erwachsener Sohn hatten Karten für das WM-Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien bekommen. Doch als Walter vor dem Spiel Geld holen wollte, ging er leer aus. Seine Girokarte, die ihm in Deutschland und Europa zu Barem verhilft, streikte. Glücklicherweise konnte Walter junior, der derzeit in Brasilien lebt, mit seiner Karte Geld abheben.
Am nächsten Morgen schrieb Walter seinem Kundenberater bei der Deutschen Bank. Dessen Antwort fiel eher nüchtern aus: Bei Reisen ins Ausland bitten wir Sie, uns vorher zu kontaktieren, denn aus Sicherheitsgründen haben unsere Karten für den Einsatz im Ausland ein Auslandslimit, das Sie aber jederzeit freischalten und ändern können, hieß es da sinngemäß.
Wie Walter geht es jährlich Tausenden Deutschen, die außerhalb Europas unterwegs sind. Einerseits haben viele Banken ihre Girokarten für den Auslandseinsatz zunächst einmal gesperrt. Kunden können ihre Sperren jederzeit via Telefon aufheben. Zu einem echten Problem können Auslandsreisen für Inhaber einer Girokarte des Typs V-Pay werden. Denn die Karte ist außerhalb Europas nicht einsetzbar. Das liegt daran, dass V-Pay lediglich über einen goldenen Chip auf der Vorderseite funktioniert. Mit dessen Hilfe werden die Daten sicherer verschlüsselt als mit dem Magnetstreifen, der sich bei Kreditkarten oder dem V-Pay-Konkurrenten Maestro auf der Rückseite der Karte befindet.
Da außerhalb Europas Geldautomaten und die meisten Bezahlterminals in Geschäften nur auf den Magnetstreifen zugreifen können, heißt das für V-Pay-Nutzer, die etwa nach Brasilien reisen, dass sie eine Kreditkarte mitnehmen sollten. Mastercard und Visa werden weltweit am häufigsten akzeptiert. Sie haben neben dem Chip auch einen Magnetstreifen. Gleiches gilt für die Maestro-Karte. Nur eben sollten sich deren Inhaber vorher nach eventuellen Limits und Sperren erkundigen.
Kostenlos heißt nicht gratis
"Weltweit kostenlos Bargeld abheben" gehört bei den Girokonten vieler Banken inzwischen dazu. Meist sind die Anbieter Onlinebanken, die mit diesem Service neue Kunden locken wollen. Mit Visa- oder Mastercard sollen die Kunden im Ausland bei einem der weltweit über 900.000 Geldautomaten, welche die beiden Kreditkarten akzeptieren, Geld abheben können. Außer der Wechselgebühr zahlen sie nichts. So suggeriert es zumindest die Werbung.
€uro am Sonntag hat gemeinsam mit der FMH-Finanzberatung genauer hingeschaut: Bei vielen Banken wird ein Auslandsentgelt fällig. Unter "kostenlos" verstehen diese Banken, dass lediglich die Gebühr entfällt, die sonst die Bank, die den jeweiligen Geldautomaten betreibt, kassieren würde. Nicht nur Abheben, auch Bezahlen mit der Karte kostet. Die Spanne liegt zwischen einem und 1,75 Prozent des Umsatzes. Ausgedehnte Shoppingtouren können also teuer werden.
Tatsächlich weltweit kostenfrei sind lediglich die Konten von Cortal Consors und Finosdirect, der Direktbank der Sparda-Bank Südwest. Bei anderen Banken wird spätestens beim Bezahlen mit der Karte eine Gebühr fällig. Andere Banken wie die ING-DiBa ermöglichen ihren Kunden, im Euroraum kostenlos Bargeld zu ziehen. Bei vielen weiteren Banken wird es teuer oder kompliziert. Das zeigt die große Zahl der Fußnoten.
Auch Kunden Deutschen Bank, können auf Reisen sparen: Sie kooperiert nämlich mit Partnerbanken in Großbritannien, Frankreich, den USA und weiteren Staaten. Damit sparen sich Deutsche-Bank-Kunden an weltweit 35.000 Automaten die Gebühr, müssen aber suchen. HypoVereinsbank-Kunden können das Automatennetz der Unicredit nutzen. Die Postbank bietet im Ausland eine bestimmte Zahl an Freiabhebungen und obendrein das Automatennetz der Deutschen Bank. Sparkassen und Volksbanken bieten solche Extras nur ganz selten.
Teuer wird es auch an ausländischen Geldautomaten, die anbieten, die Summe der Fremdwährung in Euro umzurechnen. Tester der Stiftung Warentest fanden im Frühjahr heraus, dass Automaten mit diesem besonderen Service durch schlechtere Wechselkurse bis zu 9,6 Prozent teurer sein können.
Die vielen Menschen noch wohlvertrauten Travellerchecks empfehlen Verbraucherschützer nur bei Reisen dorthin, wo es wenige Geldautomaten gibt. Die Schecks haben den Vorteil, dass sie personalisiert und versichert sind, kosten dafür aber ein Prozent des Nennwerts.