Euro am Sonntag-Interview

DWS-Manager Kaldemorgen: 2016 wird nicht einfach

14.12.15 03:00 Uhr

DWS-Manager Kaldemorgen: 2016 wird nicht einfach | finanzen.net

Klaus Kaldemorgen, der Fondsmanager des Jahres, will Börsenschwankungen trotzen und defensiv Geld verdienen. Nach jahrelanger Hausse blickt er skeptisch auf das neue Börsenjahr, sieht aber noch Chancen für taktische Käufe.

Werte in diesem Artikel
Fonds

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178,62 USD -0,33 USD -0,00%

167,46 USD -0,32 USD -0,00%

2.122,57 EUR -21,09 EUR -0,01%

15,83 EUR -0,05 EUR -0,00%

Aktien

168,24 EUR 2,74 EUR 1,66%

192,80 EUR 2,46 EUR 1,29%

15,86 EUR -0,21 EUR -1,31%

522,60 EUR -1,30 EUR -0,25%

823,90 EUR 26,60 EUR 3,34%

6,76 EUR -0,16 EUR -2,35%

Rohstoffe

2.639,05 USD 7,26 USD 0,28%

73,37 USD 0,07 USD 0,10%

69,30 USD 0,22 USD 0,32%

Indizes

19.060,3 PKT -128,9 PKT -0,67%

26.098,8 PKT -96,4 PKT -0,37%

von Alexander Sturm, Euro am Sonntag

Das Urgestein hat nicht umsonst den eigenen Namen mit seinem Fonds verknüpft. Kaldemorgen ist eine Marke. Fast drei Jahrzehnte hatte er schon für die Fondssparte der Deutschen Bank gearbeitet, als er 2011 mit dem DWS Concept Kaldemorgen etwas Neues wagte. In dem Fonds genießt er alle Freiheiten - und die Chance, seine Erfahrung zu nutzen. Bisher hat Kaldemorgen Anleger vor Einbrüchen geschützt. Nach Jahrzehnten an der Börse neigt er zur Vorsicht. Auch im Gespräch ist Kaldemorgen zurückhaltend. Er spricht überlegt, nüchtern und redet sich selten in Fahrt.



€uro am Sonntag: €uro am Sonntag hat Sie im Januar zum Fondsmanager des Jahres gekürt. Wie fällt nun Ihre Bilanz für das Jahr 2015 aus?
Klaus Kaldemorgen:
Ganz zufrieden kann ich nie sein, der Druck der Konkurrenz ist groß. Ich bin aber durchaus zufrieden damit, wie gut die Risikosteuerung im Fonds funktioniert hat. Selbst in den heftigen Korrekturen im August und September hat er nie zweistellig verloren. Dieses Kundenversprechen habe ich eingelöst. Auch liegt die Rendite seit Jahresbeginn bei sechs Prozent. Bleibt es bis Jahresende dabei, läge das im Zielbereich und wäre ein schönes ­Ergebnis für einen defensiven Fonds.

Und woran hat es gehakt?
Zu Jahresbeginn war ich zu stark in defensiven Aktien investiert und habe die Kraft der Rally unterschätzt, die den DAX bis April auf fast 12.400 Punkte getrieben hat. Im Portfolio waren zu wenige Exportwerte. Ich hatte eine Absicherung im Fonds und die Aktienquote war etwas zu niedrig. In der Korrektur wegen der China-Krise im Sommer war das richtig, aber nicht im Frühjahr.


Wie sind Sie nun im Fonds aufgestellt?
Mit der Erholung an den Märkten habe ich im November die Aktienquote auf 40 Prozent erhöht, 40 Prozent entfallen auf Renten, 20 Prozent auf Cash.

Das klingt ja nicht sehr zuversichtlich. Wie sehen Sie das Börsenjahr 2016?
Wir sollten nicht in Euphorie verfallen, 2016 wird nicht einfach. Zudem sind die Märkte seit dem Tief im DAX bei 9.500 Punkten im September schon weit gelaufen. Ich tue mich schwer mit zu viel Optimismus. Zuletzt las ich in einer ­Umfrage zur Investorenstimmung, die­se habe sich erstaunlich stark verbessert. Das hat mich eher beunruhigt.


Was ist das größte Risiko für die Börse?
Definitiv die fragile Weltwirtschaft. Viele erwarten, dass Europa und die USA 2016 etwas stärker wachsen als dieses Jahr. Wird diese Erwartung nicht erfüllt, könnte es zur Baisse kommen. Es weiß auch niemand mit Sicherheit, wie die Märkte auf die wohl erste Zinserhöhung in den USA seit Jahren reagieren. Erhöht die Fed nächste Woche die Zinsen, könnten die Märkte steigen, weil Unsicherheit schwindet. Je nach Ausblick und Kommunikation der Fed könnten die Kurse aber auch bröckeln.

Die EZB hat jüngst ihre Anleihekäufe verlängert. Wird auch 2016 das billige Geld alle Sorgen der Börse überlagern?
Die Geldpolitik wird die Märkte sicher weiter beeinflussen, aber nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Die Kraft der Geldpolitik lässt nach. Wir erleben eine der längsten Börsenrallys aller Zeiten. Ich glaube nicht, dass die Geldpolitik die Bewertungen an den Börsen 2016 in der Breite nach oben treibt. Wachstum und Firmengewinne treten stärker in den Vordergrund.

Zu den größten Ängsten an den Börsen zählte 2015 die Konjunkturabkühlung in China. Macht Ihnen die Sorgen?
Wir sagen sechs Prozent Wachstum für China im kommenden Jahr voraus. Damit liegen wir unter den Erwartungen der Volkswirte. Die Frage, wie China den Strukturwandel meistert, bleibt zweifellos wichtig. Liegen wir mit unserer Prognose richtig und China wächst um rund sechs Prozent, dürften die Märkte damit aber gut zurechtkommen.

Wie stellen Sie sich im Fonds auf der Aktienseite auf? Bleiben Sie vorsichtig mit vielen Pharma- und Finanzwerten?
Mit Finanzwerten war ich dieses Jahr nicht ganz glücklich. Europäische Banken waren 2015 nicht der Renner, die Erholung blieb aus. Ich habe sie im Fonds reduziert und schichte in US-Finanzwerte um, da dort die Zinsentwicklung besser ist. Niedrigzinsen sind ja schlecht für Banken. In Pharmawerten, vor allem europäischen, bleibe ich investiert. Der Sektor ist recht teuer, aber manche Unternehmen aus Großbritannien und Frankreich sind moderat bewertet.

Sie halten kaum Technologieaktien, die in den USA stark stiegen. Ein Fehler?
Ich hätte gern mehr davon gehabt. Der breite US-Markt hat sich 2015 ja kaum bewegt, aber vier Werte - Amazon, Netflix, Facebook und Google - haben immens zugelegt. Wissen Sie, um wie viel?

Vielleicht um 30 oder 40 Prozent?
Um viel mehr. 90 Prozent! Das müssen Sie sich einmal vor Augen halten.

Aber jetzt ist es wohl zu spät, um noch zu kaufen. Wo sehen Sie noch Chancen?
Stimmt. Der Technologiesektor ist sehr teuer, aber ein paar interessante Werte bleiben. Zudem kann man auf Nischen ausweichen: In der zweiten Reihe gibt es in Deutschland gute Geschäftsmodelle, etwa Autozulieferer im MDAX.

Ein großer Teil Ihres Portfolios steckt in Renten. Wo finden Sie dort Rendite?
Über 20 Prozent stecken in Hochzinsanleihen. So bieten etwa Papiere von Öl- und Gasfirmen zwischen fünf und neun Prozent Rendite. Sie sind damit attraktiver als die entsprechenden Aktien.

Früher hießen solche Bonds Ramschanleihen. Auch steigen die Ausfallraten in dem Segment, da fallende Rohstoffpreise Energiefirmen unter Druck setzen. Wie kontrollieren Sie das Risiko?
Risikomanagement ist unser alltägliches Geschäft. Ich nehme nur Papiere von großen, börsennotierten Firmen. Diese haben bei finanziellen Engpässen die Möglichkeit, Dividenden auszusetzen oder Kapital über neue Aktien aufzubringen. Beides kommt in der Regel den Anleihen zugute. Bei manchen Firmen gibt es eine implizite Staatsgarantie, etwa beim brasilianischen Ölkonzern Petrobras. In der Tat ist der Öl- und Gassektor riskant. Hier kommt es be­sonders auf die Einzelwertauswahl an.

Wie finden Sie Euro-Staatsanleihen?
Ich hatte Papiere aus Italien und Spanien, die jetzt langsam auslaufen. Wir kaufen nicht nach, da die Renditen europäischer Staatsanleihen zu niedrig sind und das Risiko kaum lohnt.

Die EZB wird die Bondrenditen lange niedrig halten. Was bleibt Ihnen noch?
Es gibt immer wieder Chancen für taktische Käufe: Zuletzt stiegen die Risikoaufschläge bei Versorgern und Automobilfirmen. Auch kurz laufende US-Staatsanleihen sind attraktiv. Die Risikoaufschläge sind gesunken, manche bieten eine Rendite von 90 Basispunkten. Sie eignen sich besser zum Halten von Cash als ähnliche Papiere in Europa.

Sie können auch in Rohstoffe investieren. Welche finden Sie attraktiv?
Gar keine. Physische Rohstoffe sind mir derzeit zu riskant. Gold hatte ich hin und wieder etwas im Fonds. Aber solange die Inflationserwartungen so niedrig sind, ist Gold wenig aussichtsreich. Interessanter sind Rohstoffaktien. Europäische Ölaktien sind einen Blick wert, da sie bereits stark im Kurs gefallen sind.

Das große Überangebot an den Ölmärkten macht Ihnen keine Bange?
Der Ölmarkt dürfte sich 2016 langsam stabilisieren. Zu billiges Öl wäre auch schlecht für die Weltwirtschaft.

Inwiefern?
Zu billiges Öl, etwa ein Preis von unter 40 Dollar je Barrel Brent, ist negativ, da er viele Erdölexporteure trifft wie Brasilien und die Staaten im Nahen Osten. Wenn solche Staaten schwächeln, spüren das auch deutsche Unternehmen.

Noch eine persönliche Frage: Sie arbeiten schon sehr lange als Fondsmanager. Macht Erfahrung mutiger, da man viele Krisen überstanden hat, oder erst recht vorsichtig, weil man viel erlebt hat?
Ganz entspannt kann man in diesem ­Beruf nicht sein. Die Börse zerrt an den Nerven, früher wie heute. Das Fondsmanagement hat sich gewandelt, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Man muss sich immer neu erfinden. Dass es negative Zinsen geben würde, hätte niemand im Ernst für möglich gehalten.

Sie haben lange Jahre reine Aktienfonds gelenkt. Vermissen Sie manchmal die Dynamik von Aktien?
Ich habe ja immer noch mit Aktien zu tun. Das richtige Timing, die Wahl der Branchen und Einzeltitel, die Gewichtung der Anlageklassen - das bleibt ja alles meine Kernkompetenz. Jetzt habe ich sogar mehr Freiheiten. Nehme ich die Aktie oder lieber die Anleihe eines Unternehmens? Früher, als es bei manchen soliden Anleihen sechs oder sieben Prozent Rendite gab, war das einfach. Heute ist die Sache komplexer. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Vita

Urgestein
Klaus Kaldemorgen ist ein Veteran der deutschen Fondsbranche. Seit 1982 arbeitet er im Fondsgeschäft der Deutschen Bank: Nach seinem Diplom als Volkswirt kam der gebürtige Essener direkt zur DWS und stieg bis zum globalen Aktienchef auf. Er lenkte jahrelang die Klassiker DWS Vermögens­bildungsfonds und DWS Akkumula. 2011 wagte er mit dem DWS Concept Kaldemorgen einen Neustart.

Investor

Hedgefonds­manager
Klaus Kaldemorgen genießt in seinem gut vier Milliarden Euro schweren Fonds DWS Concept Kaldemorgen Freiheiten, die denen von Hedgefonds­managern ähneln.
Er kann weltweit in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Cash investieren sowie über Derivate sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen. Kaldemorgen legt vorsichtig an: Er will zu große Risiken vermeiden und Börsenschwankungen dämpfen. Auf Sicht von drei Jahren fuhr er 5,6 Prozent Rendite per annum ein.

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Bildquellen: DWS

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