Venture Capital

Europäische Venture Capital Investitionen brechen ein

13.07.23 22:43 Uhr

Europäische Venture Capital Investitionen brechen ein | finanzen.net

Das Jahr 2023 beginnt mit einem deutlichen Einbruch der Venture Capital Kapitalbeschaffung. Es droht laut einer Analyse das schlechteste Jahr seit 2015.

Venture Capital Finanzierungen brechen ein

Im Zuge der Zinswende und dem schwierigeren makroökonomischen Umfeld samt Inflation und Wachstumseinbrüchen stehen viele Startups vor deutlich erschwerten Finanzierungsbedingungen. Die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre, die zum großen Teil auch auf die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen zurückzuführen waren, sind in der neuen Welt der normalisierten Geldpolitik und des verschlechterten wirtschaftlichen Umfelds nicht mehr tragbar. Viele Startups und Unternehmen mussten daher bereits ihre Belegschaft kürzen und Kosten senken, um ihre Margen aufrechterhalten zu können. Das erschwerte Finanzierungsumfeld gilt auch für die Risikokapitalgeber, insbesondere Venture Capital Fonds, die laut einem Bericht des Datenanalysten Pitchbook deutlich weniger Geld im ersten Quartal 2023 eingesammelt haben als in den vergangenen Jahren. Venture Capital Fonds, deren Geschäftsmodell darauf basiert, in vielversprechende Startups zu investieren, mit dem Ziel, durch einen erfolgreichen Exit des jungen Unternehmens Rendite zu erwirtschaften, haben nun selbst Schwierigkeiten dabei, Kapital zu beschaffen. Die europäischen Risikokapitalgeber liegen mit ihrer Kapitalausstattung laut der Analyse auf dem Niveau von 2015. Insbesondere Venture Capital Fonds haben kein Interesse an der Finanzierung von Startups, da der Markt momentan sehr schlechte Aussichten verspricht und gewinnbringende Exit-Möglichkeiten wie beispielsweise Börsengänge und Übernahmen momentan eher unwahrscheinlich sind.

Exit-Rückgang von 70 Prozent h2>

Im europäischen Markt wurde laut Bericht im ersten Quartal 2023 ein Exit-Rückgang von 70 Prozent verzeichnet, was einem Gesamtwert von 1,6 Milliarden Euro entsprach. Kein Wunder also, dass Kapitalgeber eher zögerlich sind. Der massive Stellenabbau im Startup-Bereich und das unsichere Bankenumfeld sorgen zusätzlich für Verunsicherung bei den Kapitalgebern. Die Insolvenz der Silicon Valley Bank und die Sorge um weitere kleinere Banken sorgten für zusätzliche Unsicherheit und belasteten laut Pitchbook speziell Fintechs, die ein wichtiger Treiber von Venture Capital Investitionen sind. Laut dem Bericht von Pitchbook haben europäische Venture Capital Fonds, die einen Großteil der Wagniskapitalinvestitionen tätigen, im ersten Quartal 2023 3,4 Milliarden Euro eingenommen. Zu den Geldgebern zählen hierbei Pensionsfonds, Unternehmen und staatliche Institutionen. Da es dauern kann, bis Fonds geschlossen werden, betont Pitchbook, dass die Zahlen etwas aufgeblasen sein könnten. Fonds, die im ersten Quartal 2023 geschlossen wurden, könnten erst 2022 gestartet worden sein, so Pitchbook. Die Analysten gehen davon aus, dass das Jahr 2023 den niedrigsten Wert seit 2015 aufweisen wird und die langfristigen Bedingungen erschwert sein könnten. Laut der Analyse könnten Venture Capital Fonds im Jahr 2023 nur elf Milliarden Euro einnehmen, was dem Niveau von 2015 entspricht, in dem 11,5 Milliarden Euro eingenommen wurden. Im vergangenen Jahr wurden 27,2 Milliarden Euro eingenommen. "Kapitalinvestitionen in Startups haben sich verlangsamt, und wenn die gedämpften Exit-Märkte fortbestehen, werden die Renditen geschmälert und langfristige Kapitalzusagen könnten geschädigt werden", so Pitchbook. Laut der Analyse wurden im Q1 2023 insgesamt 11,8 Milliarden Euro in europäische Startups investiert, was einem Rückgang von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Auch die Anzahl an Deals verzeichnete einen deutlichen Rückgang von 19,2 Prozent im Vergleich zu Q1 2022.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung h2>

Die Analyse hebt als positive Entwicklung insbesondere das Berliner Solar-Startup Enpal hervor, das im Q1 2023 215 Millionen Euro einsammeln konnte. Die Analysten gehen insgesamt von einer guten Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien aus: "Wir glauben, dass die Geschäftsaktivitäten im Teilsektor der sauberen Energien weiter zunehmen werden, da erneuerbare Energiequellen weltweit entwickelt werden", so die Analyse. Als weiteres Beispiel für den Erfolg von nachhaltigen Lösungen wird der von SWEN Capital Partners auferlegte "Swen Blue Ocean Fund", der im Q1 2023 sein Finanzierungsziel erreicht hat und 150 Millionen US-Dollar in nachhaltige Aquakultur, Alternativen zu Einwegplastik und Instrumente zur Dekarbonisierung investieren wird, genannt.

Redaktion finanzen.net

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