Studieren und währenddessen ein Startup gründen - geht das?
Hat man bereits während seiner Studienzeit eine innovative Idee und möchte damit an den Markt, plagen einen oftmals Zweifel. Ist es der richtige Zeitpunkt oder sollte man doch warten, bis das Studium beendet ist?
Grundpfeiler des Erfolgs
Bevor man sich dazu entscheidet, ein Unternehmen zu gründen, sollten einige Aspekte bedacht werden - unabhängig vom Lebensabschnitt. Grundpfeiler des Erfolgs ist die Geschäftsidee, wie die Hochschulinitiative Deutschland berichtet. Dabei sollte das Produkt beziehungsweise die Dienstleistung eine bestehende Bedarfslücke schließen. Grund hierfür ist die Schwierigkeit, sich mit bereits etablierten, großen Unternehmen im Konkurrenzkampf zu befinden, da diese mit hoher Wahrscheinlichkeit über mehr zeitliche und finanzielle Ressourcen verfügen. Ob die eigene Idee diese Voraussetzung erfüllt, lässt sich anhand folgender Fragen der Hochschulinitiative prüfen: "Was möchtest du anbieten und welche Bedarfslücke schließt du damit? Woher beziehst du dein Produkt oder deine Materialien? Und wie möchtest du es verkaufen?".
Eine weitere wichtige Überlegung besteht darin, welche Aufgaben durch die eigene Person geleistet werden können. Gibt es Bereiche, die einer anderen Expertise bedürfen, können Mitarbeiter oder auch Mitgründer eine Möglichkeit der Aufgabenverteilung darstellen. Hierdurch ergibt sich der zweite Grundpfeiler des Erfolgs: Zusammenarbeit. Die Zusammenarbeit ist der wichtigste und gleichzeitig schwierigste Aspekt der Gründung, erklärt die Hochschulinitiative Deutschland. Durch die Doppelbelastung von Studium und Startup kann viel Stress und psychischer Druck entstehen, worunter zwischenmenschliche Beziehungen leiden können. Um Konflikte innerhalb des Teams und die Gefährdung des Startups zu vermeiden, können im Voraus Kommunikationsregeln festgelegt werden. Diese ermöglichen eine reibungslose Zusammenarbeit und effiziente Problemlösung. Besonders von Bedeutung ist die Einbeziehung der unterschiedlichen Perspektiven, die aufgrund der verschiedenen Fachbereiche zustande kommen. Außerdem sollte auch Kritik durch Angehörige, Familie, Freunde oder Kunden bedacht werden, da sie die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung verbessern können, wie es weiter heißt.
Neben der Idee und dem Team ist aber auch die eigene Person von besonderer Wichtigkeit. Um die Doppelbelastung auszuhalten, sollten einige persönliche Voraussetzungen gegeben sein. Neben der Leidenschaft für die Idee und das Unternehmen braucht es auch die nötige Disziplin und Ausdauer, um den Gründungsprozess zu überstehen, wie Gründer.de berichtet. Auch Hendrik Kramer, Mitbegründer des Startups Fernride, erklärt in einem Interview mit der Online-Plattform Gründerszene.de die Wichtigkeit der eigenen Entschlossenheit: "Man muss sich entscheiden und einen Fokus setzen."
Zwischen magerem Startkapital und Flexibilität
Neben der Doppelbelastung gibt es einige weitere Besonderheiten, die mit der Gründung während der Studienzeit einhergehen. Diese sind allerdings nicht ausschließlich negativ zu betrachten. Dabei ist auch die Doppelbelastung als solche nicht zwangsweise negativ zu sehen, denn das Studium ist ein Lebensabschnitt mit der nahezu höchsten Flexibilität, wie die Hochschulinitiative Deutschland berichtet. Auch das eher magere Startkapital ist kein K.o.-Kriterium für ein erfolgreiches Startup, sondern kann eher als Vorteil betrachtet werden, wie es weiter heißt. Denn wird weniger eigenes Geld investiert, minimiert sich das Risiko für die eigene Person.
Networking kann einfach sein
Der wohl größte Vorteil der Gründung während der Studienzeit ergibt sich aus der Möglichkeit des Networkings. Durch die Vielfalt an Menschen mit unterschiedlichen Ideen und Fachgebieten, die auf einem Universitäts- oder Hochschulgelände zusammenkommen, kann die eigene Idee weitergebracht und das eigene Unternehmen gefördert werden. Neben jungen, motivierten Studierenden können aber auch Dozenten und Professoren als Ansprechpartner dienen, so Gründer.de. Vielerorts werden auch spezielle Veranstaltungen, Beratungsangebote oder Fördermöglichkeiten durch die Hochschulen angeboten. Außerdem können Messen oder andere Veranstaltungen genutzt werden, um sich mit potenziellen Kunden oder Interessierten in Verbindung zu setzen. In einem Interview mit dem Portal Gründerszene erklärt Georg Püschel, Mitbegründer des Robotik-Start-up Wandelbots, die Vorteile des Networking: "Trotz der parallelen Herausforderungen der Promotion und der Firmengründung, haben wir es geschafft, sowohl akademisches Wissen als auch ein tiefes Verständnis für unternehmerische Prozesse zu erlangen. Die Unterstützung durch Professoren und ein starkes Netzwerk ermöglichte es uns, Brücken zwischen der akademischen Welt und dem Risikokapitalmarkt zu schlagen."
Misserfolg bleibt ohne große Verluste
Letztlich gibt es jedoch keine Erfolgsgarantie und so kann es immer zu Misserfolgen kommen. Doch auch hier bietet die Gründung während des Studiums einen großen Vorteil. Kann sich das Startup auf dem Markt nicht durchsetzen, hat man nach wie vor sein Studium in der Hand und hat die Möglichkeit, wie ursprünglich geplant weiterzumachen. Nicht zu unterschätzen sind dabei die Erfahrungswerte, die man während des Projekts sammeln konnte. Von nun an ist man sich über die Entwicklungsprozesse einer Geschäftsidee sowie die Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit anderen Gründern bewusst, so die Hochschulinitiative Deutschland. Vorteilhaft sind vor allem die Kontakte und Beziehungen, die daraus entstanden sind und zukünftig von Hilfe sein können. Auch Püschel betont, dass "Praktische Erfahrung […] oft wichtiger [ist] als theoretisches Wissen". Schließlich ist es also durchaus möglich, zu studieren und trotzdem ein Unternehmen zu gründen.
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: everything possible / Shutterstock.com, Jirsak / Shutterstock.com