ClearSpace: Schweizer Startup will im All aufräumen
Das Schweizer Unternehmen ClearSpace wird erstmals in der Geschichte Trümmermüll aus dem Weltraum holen. Die erste Mission ist für Anfang 2025 geplant - ein 112 Kilogramm schwerer Satellit soll mit Hilfe eines Roboters aus dem All entfernt werden.
Auch in Zukunft wird die Schweiz ihrer Vorbildfunktion in Sachen Müllentsorgung weiter gerecht werden: So wird das 2018 gegründete Schweizer Startup ClearSpace als weltweit erstes Unternehmen auch Müll aus dem Weltraum holen. Dazu hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) der Schweizer Firma im letzten Jahr 86,2 Millionen Euro zugesprochen. Die restlichen 14 Prozent der Kosten für das Projekt sollen mit Hilfe von Sponsoren und Mitwirkenden aufgebracht werden.
Große Schrottteile sollen aus dem Weltraum geholt werden
Ziel der Mission ist es, die großen, kritischen Schrottteile aus dem All zu entfernen. Denn laut Holger Krag, Leiter des Programms Weltraumsicherheit der ESA, verursachen diese bei einem Zusammenstoß unzählige weitere, kleine Müllteile. "Die Großen sind die Quelle für Kleine", erklärt Krag in einer Pressemitteilung der Weltraumorganisation.
Zum aktuellen Zeitpunkt kursieren laut dem Projektleiter im Weltall bereits rund 30.000 Objekte, die größer sind als zehn Zentimeter. "Die Trümmermenge wächst jedes Jahr gewaltig", sagt Krag. Rund 150 Millionen Müll-Fragmente mit einem Durchmesser von mehr als einem Millimeter kursieren den Schätzungen der ESA-Experten nach bereits im All - alles Hinterlassenschaften von inaktiven Satelliten und früheren Missionen, die durch Kollisionen weiteren Müll erzeugen werden.
112 Kilogramm schwere Vega-Rakete soll vernichtet werden
Die erste Mission ist für das Jahr 2025 geplant, wie Co-Founder und technische Leiterin bei ClearSpace Muriel Richard-Noca berichtet. Im Rahmen der ClearSpace-1-Mission soll ein roboterartiges Raumfahrzeug mit vier Gelenkarmen entwickelt werden, um einen 112 Kilogramm schweren Satelliten aus dem All zu entfernen. Die Vega-Rakete mit dem Namen Vespa befindet sich seit 2013 in der Erdumlaufbahn und soll zunächst auf eine niedrigere Umlaufbahn gebracht werden, um dann zusammen mit dem Roboter in der Erdatmosphäre zu verglühen.
Da es sich bei dem Satelliten um ein relativ kleines Objekt mit unkomplizierter Form und robuster Konstruktion handelt, ist er laut Projektleiter Krag "ein gutes Übungsobjekt für den Anfang".
Säuberung des Weltalls erfordert aktive Müllentfernung
Doch um auch in Zukunft weiterhin Satelliten für Telekommunikations- und Überwachungsdienste nutzen zu können, ist es laut Luisa Innocenti, Leiterin der ESA-Initiative, unbedingt notwendig, den Weltraum von möglichem Kollisionsmüll zu befreien.
"Selbst, wenn alle Weltraumstarts morgen gestoppt würden, zeigen Prognosen, dass die Gesamtpopulation der Trümmer in der Umlaufbahn weiter wachsen wird", betont die Expertin in der Pressemitteilung. Daher ist die "aktive" Entfernung von großen Trümmergegenständen laut Innocenti die einzige Möglichkeit, die orbitale Umgebung langfristig zu säubern.
Regelkonforme Müllentsorgung muss durch Gesetze sichergestellt werden
Um zu verhindern, dass die Trümmermenge im Weltraum weiter ansteigt, müssen künftige Missionen daher laut Projektleiter Krag so von den privaten Betreibern geplant werden, dass kein weiterer Weltraummüll entsteht.
Dies ist laut dem Experten nur durch eine neue Gesetzgebung zu erreichen: "Wer seine Missionen nicht nachhaltig plant, muss künftig für das Aufräumen zahlen. Die ESA will die Technologie dafür liefern und zeigen, dass es geht", betont Krag in der kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung der Weltraumorganisation.
Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net
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