Nach Jogginghosen- und Leggins-Boom - So stehen die Deutschen nach der Pandemie dem Thema Mode gegenüber
Der Zahlungsdienstleister Klarna hat eine internationale Befragung zum Modebewusstsein der Menschen während der Pandemie durchgeführt, die Ergebnisse mit ihrem tatsächlichen Kaufverhalten verglichen und die Entwicklungen von Modepsychologin Dr. Dawnn Karen kommentieren lassen. Wie wird sich das Kaufverhalten der Deutschen verändern?
Im Mai hat Klarna knapp 16.000 Personen im Alter von 18 bis 45 Jahren in insgesamt 15 westlichen Ländern zu ihrem Modeverhalten befragt, darunter 1.118 Deutsche. Die Ergebnisse der Befragten aus Deutschland wurden mit den tatsächlichen Verkaufszahlen in den Monaten Mai und Januar 2021 verglichen.
Ein Großteil der Befragten ist modeinteressiert und geht gern shoppen
65 Prozent der Deutschen gaben an, sich als modeinteressiert zu betrachten, 24 Prozent stehen dem Thema Mode gleichgültig gegenüber und 11 Prozent interessieren sich nicht oder nur wenig für Mode. Dennoch möchten immerhin 70 Prozent "mit der Rückkehr ins normale Leben" nach dem Lockdown ihrer Kleidung wieder mehr Aufmerksamkeit schenken, ganze 75 Prozent wollen ihren Kleiderschrank sogar aktiv updaten. 25 Prozent gaben an, sich kreativer kleiden und neue Looks ausprobieren zu wollen.
Passend zu diesen Aussagen gaben 67 Prozent der Befragten aus Deutschland an, sehr gerne shoppen zu gehen und mit 53 Prozent denkt über die Hälfte der Deutschen, das Einkaufen von Mode gewinne in Zukunft an Relevanz.
Modepsychologin Dr. Dawnn Karen: Die Lockdowns haben unser Verhältnis zu Mode verändert
Mode scheint den Deutschen sehr wichtig zu sein - 70 Prozent der Befragten gaben an, sich auch zuhause stilsicher zu kleiden, 38 Prozent erklärten, sich so besser zu fühlen. 23 Prozent nutzten die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen Stand Mai 2021 dafür, zuhause neue Styles auszuprobieren und immerhin ganze 21 Prozent hatten einfach Spaß daran, sich auch zuhause schön anzuziehen.
Modepsychologin Dr. Dawnn Karen, die unter anderem auch am Fashion Institute of Technology als Professorin tätig ist, wurde von Klarna gebeten, die Umfrageergebnisse wissenschaftlich einzuordnen. Sie wird in Medienberichten wie folgt zitiert: "Wir haben über ein Jahr ohne äußerliche Fashion-Vorschriften oder Bewertung unserer Outfits durch andere gelebt. Diese Zeit hat unsere Beziehung zu unserer Kleidung gestärkt. Wir haben genau das getragen, was wir tragen wollten - und uns selbst das Okay dazu gegeben. Auf diese innere Bestätigung zu hören, anstatt sie von außen zu bekommen, stärkt die Beziehung, die wir zu uns selbst haben". Deswegen, so die renommierte Psychologin, werde es in der Modebranche mehr und mehr um die Frage gehen, wie man sich selbst in einem Outfit fühlt.
"Dopamin-Dressing": Bunte Farben und die 80er sind wieder in Mode
Bewusst Kleidung zu tragen, in der man sich besonders gut fühlt, bezeichnet Dr. Dawnn Karen gegenüber der WELT als "Dopamin-Dressing" - und sie erklärt, dass viele Menschen sich momentan insbesondere in bunten Farben gut fühlen.
Entsprechend gaben 26 Prozent der Befragten aus Deutschland an, bunte Farben zu mögen, 22 Prozent wollen auch tatsächlich mehr Farben, 18 Prozent mehr Muster tragen. Unter den Mustern sind allen voran Blumen- und Streifenmuster beliebt, während Paisley- und Punktemuster den Umfrageergebnissen zufolge eher zurückstrecken müssen. 24 Prozent der Befragten gaben zudem an, lockere, weite Hosen und auffälligen Schmuck zu mögen, 23 Prozent finden Techno-Kleidung aus den 90er-Jahren schön und 20 Prozent gehen modisch in Richtung der 80er-Jahre. An Beliebtheit verlieren hingegen der Lagenlook und Overknee-Stiefel.
Jogginghose und Gesichtsmaske verschwinden im Schrank, die Verkaufszahlen von Sommerkleidern steigen um 850 Prozent
Diese Umfrageergebnisse werden der Klarna-Studie zufolge von den im Mai verzeichneten Transaktionen über das Zahlungsinstitut bestätigt: Im Vergleich zum Januar 2021 wurden 39 Prozent mehr Hemden und 26 Prozent mehr Blusen gekauft, und auch der allgemeine Trend zu mehr Modebewusstsein nach dem Lockdown machte sich bereits bemerkbar. So sanken die Verkaufszahlen bei Pyjamas um 31 Prozent und es wurden 24 Prozent weniger Leggins und 17 Prozent weniger Jogginghosen gekauft. Deutlich an Beliebtheit gewannen Sonnenbrillen und Sommerkleider, deren Verkaufszahlen um 795 beziehungsweise 850 Prozent gestiegen sind. Hingegen wurden 77 Prozent weniger Gesichtsmasken über Klarna gekauft als noch im Januar.
Auch Nachhaltigkeit wird in Zukunft eine größere Rolle spielen
Die Pandemie und die damit verbundene Entwicklung einer neuen Beziehung der Konsumenten zu ihrer Kleidung bewirken jedoch der Modepsychologin zufolge nicht nur ein größeres Modebewusstsein, sondern auch einen Trend zur Nachhaltigkeit: "Nachhaltigkeit wird nach dem Lockdown in der Mode eine wichtige Rolle spielen: Ich kann mir vorstellen, dass Leute ihre Schränke durchforsten und [dann] wirklich nur das kaufen, was sie wirklich brauchen", so Dr. Dawnn Karen. Die Umfrageergebnisse bestätigen, dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine Rolle spielen - sieben Prozent der Befragten aus Deutschland gaben an, Second-Hand-Kleidung zu kaufen, zwölf Prozent betreiben Upcycling, 20 Prozent kaufen aus Gründen des Umweltschutzes generell weniger Produkte und ganze 25 Prozent - ein Viertel der Deutschen - gab an, mehr bei nachhaltigen Marken einzukaufen als zuvor.
Redaktion finanzen.net
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