Die zweite Hälfte des Arbeitslebens: So steigt man weiter die Karriereleiter hinauf
Je älter man wird, desto schwieriger wird der Wechsel in ein anderes Unternehmen: Jüngere Bewerber werden nicht selten bevorzugt. Karriereberater Jeff Gothelf erklärt, wie man Karrieresprünge auch in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens mit Bravour meistert.
Als Bewerber für einen neuen Job oder auch bei einer neuen Position innerhalb des Unternehmens sehen sich Arbeitergeber in der zweiten Hälfte ihres Arbeitslebens besonderen Herausforderungen ausgesetzt: Vorurteile schlagen ihnen entgegen und es kann sogar vorkommen, dass im Falle einer Einstellung ohne Einarbeitungszeit von Beginn an Bestleistungen erwartet werden. Dieses Problem ist nicht unwesentlich - immerhin beginnt die zweite Hälfte des Arbeitslebens bereits in den 40ern. Zudem ist die Zahl der Erwerbstätigen über 45, insbesondere aber über 50 und 60, in den letzten Jahren dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge deutlich angestiegen.
"Forever Employable" - so bleiben Arbeitnehmer erfolgreich
In einem Artikel, der durch "Harvard Business Review" veröffentlicht wurde, beschreibt Coach und Berater Jeff Gothelf seinen eigenen holprigen Weg auf der Karriereleiter, der ihn schließlich zum Coach und Berater hat werden lassen. Gothelf ist Experte für den Karriereweg in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens und Autor des Ratgebers "Forever Employable - How To Stop Looking For Work And Let Your Next Job Find You" - "Ewig beschäftigungsfähig - Wie Sie aufhören, Arbeit zu suchen und Ihr nächster Job Sie findet". Er erklärt, welche fünf Grundpfeiler nötig sind, um, wie er, in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens erfolgreich zu bleiben - oder es zu werden.
1. Unternehmertum
Es gilt, eine unternehmerische Denkweise an den Tag zu legen, so Gothelf. Selbst, wer angestellt und nicht Unternehmer sei, solle immer im Sinne des Unternehmens denken: Wer ist die Zielgruppe meiner Arbeit, wie kann ich größtmöglichen Erfolg aus dem Projekt erzielen?
2. Selbstvertrauen
Das eigene Selbstvertrauen aufzubauen ist für Gothelf einer der wichtigsten Schritte zum Erfolg in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens: "Niemand hat Ihre Geschichte" - man solle sich seine Erfahrung und das angesammelte Wissen zu Nutze machen und es an den richtigen Stellen einsetzen, sich selbst als Asset betrachten.
3. Kontinuierliches Lernen
Zu stetigem Erfolg gehört auch, sich fortwährend zu informieren und neue Bereiche, Ideen sowie Ansätze zu entdecken. Dazu ist es dem Experten zufolge notwendig, Fachliteratur oder Blogs zu lesen und das bereits aufgebaute Netzwerk aus Kontakten mit Fachwissen oder Praxiserfahrung zu pflegen und zu erweitern. Nach dem Motto "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", solle man immer wieder neues ausprobieren und aus Fehlversuchen lernen.
4. Kontinuierliche Verbesserung
"Enthusiastische Skepsis" ist hier das Stichwort: Wer erfolgreich sein und bleiben will, müsse sich immer verbessern wollen und seine Arbeit sowie Erfolge mit Enthusiasmus aber auch mit Skepsis betrachten, so Gothelf, um sich beim nächsten Mal selbst zu übertreffen und für Arbeitgeber unentbehrlich zu werden.
5. Neuerfindung
All diese Grundpfeiler münden für Gothelf in diesem letzten Punkt: Neuerfindung. Denn um erfolgreich zu sein, muss man mit der Zeit gehen und sich weiterentwickeln - vielleicht im Laufe des Berufslebens den Schwerpunkt wechseln, wenn sich dies ergibt. Veränderung und neue Ideen sollten also nicht gescheut werden, wenn man hoch hinaus will.
Die Arbeitskraft anpreisen
Im Endeffekt gilt es also, sich stetig weiterzuentwickeln und selbst zu optimieren. Dies bringt aber nichts, wenn die eigenen Chefs dies nicht mitbekommen. Denn wer still und leise seine Arbeit tut, und sei sie noch so gut, läuft Gefahr, als funktionierendes Organ im Trubel unterzugehen.
Deswegen empfiehlt Expertin Barbara Kettl-Römer gegenüber "Computerwoche", seine eigene Arbeitskraft wie ein Produkt zu betrachten. Dieses Produkt muss natürlich ständig verbessert und optimiert, aber auch vermarktet werden. Man sollte es also nicht als selbstverständlich nehmen, dass alle wissen, wie gut man ist: Man sollte es den Chefs und potenziellen neuen Vorgesetzten sagen und zeigen.
Gleichzeitig sollte man - und das gilt besonders für ältere Erwerbstätige - auch ehrlich sein und sich nicht übernehmen, denn das nützt niemandem. Wer auf die 60 zugeht, ist für ein Unternehmen nur selten aufgrund der Quantität, sondern eher der Qualität seiner Arbeit und der Möglichkeit, Wissen weiterzugeben, wertvoll.
Redaktion finanzen.net
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