Frauenberufe, Männerberufe: Wo die alte Rollenverteilung noch greift
Auch heute noch gibt es viele Klischees darüber, was typisch Mann und was typisch Frau ist. Zumindest im Berufsleben treffen viele noch zu. Was auch heute noch typische Männer- und typische Frauenberufe sind.
Vor dem deutschen Grundgesetz ist jeder Mensch gleich. Doch in vielen Köpfen halten sich hartnäckig einige Klischees, die das männliche oder weibliche Geschlecht beschreiben. Auch die Wahl des Berufes hängt immer noch oft mit dem Geschlecht zusammen. Das ergab eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts über die Verteilung von Frauen und Männern in verschiedenen Berufsgruppen im Jahr 2018.
Technikberufe männlich dominiert, mehr Frauen bei der Polizei
Wer an typische Männerjobs denkt, dem fallen häufig als erstes Mechaniker ein, oder Männer, die in der Automobilbranche tätig sind. Auch bei Informatikern haben viele als ersten Gedanken Männer als typische Arbeitnehmer im Kopf. Und der Schein trügt nicht: Gut zwei Millionen Männer waren im vergangenen Jahr im Bereich Maschinen- und Fahrzeugtechnik beschäftigt. Der Anteil der männlichen Arbeitnehmer in dieser Branche lag damit bei 89 Prozent. Lediglich elf Prozent in diesem Bereich waren Arbeitnehmerinnen. Zwischen 2012 und 2018 hat der Frauenanteil in dieser Branche um ein Prozent abgenommen.
Auch in den typischen Informatikberufen liegt der Männeranteil laut Auswertung der Statistiker hoch: 85 Prozent der Arbeitnehmer sind hier männlich, die Frauen machen demnach nur einen Anteil von 15 Prozent in dieser Berufsgruppe aus. Immerhin ist der Frauenanteil in den sogenannten IKT-Berufen (Informatik, Information und Kommunikation) in den letzten sechs Jahren um zwei Prozent gestiegen.
Noch stärker gestiegen ist der Frauenanteil in einem weiteren Berufsfeld, dass typischerweise eher Männern zugerechnet wird: Bei der Polizei, im Kriminaldienst und im Gerichts- und Justizvollzug erhöhte sich der Frauenanteil zuletzt um vier Prozent auf 24 Prozent. Knapp ein Viertel der Branche besteht damit mittlerweile aus Frauen, Männer machen noch rund drei Viertel in diesem Berufszweig aus.
Altenpflege und Kinderbetreuung immer noch typische Frauenberufe
Einen starken Kontrast zu diesen männlich dominierten Berufen zeichnen die Bereiche Altenpflege und Kinderbetreuung, die wie zu erwarten stark weiblich dominiert sind. So waren in der Altenpflege im Jahr 2018 583.000 Frauen tätig - aber nur 110.000 Männer. Der Männeranteil liegt damit bei 16 Prozent. Immerhin ist er seit 2012 um zwei Prozent gestiegen.
In der Kindertagesbetreuung ist die Frauendominanz am höchsten: Am 1. März 2019 seien laut Angaben des Statistischen Bundesamtes 93,6 Prozent der Kita-Mitarbeiter Mitarbeiterinnen gewesen. Der Männeranteil in diesem Beruf lag damit bei geringen 6,4 Prozent.
Bildungsbereich weiblich dominiert, an Hochschulen mehr Männer
Auch im Bildungsbereich kann man dieses Phänomen beobachten. Allerdings erhöht sich der Männeranteil hierbei, je höher der Bildungsgrad ist. So waren an Grundschulen 2018 nur neun Prozent der Lehrenden Männer. An allgemeinbildenden Schulen - sprich Hauptschule beziehungsweise Werkrealschule, Realschule und Gymnasium - waren schon 27 Prozent der 830.000 Lehrerinnen und Lehrer männlich.
An Hochschulen hingegen lag der Männeranteil bei den Beschäftigten über dem Frauenanteil. So waren 58 Prozent der Forschenden und Lehrenden Männer und nur 42 Prozent der an Hochschulen Arbeitenden Frauen. Allerdings ist hier ein minimaler Abwärtstrend zu beobachten: 2012 waren noch 61 Prozent der Hochschulmitarbeiter männlich. An den allgemeinbildenden Schulen ist der Anteil männlicher Lehrer seit 2012 um zwei Prozent geschrumpft.
Dass es immer noch typische Männer- und typische Frauenberufe gibt, scheint nicht mehr zeitgemäß. Die meisten Menschen wählen einen Beruf nach ihren Fähigkeiten und Qualifikationen. Was einem vorgelebt wird, das ahmt man oft unbeabsichtigt nach. Je mehr Frauen in typische Männerberufe vorstoßen und je mehr Männer in typischen Frauenberufen arbeiten, desto mehr Nachahmer könnten sie finden. Doch ob Geschlechterklischees jemals nicht mehr gültig sein werden, kann niemand sagen.
Redaktion finanzen.net
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