Lime: Das Unternehmen kämpft mit Diebstahlvorwürfen und illegalem Stromtanken
Eine WhatsApp-Gruppe zeigt, welche Probleme der Elektroroller-Verleiher Lime mit seinen freien Mitarbeitern hat.
Das Problem mit den freien Mitarbeitern
Die Elektroroller der großen Verleiher wie Lime, Circ und Voi sind aus den deutschen Innenstädten kaum mehr wegzudenken und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch immer wieder tauchen die elektrobetriebenen Leihroller auch in den Schlagzeilen auf. Die Veröffentlichung einer internen WhatsApp-Gruppe fördert nun scheinbar den nächsten Skandal. Der Verlauf verdeutlicht, dass das Unternehmen Lime vermehrt mit Diebstahl und illegalem Stromtanken durch einige seiner freien Mitarbeiter zu kämpfen hat. "Juicer" werden die freiberuflichen Roller-Einsammler genannt, die per App darüber informiert werden, an welchen Standorten Scooter eingesammelt werden müssen, um dann an das Stromnetz angeschlossen zu werden.
Eine App ist der Auslöser
Als vor wenigen Wochen die App jedoch ausfiel, eröffnete Lime eine WhatsApp-Gruppe, um die Mitarbeiter weiterhin informieren zu können. Doch der Chatverlauf, der währenddessen entstand, deckt mehr als nur eine Ungereimtheit innerhalb des Unternehmens auf. Der WirtschaftsWoche liegt der Gesprächsverlauf der Gruppe vor und zeigt, dass Lime kaum Kontrolle über die Aktivitäten seiner freiberuflichen Mitarbeiter hat. Diese boten im Chat unter anderem geklaute E-Scooter zum Kauf an oder verschickten Fotos, die die Möglichkeiten des illegalen Stromladens zeigten. Dabei begann die Unterhaltung via WhatsApp zunächst ganz normal, als ein Mitarbeiter vor wenigen Wochen schrieb: "Hallo liebe Juicer, liebe Partner, aktuell haben wir ein Problem mit dem gesamten System, so dass weder Juicer noch Fahrer die App nutzen können. Sobald das System wieder funktioniert, melden wir uns wieder bei euch". Ergänzend wurde darum gebeten, Screenshots der App zu schicken, falls durch den Ausfall der App ein Schaden entstanden ist.
Der WhatsApp-Chat
Daraufhin wurden jedoch keine Fotos der App verschickt, sondern Fotos, auf denen zu erkennen ist, welche Methoden es gibt, die Roller mehr oder weniger illegal zu laden, um auf diesem Weg Geld und Zeit zu sparen. Auf den Bildern ist ein selbst gebauter Adapter zu erkennen, mit dessen Hilfe die Juicer bis zu 10 E-Scooter gleichzeitig an einer E-Ladesäulen für Elektroautos aufladen. "Ich lade Roller an Autoladestationen durch einen selbstgebauten Adapter, somit fällt lästiges Schleppen durch die ganze Stadt weg. Falls einer Interesse an diesem Adapter hat einfach melden", lautet eine Nachricht in der WhatsApp-Gruppe. Einige Juicer nutzten den Chat hingegen für andere Zwecke. "Verkaufe Lime Roller für 20 Euro pro Stück!", schrieb einer der Mitarbeiter in den Chat und ein weiterer wies darauf hin, dass die Roller nicht zu orten seien. Dementsprechend scheint das GPS-Ortungssystem nachträglich ausgebaut worden zu sein und es handelt sich bei dem angebotenen Roller mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein geklautes Modell. Wieviel Wahrheit hinter den Nachrichten steckt und ob es wirklich zu einem Verkauf kam, lässt sich kaum nachvollziehen.
Lime kündigt seinen freien Mitarbeitern
Nach der Veröffentlichung der WhatsApp-Gruppe folgten umgehend die Konsequenzen. Via Mail teilte das Unternehmen seinen freien Mitarbeitern mit, dass die Zusammenarbeit innerhalb von 14 Tagen hinfällig wird. Dies bestätigte Lime gegenüber der WirtschaftsWoche und machte deutlich, dass der Fokus des Unternehmens künftig vermehrt darauf liege, mit Logistikpartnern und eigenen Mitarbeitern zu arbeiten, um auf diesem Wege die Verlässlichkeit und Verfügbarkeit für Kunden zu optimieren. Freie Mitarbeiter in 15 deutschen Städten sind von der Umstrukturierung des US-Unternehmens betroffen und erhielten die Kündigung unmittelbar vor Weihnachten.
Redaktion finanzen.net
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