China-Investments: Zwischen Skepsis und Zuversicht
Die Unsicherheit über den weiteren Wirtschaftskurs der chinesischen Regierung sorgt unter Anlegern zunehmend für eine Polarisierung.
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von Julia Groß, Euro am Sonntag
Während ein Lager durch die Regulierungsoffensive Pekings zutiefst verunsichert ist und deshalb um chinesische Aktien einen großen Bogen macht, wittert die andere Gruppe günstige Einstiegsgelegenheiten.
Die Argumentation pro China-Investments lautet, dass die Regulierung im Internet- und Immobiliensektor überfällig war und sich langfristig positiv für Anleger auswirken wird. Zudem erwarten viele Vermögensverwalter, dass China 2022 Maßnahmen ergreifen wird, um das Wachstum anzukurbeln. "Die chinesische Führung hat in den vergangenen Wochen einen Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik signalisiert", sagt beispielsweise Andy Rothmann, Investmentstratege bei Matthews Asia. "Dieser Wechsel hin zu einer wachstumsfördernden Politik steht im Gegensatz zu der 2021 verfolgten Strategie der Risikominderung und strengeren Regulierung."
Entsprechende Impulse würden sich voraussichtlich ab dem zweiten Quartal bemerkbar machen und vor allem die Kurse chinesische Inlandsaktien (A-Aktien) anschieben. Auch DWS-Fondsmanager Marcus Poppe billigt China aufgrund der wahrscheinlichen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen positives Überraschungspotenzial zu. Trotz vieler Unwägbarkeiten hält er dabei die großen Technologiekonzerne für attraktiv: "Da ist viel Furcht eingepreist, und man sieht einen deutlichen Abschlag zu den westlichen Wettbewerbern." Anleger können mit ETFs wie dem iShares MSCI China A (ISIN: IE 00B QT3 WG1 3) gezielt auf A-Aktien setzen. Fonds wie der Allianz All China investieren in alle chinesischen Aktiengattungen.
Peter van der Welle, Multi-Asset-Manager bei Robeco, hat dagegen Aktien aus China auf "neutral" gesetzt. Er zweifelt daran, dass die Regulierungsoffensive Wirkung zeigt. Die Maßnahmen im Immobiliensektor hätten zu einem Abschwung bei Eigenheimverkäufen und Hauspreisen geführt, was sich negativ auf den Binnenkonsum auswirken dürfte. Auch die zu befürchtende Omikron-Welle und deren Bekämpfung durch regionale Lockdowns gefährde den Aufschwung. Gleichzeitig steige das Risiko geopolitischer Spannungen.
Einige Fondsgesellschaften und ETF-Anbieter haben inzwischen Ausweichmöglichkeiten für Anleger geschaffen, die insbesondere an Internet- und E-Commerce-Werten aus Schwellenländern interessiert sind. So hat HANetf einen entsprechenden Branchen-ETF (IE 000 WF4 FCJ 3) ohne China-Titel aufgelegt, der 60 Technologie-Unternehmen vor allem aus Asien, Lateinamerika und Afrika enthält.
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