Richard Titherington: "Am Boden eines Zyklus"
Richard Titherington, der Chef für Schwellenländeraktien bei JP Morgan, über enttäuschte Anleger und die Gründe für Optimismus.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Der globale Leitindex für Schwellenländeraktien, der MSCI Emerging Markets, schnitt 2014 erneut schlechter ab als sein Pendant für Industrieländer. €uro am Sonntag sprach mit dem Chefinvestor für Schwellenländeraktien von JP Morgan Asset Management über Wachstumserwartungen, das freie Spiel der Märkte und enttäuschte Anleger.
€uro am Sonntag: Woher kommt die andauernde Schwäche bei Schwellenländeraktien?
Richard Titherington: Das liegt vor allem an enttäuschten Gewinnerwartungen. In den vergangenen vier Jahren gingen die Anleger zu Beginn stets davon aus, dass die Gewinne der Unternehmen zwischen zwölf und 14 Prozent wachsen werden. Und am Ende waren es zwischen fünf und null Prozent. Das heißt, die Anleger wurden jedes Jahr aufs Neue enttäuscht.
Wie sieht es 2015 aus?
Die Märkte erwarten wieder zwölf bis 14 Prozent. Wenn sie recht haben, werden sich Aktien aus Schwellenländern sehr gut entwickeln. Wenn sie erneut enttäuscht werden, wird die Anlageklasse leiden.
Und was denken Sie?
Es ist noch kein Trend erkennbar, dass die Gewinne der Unternehmen wieder wachsen. Aber ich denke, wir sind jenseits des Punktes des maximalen Schmerzes.
Weshalb?
In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Erwartungen an das Wirtschaftswachstum der Industrie- und der Schwellenländer auseinanderentwickelt. Die Prognosen wurden in den Industrienationen besser, in den Emerging Markets schlechter. Historisch entwickeln sich die Erwartungen aber im Gleichschritt. Inzwischen ist erkennbar, dass wir uns diesem historischen Gleichlauf erneut annähern: Für Schwellenländer wird seit Kurzem endlich wieder ein höheres Wachstum erwartet.
Aber es gibt eine Menge wirtschaftlicher Schwierigkeiten in den aufstrebenden Ländern.
Ja, das stimmt. Doch die Probleme sind zyklischer Natur und nicht strukturell. Ich sehe die Schwellenländer am Boden eines Zyklus, von wo aus es wieder aufwärts geht.
Woher kommt Ihr Optimismus?
Das sind gleich zwei Gründe: Zum einen gibt es einen Trend, den ich als Normalisierung der Weltwirtschaft bezeichne. Wir sind in einem sehr frühen Stadium eines Angleichungsprozesses. Die Schwellenländer werden immer bedeutsamer für die Weltwirtschaft. Denken Sie 30 Jahre zurück. Damals dominierte eine kleine Gruppe von Ländern die Finanzmärkte und den Welthandel. Der überwiegende Teil der Erde nahm an der Weltwirtschaft nicht teil.
Weil er zum Ostblock gehörte oder zu den wenig entwickelten Ländern in Asien, Südamerika und Afrika.
Richtig. Die Welt wurde dominiert von den USA, Westeuropa und Japan, die gerade einmal zehn Prozent der Erdbevölkerung stellen. Das ist eine merkwürdige Struktur. Normal wäre es, wenn die bevölkerungsreichsten Länder den größten Anteil hätten. Mittlerweile bewegen wir uns stetig in Richtung dieser Normalisierung.
Und der zweite Grund?
Der überwiegende Teil der Schwellenländer operiert in einem wesentlich marktfreundlicheren Umfeld als früher. Zum Beispiel lassen die meisten Staaten zu, dass ihre Währung schwankt. Das ist positiv, denn es erlaubt das freie Spiel der Märkte. Dadurch werden Probleme zyklisch und nicht strukturell. Ein strukturelles Problem liegt vor, wenn ein Staat keine funktionierenden Märkte zulässt. Argentinien oder Venezuela sind Beispiele für solche Länder.
Gerade in China als größtem Schwellenland ist ein freies Spiel der Märkte aber kaum möglich.
Es gibt in China vieles, worüber man sich beklagen kann. Die Wirtschaft ist ineffizient und Kapital wird falsch eingesetzt. Aber China kennt seine Probleme und packt Reformen an. Die sind schmerzhaft - zum Beispiel verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum und fast jeder ist deshalb furchtbar pessimistisch. Ich wäre hingegen viel beunruhigter, wenn wir keine Reformen sehen würden. Die Führung Chinas ist sich ganz klar der Herausforderungen bewusst, die vor ihr liegen.
Investor-Info
JPM Em Small Cap
Renditestarke Nebenwerte
Vier Fonds für weltweite Schwellenländeraktien hat JP Morgan im Programm, sie alle entwickelten sich im vergangenen Jahr überdurchschnittlich. Am stärksten stieg 2014 der JP Morgan Emerging Markets Small Cap, er war viertbester von 186 Fonds für globale Schwellenländeraktien. Fondsmanager
Amit Mehta investiert in kleine und mittelgroße Unternehmen aus aufstrebenden Volkswirtschaften. Das Portfolio enthält sehr viele Einzeltitel und ist auch geografisch breit aufgestellt.
JPM Em Opportunities
Unterbewertete Bluechips
Richard Titherington ist für das Portfolio des JP Morgan Emerging Markets Opportunities verantwortlich. Er investiert vorwiegend in Standardwerte und zieht unterbewertete Aktien aus den Schwellenländern Wachstumstiteln vor. Derzeit bevorzugt der Manager Unternehmen aus den Sektoren Informationstechnologie und Konsumgüter. Auch die Finanzbranche ist hoch gewichtet, hat im Portfolio aber einen wesentlich geringeren Anteil als im Vergleichsindex. Der regionale Schwerpunkt liegt momentan auf China, Südkorea und Taiwan.
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Bildquellen: Poppy Berry/JP Morgan