Interview

Neu am Markt: Deutscher Mittelstandsanleihen Fonds

11.11.13 17:38 Uhr

Die Fondsgesellschaft Warburg Invest begibt in Zusammenarbeit mit der KFM Deutsche Mittelstand AG einen Fonds für Mittelstandsanleihen. Finanzen.net führte mit KFM-Vorstand Hans-Jürgen Friedrich diesbezüglich ein Interview.

Finanzen.net: Licht und Schatten liegen bei Mittelstandsanleihen angesichts diverser Unternehmenspleiten in der Vergangenheit nahe beieinander. Mit einem diversifizierten Investment in diese Papiere lässt sich das Verlust- bzw. Ausfallrisiko daher beträchtlich reduzieren. Welche besonderen Highlights bietet Ihrer Meinung nach der „Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds“?
Hans-Jürgen Friedrich:
Die Investmentstrategie des Fonds basiert auf den Anforderungen der Anleger nach Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit. Mit dem Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds partizipiert der Investor an den attraktiven Renditen für Mittelstandsanleihen, ohne das Risiko eines Einzelinvestments eingehen zu müssen. Der Fonds investiert in ein Bündel von Mittelstandsanleihen und strebt bis zu 100 verschiedene Investments in Mittelstandsanleihen in seinem Portfolio an. Kernstück der Fondsauswahl ist das umfassende KFM-Scoring-Modell, mit dem vielfältige qualitative und quantitative Kennzahlen und Faktoren bewertet und anschließend zu einem Gesamturteil zusammengefasst werden. Die jederzeitige Verfügbarkeit der Anleger über ihr investiertes Kapital wird durch das speziell zu diesem Zweck eingeführte Liquiditätsportfolio sichergestellt.

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Wie ist dieses Liquiditätsportfolios zu verstehen und welches Maß an Diversifikation streben Sie mit dem Fonds an?
Die Investmentstrategie des Fonds basiert auf einer festen Struktur: Im Kernportfolio sollen bis zu 75 % des Fondsvolumens in klassische Mittelstandsanleihen investiert werden. Das von der Warburg Invest gemanagte Liquiditätsportfolio soll dagegen bis zu 25 % des Fondsvolumens in börsennotierte festverzinsliche Wertpapiere von Emittenten mit einem höheren Handelsvolumen investieren, die nach Möglichkeit zu den Top-500-Familienunternehmen in Deutschland zählen. Diese Struktur hat zum Ziel, dass gewünschte Rückzahlungen an Anleger des Fonds jederzeit umgesetzt werden können. Dies kommt den ausdrücklichen Wünschen der professionellen Anleger entgegen. Die Höchstgrenze der Anlage in Wertpapiere desselben Emittenten darf gemäß Prospekt bei maximal 10 % liegen. In Zukunft wird der Fonds die Investments noch breiter streuen und strebt eine Begrenzung pro Titel auf 1% an.

Aus welchem Anlageuniversum dürfen die Anleihen für den Fonds grundsätzlich ausgewählt werden?
Im Vordergrund der Anlagepolitik im Kernportfolio stehen börsennotierte Mittelstandsanleihen deutscher Unternehmen, die sich durch Bonität, Wachstum, Nachhaltigkeit und Ertrag auszeichnen. Als Anleihen mittelständischer Unternehmen definieren wir in diesem Zusammenhang alle Anleihen von Emittenten, deren Umsatz kleiner 1 Milliarde Euro ist oder die familien- oder inhabergeführt sind. Für das Kernportfolio kommen daneben nur solche Emittenten in Frage, die Anleihen von weniger als 500 Millionen Euro begeben haben. Alle Emittenten mit einem größeren Anleihevolumen können im Liquiditätsportfolio berücksichtigt werden.

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Was können Sie interessierten Anlegern bezüglich der Risikoeinstufung des neuen Fonds für Mittelstandsanleihen an die Hand geben?
Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds ist aufgrund seiner Diversifikation und geringeren Schwankungsbreite in die Risikoklasse 3 eingestuft worden (Skala 1 – 7; wobei 1 = geringeres Risiko und 7 = höheres Risiko).

Bei der Auswahl konkreter Mittelstandsanleihen greift das Fondsmanagement auf das von Ihrer Gesellschaft entwickelte Analyse-Tool „KFM-Scoring“ zurück. Können Sie dessen Funktionsweise, Besonderheiten und Vorteile kurz erläutern?
Das KFM-Scoring betrachtet die Mittelstandsanleihen allumfassend sowohl sachlich als auch zeitlich. Es analysiert in einem ersten Schritt unter anderem die Bedingungen der Emission sowie den Marktpreis der Anleihe sowie das Vorgehen des Emittenten bei der Platzierung der Anleihe. In einem zweiten Schritt untersucht es die Qualität des Unternehmens, d.h. das zugrundeliegende Geschäftskonzept und die Aussagen des Unternehmens zur zukünftigen Planung und die sich daraus ableitenden Wahrscheinlichkeiten zur Zahlungsfähigkeit der Zinsen und zur Rückzahlung der Anleihe etc. Aus beiden Analysen ergeben sich Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen, die nachfolgend im Anlageausschuss des Fonds gewürdigt werden. Das KFM-Scoring orientiert sich an den Anforderungen des Mittelstandsanleihenmarktes und nimmt in diesem Zusammenhang die Perspektive eines klassischen Kreditbankers ein. So berücksichtigt es zum Beispiel auch die stillen Reserven mittelständischer Unternehmen, die nach HGB nicht ausgewiesen werden dürfen oder die Planzahlen aufgrund einer Wachstumsfinanzierung. Aber auch die Eigenarten des Anleihemarktes für mittelständische Unternehmen, wie Bekanntheitsgrad des Emittenten oder Einbeziehung der Kunden des Emittenten bei der Platzierung der Anleihe werden betrachtet.

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Wie darf man sich die konkrete Auswahl und Gewichtung einer aufgenommenen Mittelstandsanleihe vorstellen. Welcher Anteil ist dabei auf den Faktor Mensch und welcher Anteil auf den Faktor Computer zurückzuführen?
Die letztendliche Auswahl und Gewichtung der Mittelstandsanleihe erfolgt im Anlageausschuss des Fonds. Hier werden die Empfehlungen des KFM-Scoring zusammengetragen, gewürdigt und anhand der Portfoliostrategie eingeordnet. Sollten die Empfehlungen aus dem KFM-Scoring sowohl aus der Sicht der Anleihe als auch aus der Sicht des Unternehmens einhellig sein, dann wird der Anlageausschuss dieser Empfehlungen folgen. Sollten sich die Analyseergebnisse aus dem KFM-Scoring zwischen der Betrachtung aus Anleihesicht und aus Unternehmenssicht unterscheiden, wird der Anlageausschuss in einer individuellen Betrachtung alle Einzelkriterien noch einmal würdigen und dann eine einheitliche Beurteilung vornehmen.

Auf Basis des KFM-Scoring-Modells wurde ein fiktives Musterdepot angelegt. Welche Anlageergebnisse hat dieses seit seinem Start erzielt und welche Renditen dürfen Anleger künftig erwarten?
Mit dem seit dem 15. September 2010 geführten Musterdepot wurde im Kernportfolio – ohne Berücksichtigung des auf Sicherheit ausgerichteten Liquiditätsportfolios - eine Rendite von 8,09 % p.a erreicht. In den letzten beiden Jahren lag diese Rendite im Musterdepot bei durchschnittlich über 10% p.a. Die Zielrendite des Fonds liegt in einem Korridor von 5 % bis 6 % im Jahr.

Zum Schluss noch zwei Fragen: Welche Fondskosten fallen beim Kauf an und wie kann der Fonds konkret erworben werden?
Interessierte Investoren können den Fonds direkt über die Börse Frankfurt zeichnen. Hierzu ist die Angabe der Wertpapierkennnummer (A1W5T2) nötig. Wertpapierkauforder werden in der Regel von allen Banken und Sparkassen sowie Online-Banken entgegengenommen und ausgeführt. Der Anleger kann in der Zeichnungsphase die Fondsanteile ohne Ausgabeaufschlag erwerben. Die Zeichnungsphase an der Börse Frankfurt endet am 22.11.2013 um 14:30 Uhr. Ab dem 02.12.2013 soll der Fonds in den Xetra-Handel aufgenommen werden.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Friedrich.

Zur Person:

Hans-Jürgen Friedrich, geboren 1960 in Marburg, ist gelernter Bankkaufmann mit MBA-Studium. Als ehemaliger Bankdirektor unterstützte er seit 2003 verschiedene mittelständische Unternehmen bei der Beschaffung von Finanzierungen über Banken und Kapitalmärkte. Als Emissionsberater sicherte er vielen Unternehmen die Strukturierung, Konfektionierung, Prospektierung und Platzierung von Wertpapieremissionen im Volumen von über 500 Millionen Euro.